Der deutsche Mittelstand lockt die französischen Genossen

Crédit Mutuel baut das Beteiligungsgeschäft aus - CIC Capital setzt auch auf Minderheiten - Mit Evergreen-Struktur ohne Exit-Druck

Der deutsche Mittelstand lockt die französischen Genossen

Von Walther Becker, FrankfurtCIC Capital – klingt nach chinesischem Staatsfonds, ist aber keiner. Hinter der Beteiligungsgesellschaft steht die französische Finanzgruppe Crédit Mutuel, zu der in Deutschland die Targobank zählt. Die Franzosen betreiben ihr Direktbeteiligungsgeschäft als CM-CIC Investissement. Jenseits der Grenzen tritt sie unter dem griffigeren Namen CIC Capital auf, erläutert Sébastien Neiss, der Deutschland-Geschäftsführer.CM-CIC Investissement biete mittelständischen Unternehmen Lösungen in der ganzen Palette der Eigenkapitalfinanzierung. “Wir investieren ausschließlich Mittel der Crédit Mutuel Alliance Fédérales”, sagt Neiss. Der 47-Jährige ist seit 2016 bei CM-CIC und leitet das neue Frankfurt Büro. Davor war er zehn Jahre bei der zur Crédit Agricole zählenden Sodica. Ihm zur Seite stehen der von der Nord Holding gekommene Pascal Keck und Carsten Schindler, der zuvor für M Cap Finance tätig war. Die Zahl der Professionals soll demnächst auf sechs steigen.Im Fokus hat CIC Unternehmen mit mindestens 20 Mill. Euro Umsatz, die möglichst “Marktführer in einer Nische” sein sollen. Der Eigenkapitaleinsatz betrage 5 Mill. bis 30 Mill. Euro je Transaktion. Die Fremdfinanzierung stamme “gegebenenfalls” von anderen Banken. In Frankreich können die Tickets auch größer sein. CIC Capital arbeite eigenständig in Investmententscheidungen, betont der Deutschland-Statthalter, Renditeziele werden nicht genannt. Die durchschnittliche Haltedauer lag 2018 bei mehr als sieben Jahren. Im vorigen Jahr wurde für 500 (i.V. 700) Mill. Eigenkapital investiert, denen Exits von 400 (500) Mill. Euro gegenüberstanden. Breite PaletteGewartet hat der Mittelstand nicht unbedingt auf den Eigenkapitalanbieter. Im deutschen Markt tummelt sich der Crédit Mutuel in einem Segment, in dem etwa Hannover Finanz 40 Jahre Vorsprung hat. Auch die Genossen in Deutschland sind mit VR Equitypartner in dem Segment tätig sowie etwa SüdBG, BWK oder BayBG. “Wir suchen mittelständische Unternehmen, die profitabel wachsen, und bieten Minderheits- und Mehrheitsbeteiligungen allein oder mit Co-Investoren an, aber auch Buy-outs, Wachstumskapital, die Finanzierung von Gesellschafterwechseln sowie Nachfolgeregelungen bis hin zu Konzernabspaltungen.” Mit Frühphasenfinanzierungen und Restrukturierungen beschäftigt sich CIC Capital hierzulande nicht. Im Portfolio ist die Champagnermarke Piper-Heidsieck klar am besten bekannt, die Flammkuchen von Stoeffler oder Kleidung von Armor Lux kennen Frankreich-Urlauber vielleicht auch. Es sind auch noch mehrere Weingüter und Champagnerproduzenten dabei.Auch Neiss weiß, dass der Wettbewerb im Private-Equity-Geschäft in Deutschland hart ist, aber er ist zuversichtlich, mit seinem Angebot im Mittelstand landen zu können. Die Franzosen sind von ihrem Heimatmarkt, wo Crédit Mutuel mit den Genossenschaftsbanken als Gesellschaftern tief verwurzelt ist, anderes gewohnt – und vergleichsweise verwöhnt. “Dort betreiben alle Banken ein Beteiligungsgeschäft, auch und gerade mit Minderheiten, der Markt ist acht- bis zehnmal größer als in Deutschland.” Und CM-CIC nehme dort die Führungsrolle ein.Mit rund 360 Referenzen glaubt Neiss auch hierzulande punkten zu können. “Mehrheitsbeteiligungen sind nicht unser Kerngeschäft, aber auch solche Buy-outs sind möglich.” Gerne arbeite CIC Capital mit Familienunternehmen – etwa in Form von Owner-Buy-outs, in denen Altgesellschafter sich rückbeteiligen. “Wir begleiten unsere Unternehmen aktiv und verstehen uns als Sparringspartner des Managements”, sagt Neiss. “Da wir als Minderheitsgesellschafter keine Kontrolle anstreben, ist das Wichtigste ein Management, dem wir vertrauen und mit dem wir uns gut austauschen.”Vier Beteiligungen hat er bisher seit 2017 im Portfolio: Centogene (Gesundheit), eine Minderheitsbeteiligung, WAG (Verpackung), wo es um eine Nachfolge ging, Auxilium (Gesundheit), eine Wachstumsfinanzierung als Minderheit, und die in Energie und Entsorgung tätige Brüning, ebenfalls minderheitlich. An die Deals komme man über M&A-Berater und strukturierte Prozesse, teilweise auch exklusiv. “Wir wollen bis zu vier Beteiligungen im Jahr eingehen”, sagt Neiss. Mit der langfristigen Perspektive eines fondsunabhängigen Evergreen-Ansatzes sei CM-CIC seit 35 Jahren gut gefahren. So arbeite man ohne Druck: Da ausschließlich Mittel der Bank eingesetzt werden, gibt es keine Fonds, die in einer gewissen Zeit investiert sein müssen, und keine Investoren, die dann Verkaufserlöse erwarten.CM-CIC hat alles in allem mehr als 3,0 Mrd. Euro Eigenkapital investiert. Crédit Mutuel hatte sie vor 20 Jahren übernommen und ist selbst als “Bank für Unternehmen” seit 120 Jahren tätig. Als CIC Capital tritt CM-CIC inzwischen in Kanada (Montreal und Toronto), den USA (New York, Boston), Deutschland, der Schweiz (Genf, Zürich) und London auf.