ASIATEN KAUFEN IN EUROPA EIN

Der Durst wird größer

Asahi lanciert zweitgrößten Deal des Jahres für Japan Inc. im Ausland - Stolze Bewertung für die SAB-Miller-Biermarken in Osteuropa

Der Durst wird größer

Von Walther Becker, FrankfurtPilsner Urquelle wird japanisch. Das Kartellrecht verhilft Asahi in die weltweite Spitzengruppe der Brauereien aufzusteigen, die aus AB Inbev/SAB Miller, Heineken und Carlsberg besteht. Mit 7,7 Mrd. Dollar ist es der zweitgrößte Deal des Jahres aus Nippon heraus. Mit Abstand vorn liegt der britische Chipdesigner ARM Holdings, für den Softbank 31,6 Mrd. Dollar bietet.Asahi hat in der Auktion mit einem stolzen, strategischen Preis triumphiert: Für Pilsner Urquell in Tschechien, Tyskie und Lech in Polen sowie Dreher in Ungarn zahlen die Japaner das 15-Fache des Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda). Asahi rückt damit zur Nummer 3 in Osteuropa auf und steigert den Anteil ihres Auslandsgeschäfts von etwa einem Sechstel auf circa 25 %. Der Konzern, der AB Inbev auch schon Peroni/Grosch abgekauft hatte, finanziert mit neuen Bankkrediten.Japanische Investoren gelten als fokussiertere, diszipliniertere und verlässlichere Bieter verglichen mit Interessenten aus China, die sich bislang sehr breit in Europa umgeschaut haben. Auch Softbank ist bereit, tief in die Tasche zu greifen. Dort wird der 24-fache Jahresumsatz und 57-mal der Nettogewinn berappt. Der ARM-Deal ist die größte Akquisition eines japanischen Unternehmens in Europa und überflügelt den Kauf von Gallaher durch Japan Tobacco 2007. In der Getränkeindustrie hatte Suntory den größten Expansionsschritt über die Grenzen hinaus gewagt: 2014 wurde für 16 Mrd. Dollar inklusive Schulden der Whiskyproduzent Beam geschluckt – und dafür wurden das 20-fache Ebitda fällig. Der Getränkekonzern aus Osaka stieg zum weltweit drittgrößten Spirituosenanbieter auf. Weil verbrauchernahe Märkte angesichts der alternden und schrumpfenden Bevölkerung auf der Stelle treten, suchen die Unternehmen ihr Heil im Ausland – auch über Akquisitionen – und wollen ihre Konsumenten mit attraktiven, etablierten internationalen Marken ködern. Höhere PrämienWenn sich japanische Konzerne für M & A im Ausland entscheiden, dann wollen sie es wissen – und zahlen in den meisten Fällen auch mehr. Nach einer Dealogic-Erhebung für die Jahre von 2000 bis 2015 wurde im Schnitt eine Prämie von 27 % auf den Vortagesschlusskurs des Ziels offeriert, das sind fünf Prozentpunkte mehr als der globale Durchschnitt. Insofern ist auch die Erfolgsquote deutlich höher. Doch Ashai wird angesichts des nicht gerade überschäumend wachsenden Bierkonsums die teuer übernommenen Marken aufmotzen müssen und an der Preisschraube drehen.Die Aktivitäten ausländischer Bieter in Japan sind deutlich kleiner. Größter Deal des Jahres “inbound” ist die Übernahme des angeschlagenen Sharp-Konzerns durch Foxconn, den iPhone-Bauer aus Taiwan, für 3,5 Mrd. Dollar plus 4,5 Mrd. Dollar Schuldenübernahme. Im vorigen Jahr hatten die französische Vinci und Orix für 13,6 Mrd. Dollar den New Kansei Airport vom Staat erworben. Danach wird der M & A-Markt in dem Land recht kleinteilig.Dass der Übernahmeappetit im Ausland überschaubar ist, liegt auch an den Erfahrungen, die dort mit M & A gemacht worden sind. So ist der Kauf von Westinghouse für Toshiba für 5,4 Mrd. Dollar vor zehn Jahren alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Und Lixil tat sich mit Grohe, die chinesische Aktivitäten mitbrachte, keinen Gefallen. Das kann auch fürs Bier gelten: Kirin, der zweitgrößte Bierbrauer in Japan, der 2011 Schincariol, die Nummer 2 in Brasilien geschluckt hatte, rutschte nach den Problemen in dem lateinamerikanischen Land sogar erstmals in die Verlustzone.—– Wertberichtigt Seite 8