Der Kampf um den „Daily Telegraph“
Der Kampf um den „Daily Telegraph“
Der Kampf um den „Daily Telegraph“
Daily Mail General Trust will Zeitungsgruppe für 500 Mill. Pfund übernehmen
Von Andreas Hippin, London
Der konservative „Daily Telegraph“ könnte schon bald einen neuen Eigentümer haben. Der Daily Mail & General Trust (DMGT) würde das Blatt samt der dazugehörigen Sonntagszeitung gerne für 500 Mill. Pfund übernehmen. Geht es um Medienmacht, wäre der auch als Lord Rothermere bekannte DMGT-Chairman Jonathan Harmsworth danach so einflussreich wie Rupert Murdoch zu dessen Glanzzeiten.
Allerdings muss Kulturministerin Lisa Nandy einem solchen Deal zustimmen. Man werde das unter Berücksichtigung des öffentlichen Interesses und der Regeln, die den Einfluss anderer Staaten auf Medien eindämmen sollen, prüfen, hieß es aus ihrem Haus. Tatsächlich dürfte man wenig erfreut sein, dass ein starker Player entsteht, der den politischen Gegnern der Labour-Regierung nahesteht.
Von wegen „rechtsgerichtet“
In ersten Medienreaktionen auf den geplanten Zusammenschluss war viel von „rechtem Lager“ und „rechtsgerichtet“ die Rede. Dabei handelt es sich beim „Telegraph“ um das Leib- und Magenblatt der Tories, die wohl immer noch dem demokratischen Spektrum zuzurechnen sind. Die „Daily Mail“ hat sich dem Sensationalismus verschrieben, prangert mitunter aber auch Rassismus und Frauenfeindlichkeit an. Darin unterscheidet sie sich nicht groß von „Bild“ in Deutschland.
Lord Rothermere hat eine glückliche Hand bewiesen. Statt in ein Wettbieten einzutreten, wartete er das Einschreiten der Regierung gegen eine Übernahme durch ein Joint Venture des US-Finanzinvestors Redbird mit der von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi kontrollierten IMI ab. So wird es für DMGT billiger, den „Telegraph“ zu übernehmen. Dass es überhaupt zu diesem Hin und Her kam, ist den Finanzschwierigkeiten der Barclay-Familie zu verdanken.
Lloyds platzt der Kragen
Redbird IMI hatte den „Telegraph“ und das Magazin „The Spectator“ für 600 Mill. Pfund von der Lloyds Banking Group erworben. Das Institut hatte sich die Titel zuvor im Streit mit der Barclay-Familie um nicht zurückgezahlte Kredite gesichert. Die noch vor der Finanzkrise von HBOS vergebenen Kredite waren schließlich bei der schottischen Großbank gelandet.
„The Spectator“ ging für 100 Mill. Pfund an den konservativen Hedgefonds-Betreiber Paul Marshall, der auch in den Sender GB News investiert hat. Marshall wurde auch Interesse an „The Telegraph“ nachgesagt. Auch die von David Montgomery geführte Regionalzeitungsgruppe National World und der Eigentümer der „New York Sun“ galten einmal als mögliche Käufer.
Cardinale gibt auf
Gerry Cardinales Redbird gab diesen Monat den Versuch auf, die Übernahme im Alleingang zu stemmen. Ihm wurde Nähe zu China unterstellt, was Ängste vor Einflussnahme auf die Berichterstattung auslöste. Der Newsroom des „Telegraph“ setzte gegen den unerwünschten Käufer durch. Mit Rothermere hätte man dort weniger Probleme. Gefährdet das die Medienvielfalt? Sicher nicht. Es gibt traditionell ein Übergewicht konservativer Printmedien. Dem stehen von Labour dominierte Rundfunkmedien gegenüber.
