Der Kronprinz
bl – Mit seinen stahlblauen Augen, seinem eleganten Auftreten und seiner gertenschlanken Gestalt könnte Wolfgang Bernhard (53) gut als Filmschauspieler durchgehen. Der gebürtige Allgäuer ist jedoch einer der erfolgreichsten deutschen Automanager und gilt als möglicher Nachfolger von Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der anerkannte Sanierer ist ein Mann mit Ecken und Kanten, der keinem Konflikt aus dem Weg geht. Das hat ihm in seiner bisherigen Karriere bisweilen geschadet.Den Großteil seines Berufslebens hat der Wirtschaftsingenieur, der in Darmstadt studierte, an der Columbia University von New York seinen MBA machte und in Frankfurt zum Dr. rer. pol. promovierte, im Pkw-Sektor verbracht. Der frühere McKinsey-Manager war Chef der Daimler-Kaderschmiede AMG, ging dann mit Zetsche zur Sanierung von Chrysler, wo er Vorstand wurde, in die USA und rückte in den Vorstand bei DaimlerChrysler ein. Ein Streit mit Konzernchef Jürgen Schrempp verhinderte, dass er Mercedes-Benz-Boss wurde.Bernhard ging zu VW, wurde Chef der Marke und überzeugte erneut als Sanierer. Doch auch hier schied er im Unfrieden. Nach einer kurzen Episode beim Finanzinvestor Cerberus kehrte er 2009 zu Daimler zurück, wo Bernhard 2010 Produktionschef der Pkw-Sparte wurde. Seit April 2013 leitet er die Nutzfahrzeugsparte. Es war sicher nicht sein Wunschposten, doch er kniet sich rein und bemüht sich auch sehr um ein gutes Verhältnis zum Betriebsrat. Es war schließlich dessen Vorsitzender Erich Klemm, der den Wechsel Bernhards zur Nutzfahrzeugsparte zur Bedingung für die Zustimmung der Arbeitnehmer zur Vertragsverlängerung von Zetsche gemacht hatte.Sollte sein Förderer Zetsche nach Ablauf seines Vertrages 2016 gehen müssen, gilt Bernhard als der Favorit. Würde Zetsches Vertrag aber verlängert, dürfte es eng werden für den verheirateten Vater eines Sohnes, der in seiner Freizeit gern läuft und bergwandert.