"Der Markt läuft gut für uns"
swa Frankfurt – Mitten in der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Freitag kam die frohe Botschaft bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY an: Sie ist von 2020 an neuer Abschlussprüfer der Deutschen Bank. Dass man als Sieger aus dem harten Rennen mit dem Wettbewerber PwC hervorgegangen ist, sorgt für große Zufriedenheit in der Organisation.EY wird Personal aufbauen für das neue Prestigemandat, kündigt Deutschlandchef Hubert Barth an. Doch der Manager verweist auf die globale Präsenz des neuen Kunden, so dass nicht allein die deutschen Teams gefordert seien. Seit zwei Jahren bereits habe sich die Gruppe weltweit auf die Ausschreibung vorbereitet. Anders als bei Siemens vor neun Jahren hat die Prüfungsgesellschaft nun aber auch ausreichend Vorlauf, um sich für die neue Aufgabe zu rüsten, erklärt Julie Linn Teigland, die bei EY für die Regionen Deutschland, Schweiz und Österreich verantwortlich ist. Beim Münchner Technologiekonzern waren es gerade mal drei Wochen zwischen Zuschlag und Beginn der Prüfung.Barth bekräftigt das Ziel, im Dax und bei börsennotierten Unternehmen insgesamt zum Marktführer in der Abschlussprüfung aufzusteigen. Im Dax 30 hat EY mit dem neuen Mandat der Deutschen Bank auf fünf erhöht. Dazu gehören Beiersdorf, Siemens, Heidelberg Cement und Wirecard, wobei sich EY vom Zementkonzern im Zuge der Pflichtrotation verabschieden muss. Ergattern konnte EY auch das Mandat der Commerzbank, die aber nicht mehr im obersten Börsenindex geführt wird. Ziel sei nach wie vor, mindestens sechs Dax-Mandate zu erlangen. Im Mittelstand betrachtet sich die Gruppe bereits als Marktführer in der Wirtschaftsprüfung. KerngeschäftBarth bekräftigt, dass die Wirtschaftsprüfung weiterhin Kerngeschäft bleibe. EY habe mit diesem Segment und der Steuerberatung, wo die Organisation Marktführerin in Deutschland ist, zwei Blöcke, auf die jeweils rund ein Drittel des Umsatzes entfalle. Dies sei stabiles wiederkehrendes Geschäft auch in konjunkturschwachen Zeiten, so dass wirtschaftliche Abschwungphasen abgefedert würden. Die Unternehmens- und Transaktionsberatung dagegen sei volatiler.Im vergangenen Geschäftsjahr hat sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr abgeschwächt, was Barth aber vor allem auf Abrechnungszyklen von Aufträgen zurückführt. Der Umsatz kletterte um 7,7 % auf knapp 2 Mrd. Euro, was der Manager als “absolut” zufriedenstellend bezeichnet. “Der Markt läuft gut für uns in allen Geschäftsbereichen”, unterstreicht er. Das organische Wachstum beziffert er auf 5,2 %. Im laufenden Turnus rechnet er mit vergleichbarer Dynamik.Größtes Segment ist die Steuer- und Rechtsberatung, wo der Umsatz zuletzt um fast 9 % auf 685 Mill. Euro vorankam. EY habe weitere Marktanteile dazugewonnen. Überdurchschnittlich war nach wie vor die Nachfrage nach grenzüberschreitender Steuerplanung und -strukturierung und nach Steuerberatung im Zuge von Unternehmenstransaktionen, heißt es. Deutlich gewachsen ist EY hierzulande auch in der Transaktions- und Unternehmensberatung, die zuletzt mit einigen Akquisitionen unterstützt wurde. Große Transformationsprojekte und Umstrukturierungen treiben hier das Wachstum sowie M&A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung.