Automobilindustrie

Der Vorstand von Mercedes-Benz wird etwas optimistischer

Der Autohersteller rechnet nun für das gesamte Jahr mit einer operativen Marge im Pkw-Geschäft in der Nähe von 14%. Das soll mit weiterhin hohen Verkaufspreisen gelingen.

Der Vorstand von Mercedes-Benz wird etwas optimistischer

Vorstand von Mercedes-Benz wird etwas optimistischer

Finanzchef Wilhelm erwartet Pkw-Marge nahe 14 Prozent – „Wir wollen nicht am Preiskampf teilnehmen“

jh München

Der starke Start ins Jahr stimmt den Vorstand von Mercedes-Benz etwas zuversichtlicher für die Geschäftsentwicklung im gesamten Turnus. Für die in der Branche viel beachtete Marge im Pkw-Segment erwartet Finanzchef Harald Wilhelm nun einen Wert am oberen Ende der angepeilten Spanne von 12 bis 14%. Er begründete seinen Optimismus in einer Telefonkonferenz mit Journalisten mit „einer anhaltend guten Preisdurchsetzung, dem Produktmix und der Kostendisziplin“. Damit habe der Autohersteller die gestiegenen Kosten überkompensiert, unter anderem für Material, Energie und Personal.

Im ersten Quartal erzielte Mercedes-Benz, wie vor einer Woche berichtet, eine um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von 14,8 (i.V. 16,4)% im Segment Cars (Pkw und Vans für Privatkunden). Da die Erwartungen im Markt klar übertroffen wurden, veröffentlichte das Unternehmen einige Ertragszahlen vorab, auch für das Geschäft mit Transportern (vgl. BZ vom 22. April).

Das Segment Vans steigerte die bereinigte Ebit-Marge auf 15,6 (12,6)% und verhalf dem Konzern-Ebit maßgeblich zu einem Zuwachs um gut 5% auf 5,5 Mrd. Euro. Das veranlasste den Vorstand, die Jahresprognose für die Vans um 2 Prozentpunkte auf die Spanne von 11 bis 13% zu erhöhen. Im Zusammenhang mit Spekulationen über eine Abspaltung des Segments betonte Wilhelm: „Vans haben einen sehr guten Platz im Portfolio von Mercedes-Benz.“ Und es sei gut, die Vans in einem Portfolio mit Autos zu haben. Am 16. Mai will sich das Unternehmen zur künftigen Strategie für die Transportersparte äußern.

Wegen der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten gilt für das Konzern-Ebit in diesem Jahr weiterhin die Erwartung, dass es sich um 5 bis 15% reduziert. Der Finanzvorstand rechnet nun allerdings damit, dass das Ergebnis nah an den 20,5 Mrd. Euro des Vorjahres liegen wird, was sich als erwarteter Rückgang um etwa 5% interpretieren lässt.

„Eine andere Profitabilität“

Wilhelm betonte, die Umsatzrendite sei von Januar bis März im sechsten Quartal in Folge zweistellig gewesen, und wies darauf hin, dass der Absatz noch unter dem Wert von 2019 liegt. „Aber wir haben jetzt eine andere Profitabilität“, fügte er hinzu. Entgegen einigen Analysten und anderen Branchenbeobachtern zeigt er sich davon überzeugt, dass Mercedes-Benz auch im weiteren Verlauf dieses Jahres hohe Verkaufspreise durchsetzen kann. „Wir wollen nicht am Preiskampf teilnehmen“, antwortete er auf eine Frage nach den Preissenkungen für die Elektroautos von Tesla und von anderen Konkurrenten im unteren Segment.

Mercedes-Benz wolle sich mit den Produkten im Markt klar von den Konkurrenten differenzieren und dafür „vernünftige Preise“ erzielen. „Wir sind nicht auf Volumenwachstum fokussiert“, bekräftigte Wilhelm. „Wir haben aber auch nicht die Absicht zu schrumpfen.“

In Europa seien die Auftragseingänge verhalten, in den USA blieben sie auf einem guten Niveau, berichtete der Finanzvorstand. „In China kehrt die Dynamik zurück.“ Das Geschäft in Russland hat Mercedes-Benz in diesen Tagen an den heimischen Investor Avtodom verkauft. Das werde voraussichtlich in diesem Quartal einen negativen Effekt in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrags für das Segment Mobility haben, kündigte Wilhelm an. Er bestätigte, dass Mercedes-Benz eine Rückkaufoption besitzt. Angesichts der politischen Lage hält es der Finanzchef allerdings für unrealistisch, diese zu nutzen.

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