Der Weg von Washtec zum Börsenstar

Augsburger Hersteller von Autowaschanlagen bietet Stabilität in unsicheren Zeiten - Prognose erhöht

Der Weg von Washtec zum Börsenstar

Was liebt die Börse? Wer eine Antwort sucht, der sollte einen Blick auf Washtec werfen. Die Anleger gestehen der Aktie eine hohe Sicherheitsprämie zu.Von Michael Flämig, MünchenDer Kurs des Autowaschanlagenherstellers Washtec, der am Montag seine Prognose aufstockte, notierte in der vergangenen Woche auf dem Allzeithoch von 37,14 Euro. Seit Anfang vergangenen Jahres hat er sich fast verdreifacht. Vorstandsvorsitzender Volker Zimmermann frohlockte im Frühjahr, für Aktionäre sei 2015 erfolgreicher gewesen als jedes andere Jahr seit der Notierungsaufnahme 1997. In diesem Jahr geht es weiter nach oben, das Plus seit Jahresanfang beträgt schon 20 %. Welche Faktoren treiben Washtec?Das Einhalten oder gar Übertreffen von Prognosen ist Voraussetzung für den Erfolg. Washtec erfüllt diese Anforderung. Das Management erwartet seit Montag ein Umsatzplus von 5 % (bisher mehr als 3 %) und eine zweistellige Ebit-Rendite. Damit werden Erlöse und Gewinn wie im Vorjahr deutlich zulegen (siehe Grafik). Aber die Kursreaktion – die Notierung schwankte um den Vortageswert – zeigte zugleich: Derlei Übungen sind Pflicht, noch nicht die Kür.Dass ein Wert wie Washtec derart zum Börsenliebling geworden ist, lässt sich primär mit einer Vorliebe der Anleger in turbulenten und wachstumsschwachen Zeiten erklären. Sie suchen sichere Häfen. Die Augsburger Washtec bietet dies. Ihr defensives Geschäftsmodell liefert Stabilität und eine hohe Verzinsung. Rezept gegen NullzinsleidGanz oben für die Aktionäre steht dabei die Ausschüttung. Die Verzinsung auf den Jahresschlusskurs 2015 beträgt bei einer Dividende von 1,70 Euro je Aktie satte 5,5 %. Der Gewinn floss praktisch vollständig an die Anteilseigner, hinzu kamen Aktienrückkäufe. In der Zukunft soll die Ausschüttungsquote hoch bleiben, Washtec avisiert 80 %. Einerseits kann sich der Vorstand dies leisten, weil es reichlich frei verfügbare Mittel gibt angesichts geringer Investitionen und fehlender M & A-Notwendigkeit. Die Eigenkapitalquote ist mit 35 % komfortabel. Andererseits ist die Freigiebigkeit Folge einer Rebellion der Aktionäre zu Beginn des Jahrzehnts gegen ein Management, das die Aktionäre mit 0,12 Euro pro Aktie abspeiste.Ebenso wichtig: Ein Umsatz- und Ergebniswachstum ist plausibel. Denn der Autoboom lässt die Zulassungen wachsen. Zusatzchancen bietet Nordamerika, weil der Washtec-Marktanteil mit 10 % niedrig ist. Zwar gab es dort wiederholt Bauchlandungen, doch nun scheint ein Rezept gefunden zu sein für den kleinteiligen Markt. Was treibt die Washtec-Profitabilität? Das Modell ist global skalierbar, und der Service-Umsatz wächst beständig.Zudem schafft eine neu installierte Führung Vertrauen. Zimmermann bringt als Ex-Chef der Nutzfahrzeugsparte von Knorr-Bremse viel Erfahrung mit. Eingestellt hat ihn Günter Blaschke, der den Küchengerätehersteller Rational zum Aktionärsliebling machte.Ein Problem allerdings bleibt: Der Streubesitz ist gering, die Handelbarkeit der Aktie limitiert.