Deutsche Glasfaser will frisches Geld einsammeln
Von Heidi Rohde, FrankfurtDie Deutsche Glasfaser will sich mit frischem Fremdkapital für die nächste Wachstumsphase rüsten und dabei auch den Kreis der kreditgebenden Banken erweitern. Wie Unternehmenschef Uwe Nickl im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte, beginnen “im September die Verhandlungen über eine neue Finanzierungsrunde, bei der wir in der Fremdfinanzierung deutlich über 1 Mrd. Euro anstreben”. Bisher liegt der entsprechende Kapitalrahmen des 2013 gegründeten Glasfasernetzbetreibers bei 650 Mill. Euro.Die Gesellschaft, hinter der die niederländische Reggeborgh und seit 2015 der Finanzinvestor KKR stehen, stößt angesichts ihrer validen Infrastruktur-Assets bei Finanzinstituten zunehmend auf offene Ohren. 13 Banken haben Interesse gezeigt, dem schnell wachsenden Unternehmen Geld zu leihen, darunter federführend die Hamburg Commercial Bank, die bereits in der vorausgegangenen Finanzierungsrunde einen Beitrag von 150 Mill. Euro gemeldet hatte. Dem Vernehmen nach ist außerdem die KfW an Bord und auch die ING will sich engagieren.Der Glasfaser-Anbieter, der sich ähnlich wie der – ebenfalls durch Private Equity gestützte – Wettbewerber Inexio auf den Ausbau in unterversorgten ländlichen Räumen konzentriert, hat die Schlagzahl inzwischen kräftig erhöht. “Wir schließen derzeit pro Monat 15 000 Haushalte an unser Netz an”, so Nickl. Die Gesamtreichweite (homes passed) verläuft sich auf nunmehr 500 000 Haushalte. “Demnächst werden wir unseren 300 000. Vertragskunden anschließen.” Damit kommt die Deutsche Glasfaser insgesamt auf eine Anschlussrate von 60 %. Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt bei Glasfaseranschlüssen in Deutschland, der aktuell bei rund 37 % liegt.Die Bundesnetzagentur hatte zuletzt auf eine noch geringe Nachfrage nach den hochbitratigen Anschlüssen hierzulande hingewiesen, aber davon will Nickl nichts hören. “Echte Glasfaseranschlüsse” sollten nicht mit Übergangstechnologien, wie sie die Telekom mit VDSL und Vectoring (Aufrüstung von Kupferkabel auf der letzten Meile) bereitstellt, in einen Topf geworfen werden, meint der Manager. Nachfrage nach BandbreiteEr verweist darauf, dass die Deutsche Glasfaser in der Vorabvermarktung Vertragsabschlüsse von 40 % in einem Gebiet sicherstellt, “bevor wir dort ausbauen”. Eine solche Anschlussrate ist also bei der Deutschen Glasfaser das Minimum. Hinzu kommt: 34 % der Kunden entscheiden sich für einen Anschluss von 600 Mbit/s, obwohl das Unternehmen Bandbreiten von 200 und 400 Mbit/s günstiger anbietet.”Wir müssen wegkommen von ewigen Fragen, ob wir diese Bandbreiten eigentlich brauchen”, betont der Manager. Er gibt sich überzeugt, dass auch in diesem Fall die ökonomische Theorie greift, dass sich eine Infrastruktur ihre Verkehrsnachfrage schafft und entsprechende Geschäftsmodelle von selbst entstehen.Letzteres muss sich noch zeigen, denn das Gros aller Kunden bei Deutsche Glasfaser sind bisher Privatkunden. Deren lebhafte Nachfrage verhilft dem Unternehmen zu einem rasanten Umsatzwachstum. Im vergangenen Jahr sind die Konzernerlöse um 64 % angeschwollen, von 39,9 Mill. Euro 2017 also auf rund 65 Mill. Euro. Allerdings erfordert das kapitalintensive Geschäft noch eine erhebliche Skalierung, bevor je die Gewinnzone erreicht werden kann. “Wir müssen unsere Effizienz steigern”, formuliert Nickl und meint damit insbesondere die Auslastung der Netze.Dabei setzt der Unternehmenschef darauf, binnen Jahresfrist die kritische Größe zu erreichen, um für einen “A-Brand” als Plattform interessant zu werden. Als solchen bezeichnet Nickl große Player wie Telekom, Vodafone oder 1&1. Denn flächendeckend ausbauen kann auch die Deutsche Telekom hierzulande nicht. Der Konzern ist gerade dabei, sich im Glasfasergeschäft für Partner zu öffnen und hat ein Joint Venture mit EWE Tel gegründet, für den gemeinsamen Bau und Betrieb eines Glasfasernetzes, das ebenfalls an Dritte vermietet werden soll. “Open Access” ist ein Geschäftsmodell, das die Deutsche Glasfaser von Anfang an verfolgt hat. Mit einigen lokalen Anbietern bestehen dabei bereits Verträge, ein “A-Brand” würde dem Geschäft naturgemäß mehr Schub geben.Nickl geht auch davon aus, dass sich die geplante Übernahme von Unitymedia durch Vodafone “auf die Nachfrage bei uns positiv auswirken kann”, wenn etwa Vodafone einem Kunden ein Komplettangebot machen will, den die Kabelnetze nicht erreichen; das ist insbesondere in ländlichen Räumen der Fall. Fragmentierter MarktDer Markt alternativer Festnetzanbieter ist hierzulande noch recht fragmentiert. Private Equity hat erst vor wenigen Jahren “Start-ups” wie Deutsche Glasfaser oder den Konkurrenten Inexio, bei dem Warburg Pincus (58 %) und DBAG (16% ) beteiligt sind, entdeckt. Warburg Pincus investiert bei Inexio allerdings aus dem von Ex-Telekom-Lenker René Obermann geführten TMT-Fonds, während KKR bei Deutsche Glasfaser mit ihrem Infrastrukturfonds engagiert ist, der üblicherweise längere Haltedauern vorsieht als Wachstumsfonds. KKR sei derzeit “sehr zufrieden” mit der Entwicklung der Deutschen Glasfaser. Da bei Inexio mit einem “Trade Sale” gerechnet wird, wäre denkbar, dass KKR ihr Asset erst noch etwas anfüttert, bevor an einen Exit gedacht wird.Glasfaser gilt – als langlebige passive Infrastruktur – mittlerweile als besonders interessante Assetklasse, die in Zeiten extremer Niedrigzinsen durchaus ansprechende Renditen abwirft.