Deutsche Post erwartet gebremstes Wachstum

Impfstoffverteilung und Brexit mit geringer Wirkung - Quartalsergebnis von Express über 1 Mrd. Euro

Deutsche Post erwartet gebremstes Wachstum

Der harte Lockdown im Dezember hat der Deutschen Post ein rekordstarkes Weihnachtsgeschäft beschert. Der Logistikkonzern hat die erst im November angehobenen Jahresziele deutlich übertroffen. Aufgrund der starken Basis dürfte das Wachstum 2021 indes geringer ausfallen, erwartet CEO Frank Appel. md Frankfurt – Das Management der Gruppe Deutsche Post DHL(DPDHL) geht davon aus, dass die Corona-Pandemie 2021 besiegt wird. “Im Laufe des Jahres wird sich eine Normalisierung in weiten Teilen der Welt” einstellen, prognostizierte Vorstandschef Frank Appel in einem Pressegespräch. Dies werde zur Folge haben, dass die Wachstumsraten im Logistikkonzern – auch aufgrund des Basiseffekts – geringer ausfallen werden als im Vorjahr.Der CEO betonte jedoch, dass sich das strukturelle Wachstum im B2C-Geschäft (Konsum) und erst recht die Erholung im B2B-Geschäft (Geschäfte zwischen Unternehmen) fortsetzen werde. Vom B2C-Wachstum würden vor allem das Paketgeschäft in Deutschland und die Division Express profitieren, vom B2B-Wachstum ebenfalls Express sowie die Bereiche Supply Chain (Lieferkettenlogistik) bzw. Luft- und Seefracht. Daher wurden die mittelfristigen Ergebnisschätzungen angehoben.Wie in der gestrigen Ausgabe der Börsen-Zeitung berichtet, hat das Unternehmen die Prognosen für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im laufenden und im nächsten Jahr erhöht: Für 2021 wird nun ein operatives Ergebnis erwartet, das über dem um Sondereffekte bereinigten Ebit 2020 von rund 5,4 Mrd. Euro liegen wird. Und das Konzern-Ebit 2022 werde oberhalb des für 2021 erwarteten Niveaus liegen.Die Verteilung der Impfstoffe gegen das Covid-19-Virus wird laut Appel “keine nennenswerte Wirkung” auf die Konzernzahlen haben. Auch der Brexit wirke sich bisher nicht negativ auf die Umsätze aus.Im vierten Quartal 2020 stieg das Konzern-Ebit den Angaben zufolge im Vergleich zur Vorjahreszeit um 56 % auf 1,96 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr ergibt sich ein Anstieg des operativen Ergebnisses um 17 % auf 4,84 Mrd. Euro – so viel wie noch nie. Die im Oktober angehobene Ergebnisprognose von 4,1 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro wurde deutlich übertroffen. Negative Sondereffekte Im Konzern-Ebit von 4,84 Mrd. Euro enthalten sind negative Sondereffekte aus den ersten neun Monaten von knapp 600 Mill. Euro; diese setzen sich aus 320 Mill. an Wertberichtigungen auf den Elektrotransporter Streetscooter – dessen Produktion Anfang dieses Jahres eingestellt wird – sowie 262 Mill. an Aufwendungen infolge der Pandemie zusammen; allein 163 Mill. Euro entfallen hier auf die Boni-Zahlungen an die rund 550 000 Mitarbeiter. Im vierten Quartal seien keine nennenswerten Sondereffekte angefallen.Besonders stark ist der Ergebniszuwachs in der Geschäftseinheit Express; hier sprang das Ebit im vierten Quartal “ganz stark getrieben vom E-Commerce-Volumen”, so Finanzvorstand Melanie Kreis, um 70 % auf 1,04 Mrd. Euro und im Gesamtjahr um 35 % auf 2,75 Mrd. Euro. Auch der Ergebnisanstieg in der Division Post & Paket Deutschland von 28 % bzw. 29 % auf 670 Mill. im Quartal bzw. 1,59 Mrd. Euro im Gesamtjahr – rund 1,5 Mrd. waren prognostiziert worden – geht auf den Boom im Online-Handel zurück. So habe das Paketvolumen in Deutschland im vierten Quartal im Vergleich zur Vorjahreszeit um 23 % zugelegt. Der Anteil am Paketgeschäft im Heimatmarkt liege bei über 40 %. Die DHL-Divisionen kamen zusammen auf ein operatives Ergebnis von 3,9 Mrd. Euro, was spürbar über der avisierten Spanne von 3,3 Mrd. bis 3,6 Mrd. Euro liegt.Der freie Cash-flow, der im Management stark beachtet wird, lag laut DPDHL im vierten Quartal bei 1,05 (i. V. 1,16) Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr ergibt sich ein Free-Cash-flow-Rekordwert von 2,5 (0,87) Mrd. Euro. Erst Mitte November hatte die Gruppe die Prognose des freien Mittelzuflusses von “1,4 bis 1,8 Mrd. Euro” auf “über 2,0 Mrd. Euro” erhöht. Die Schätzung des kumulierten Free Cash-flow für 2020 bis 2022, die auf 5 Mrd. bis 6 Mrd. Euro lautete, wurde auf “über 6 Mrd. Euro” revidiert.CFO Kreis erklärte den großen Abstand zwischen den Prognosen für das Ebit bzw. den freien Cash-flow und den tatsächlichen Resultaten, der laut Konzernchef Appel der Grund für die Ad-hoc-Mitteilung vom Montag gewesen sei, u. a. mit dem erfolgreichen Handling des in der Vorweihnachtszeit typischerweise anfallenden hohen Paketaufkommens, das 2020 durch den harten Lockdown noch verstärkt wurde. Offenbar haben die Maßnahmen, die zur Bewältigung des Sendungsvolumens ergriffen wurden, gegriffen, so dass keine Mehrkosten anfielen. Appel wies ergänzend darauf hin, dass zur Zeit der letzten Prognoseanhebungen im Oktober und November niemand einen harten Lockdown, wie er seit Mitte Dezember besteht, vorhersehen konnte und daher auch nicht in die Kalkulationen aufnehmen konnte.Das “Herunterfahren” des öffentlichen Lebens, des Arbeitslebens und privater Unternehmungen führte – gerade in der Zeit vor Weihnachten – zu einem starken Anstieg der Online-Bestellungen. Vom Transport der Pakete profitiert DPDHL als Logistiker stark. Sprung im Schlussquartal Der vorläufige Konzernumsatz wird mit 66,8 Mrd. Euro im Gesamtjahr (+ 5 %) angegeben. Das Schlussquartal habe mit einem Wachstum von 13 % auf 19,1 Mrd. Euro noch eine deutliche Steigerung gegenüber dem dritten Quartal mit 4,4 % gebracht, betonte Kreis. Grund sei das sehr starke, E-Commerce-getriebene Weihnachtsgeschäft gewesen.DPDHL hat für die Jahre 2020 bis 2022 eine Prognosespanne für Capex-Investitionen von kumuliert 8,5 Mrd. bis 9,5 Mrd. Euro genannt. Wie es nun heißt, werde der tatsächliche Wert am oberen Rand der Spanne liegen, nicht zuletzt aufgrund der am Montag bekannt gegebenen Bestellung von acht Frachtmaschinen des Typs Boeing 777.