Deutsche Post kassiert eigene Planung
Nach Vorlage der Quartalszahlen der Deutschen Post traten die Investoren gestern zunächst in Käuferstreik. Immerhin muss der Konzern seine Ertragsprognose für 2015 kassieren und für das zweite Quartal einen Gewinneinbruch um 18 % gestehen. Die seit langem wegen hausgemachter Probleme kriselnde Frachtsparte belastet nach wie vor.wb Frankfurt – Das operative Ergebnis eingebrochen, der freie Cash-flow, eine wichtige Steuergröße des Konzerns, drastisch gesunken, die Nettoschulden deutlich gestiegen und die eigene Planung für das laufende Jahr wird zurückgenommen: “Weitere wichtige Grundlagen für Strategie 2020 gelegt”, betitelt die Deutsche Post ihre ernüchternde Zwischenbilanz. Nach wie vor bekommt der Bonner Konzern die Probleme in der Frachtsparte nicht in den Griff – hier sei ein Turnaroundprogramm “eingeleitet” worden. Allein Express floriertIn der Logistik werde das “Optimierungsprogramm” beschleunigt. Und in der Brief- und Paketsparte (PEP) wird eine Ergebnisbelastung aus dem Arbeitskampf im zweiten Quartal über den Daumen gepeilt mit 100 Mill. Euro beziffert. Reibungslos und mit deutlichem Wachstum läuft es lediglich im Expressgeschäft von DHL – also da, wo der US-Rivale Fedex mit der Akquisition von TNT den Bonnern Marktanteile in Europa abluchsen möchte. DHL Express, die von April bis Ende Juni mit 10,9 % die bisher höchste Marge schaffte, ist nach Umsatz im Quartal die kleinste der vier Divisionen gewesen, die Sparte trug 23,5 % zum Konzernerlös von 14,7 Mrd. Euro bei. Im Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) legte sie mit 13,6 % auf 376 Mill. Euro am stärksten zu und ist so mit Abstand wichtigster Ergebnisbringer. Gruppenweit brach das Ebit um 18 % auf 537 Mill. Euro ein. Die Aktie fiel mit – 3,6 % ans Dax-Ende.2015 nennt CFO Larry Rosen ein Jahr des Übergangs – in dem die Ergebnisprognose zurückgenommen wird. “Wir arbeiten intensiv daran, alle unsere Bereiche so zu positionieren, dass sie in dem angestrebten Maß zum langfristigen Erfolg des Konzerns beitragen können. Dafür nehmen wir in diesem Jahr bewusst kurzfristig niedrigere Ergebnisse in Kauf”, sagt er. Die Investitionen seien in der Jahresprognose berücksichtigt. “Wir haben den Zielwert für das Konzern-Ebit nur um jene Belastungen reduziert, die der Poststreik im zweiten Quartal verursacht hat.” Also besagte etwa 100 Mill. Euro. 3 Mrd. Euro im JahrRosen und Vorstandschef Frank Appel gehen davon aus, dass am Jahresende vor Steuern und Zinsen 2,95 Mrd. bis 3,1 Mrd. Euro eingefahren werden. Dazu soll PEP mindestens 1,2 Mrd. Euro beisteuern; bisher ging der Vorstand von mindestens 1,3 Mrd. Euro aus. Von DHL wird ein Ebit-Anstieg auf 2,1 Mrd. bis 2,25 Mrd. Euro erwartet. Für das zweite Halbjahr und noch stärker für 2016 prognostiziert Rosen eine “beschleunigte Ergebnisdynamik”. Der freie Cash-flow soll trotz des Rückgangs im Halbjahr auf – 310 Mill. Euro reichen, die Dividende von mehr als 1 Mrd. Euro für 2014 abzudecken.Dem Frachtgeschäft machen Wettbewerbsdruck und die Folgen eines schleppenden Umbaus zu schaffen. Im schlimmsten Fall drohe eine Abschreibung von 300 Mill. Euro, sagte Rosen jetzt zu Reuters. Auch im nächsten Jahr könnten Kosten für die Umstellung fällig werden. Das operative Ergebnis der Sparte, die für 26 % des Umsatzes der Gruppe steht, ist im zweiten Quartal erneut, diesmal um 61 % auf 40 Mill. Euro Ebit bei 3,8 Mrd. Euro Umsatz, weggebrochen. Ein positiver Einmaleffekt von 99 Mill. Euro aus dem Verkauf von Unternehmensteilen an der chinesischen Sinotrans floss weitgehend in die Restrukturierung.In der Kontraktlogistik sei das Optimierungsprogramm beschleunigt worden, was Einmaleffekte von 53 Mill. Euro aus Immobilientransaktionen ermöglicht hätten. Ziel sei stärkere Standardisierung, höhere Effizienz und bessere Nutzung von Skaleneffekten. Damit soll die Marge bis 2020 auf 4 bis 5 % zulegen.