Deutsche Post macht der Wirtschaft Hoffnung

"Normalisierung des Expressgeschäfts in China" - Prognose des freien Cash-flow angehoben - Dividende steigt um 0,10 auf 1,25 Euro

Deutsche Post macht der Wirtschaft Hoffnung

Auf die Deutsche Post DHL kommen nach dem Rekordjahr 2019 dieses Jahr Belastungen durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und den Produktionsstopp des Elektrotransporters Streetscooter zu. Immerhin: In China, wo das Virus zuerst aufgetreten war, erkennt die Post Anzeichen einer Normalisierung. md Troisdorf – Die Deutsche Post DHL hat der Wirtschaft Hoffnung auf Besserung der gegenwärtig ziemlich trostlosen Lage gemacht. Vorstandsvorsitzender Frank Appel und Finanzchefin Melanie Kreis berichteten bei der Bilanzvorlage von einer Normalisierung des Expressgeschäfts in China in der zweiten Februarhälfte sowie der ersten Märzwoche. Das Management hatte für Februar mit einer Belastung des operativen Ergebnisses von 60 bis 70 Mill. Euro gerechnet (vgl. BZ vom 29. Februar); nun sei man am “besseren Ende des Korridors” angelangt, sagte CFO Kreis. Es sei aber noch zu früh, um Entwarnung zu geben, betonte Appel. Gleichwohl gab sich der Post-Chef zuversichtlich: “Wir glauben nicht, dass es eine weltweite Rezession geben wird.”Die Folgen des grassierenden Coronavirus, der in China zuerst aufgetreten war und sich längst in weite Teile der Welt verbreitet hat, führen zu einer starken Eintrübung der Konjunkturaussichten. Insofern sind positive Meldungen aus dem Reich der Mitte, die auf eine allmähliche Normalisierung des wirtschaftlichen Lebens hindeuten, von besonderer Bedeutung. China ist für die Deutsche Post DHL nach Umsatz der viertgrößte Markt weltweit.Die Folgen der Corona-Krise belasten insbesondere die beiden DHL-Sparten Fracht (Global Forwarding, Freight) und Express, die zusammen gut 50 % des Konzernumsatzes ausmachen. Die Geschäftsbereiche Post & Paket Deutschland, Logistik (Supply Chain) und E-Commerce Solutions seien dagegen nur marginal betroffen, hieß es.Die Jahresziele des Logistikkonzerns bestätigte Appel: Insbesondere wird immer noch ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 5 Mrd. Euro angepeilt. Vor knapp zwei Wochen hatte das Unternehmen die Ergebnisprognose wegen der nicht kalkulierbaren Folgen der Corona-Krise “unter Vorbehalt” gestellt (vgl. BZ vom 29. Februar). Viele Medien und Analysten hatten das etwas vorschnell als Aufgabe der Prognose interpretiert. Allerdings versteht sich das Gewinnziel ohne Bereinigung um die 300 Mill. bis 400 Mill. Euro, die das Aus des Streetscooters kosten soll. Wie berichtet wird der Bau des Elektrotransporters zum Jahresende eingestellt. Die Abkehr vom Streetscooter sei keine Abkehr von der Elektromobilität, unterstrich Appel. Wenn keine eigenen Fahrzeuge mehr produziert würden, müsste der Konzern bei Bedarf eben Elektrofahrzeuge kaufen. Gegenwärtig seien mehr als 11 000 Streetscooter für die Deutsche Post DHL auf der Straße. Bis zum Jahresende würden noch rund 2 000 gebaut.Im Paketgeschäft bereitet Amazon Probleme. Der Online-Händler liefert zunehmend selbst aus und hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig jedes zweite Paket selbst abzufertigen. Amazon ist der größte Kunde von Deutsche Post DHL und steht für rund 2 % des Konzernumsatzes (ca. 1,2 Mrd. Euro), wie Appel bestätigte. Daher erwartet der Vorstand künftig ein etwas schwächeres Wachstum im Paketgeschäft. Allerdings will man den Umsatz nun mit anderen Online-Händlern steigern. “Insgesamt wird der E-Commerce weiter wachsen – und wir auch”, sagte Appel.Während die Post ihr Gewinnziel für 2020 mit Einschränkungen aufrechterhält, steht der Vorstand fest zu der Vorgabe für 2022. Dann soll das Ebit mindestens 5,3 Mrd. Euro erreichen. Sogar angehoben hat der Konzern mit Sitz in Bonn die Prognose für den freien Cash-flow. Wie Finanzchefin Kreis ausführte, soll der kumulierte Free Cash-flow von 2020 bis 2022 auf 5 Mrd. bis 6 Mrd. Euro steigen. Bisher hatte das Management 4,5 bis 5,5 Mrd. Euro angepeilt. Die Anhebung dürfte ein Resultat des über Erwarten guten Wertes im vergangenen Jahr sein. Obwohl der Dax-Konzern 2019 kräftig in Wachstum investierte – insgesamt wurden 3,6 Mrd. Euro und damit 1 Mrd. mehr als 2018 aufgewendet -, betrug der freie Mittelzufluss 867 Mill. Euro; prognostiziert hatte die Post “mehr als 500 Mill. Euro”. Zwar ging der Free Cash-flow im Vergleich zu 2018 (1,1 Mrd.) zurück, das war aber u. a. wegen der Zahlungen für die erneuerte Flugzeugflotte bei Express von 1,1 Mrd. Euro abzusehen. Der Umsatz stieg 2019 um 2,9 % auf 63,3 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (Ebit) legte um fast 31 % auf 4,1 Mrd. zu. Es sei gelungen, in allen Sparten zu wachsen, betonte Appel (siehe Tabelle). Die Dividende wird um 0,10 auf 1,25 Euro je Aktie erhöht.