Deutsche Wohnen investiert in den Neubau

Immobilienkonzern beteiligt sich an Projektentwickler Quarterback - 20 000 Wohnungen vor potenziellem Verkauf

Deutsche Wohnen investiert in den Neubau

hek Frankfurt – Deutsche Wohnen verstärkt ihr Engagement im Neubau. Der Wohnungsvermieter beteiligt sich mit 40 % an dem in Leipzig ansässigen Projektentwickler Quarterback Immobilien. Damit sichert sich der Konzern nach eigenen Angaben den Zugriff auf Neubauprojekte insbesondere in der Region Dresden/Leipzig. Die Entwicklungspipeline wachse auf 90 Wohn- und Gewerbeprojekte im Volumen von mehr als 5 Mrd. Euro. Hinzu kämen Neubauvorhaben im Segment Pflege und Betreutes Wohnen. Bisher hatte Deutsche Wohnen die Projektpipeline auf 3 Mrd. Euro beziffert.Mit dem verstärkten Neubau reagieren die Berliner auf die stark gestiegenen Preise für bestehende Wohnungen, die den Ankauf von Beständen erschweren, und den Wohnungsmangel in deutschen Großstädten. Zuletzt hat Deutsche Wohnen für 600 Mill. Euro die Entwicklungsplattform und Immobilienprojekte der Isaria Wohnbau (ehemals JK Wohnbau) aus München erworben. Zwei Drittel der Neubauprojekte will der Konzern in den Eigenbestand nehmen, ein Drittel soll verkauft werden. Quarterback verfüge über knapp 70 Projekte mit 7 700 Wohnungen und 2 Mrd. Euro Investitionsvolumen, teilt Deutsche Wohnen mit. Der Kaufpreis für das 40-%-Paket betrage 210 Mill. Euro. Hinzu kommen 190 Mill. Euro für Anteile an Projektgesellschaften (einschließlich Schulden). Die erwartete Jahresmiete wird mit 90 Mill. Euro angegeben. Die Übernahme werde voraussichtlich im dritten Quartal abgeschlossen.Deutsche Wohnen bewirtschaftet 162 200 Wohnungen und ist damit die Nummer 2 hierzulande hinter Vonovia. Hinzu kommen 2 900 Gewerbeeinheiten, die 4 % der Nutzfläche ausmachen. Der Fokus liegt auf Metropolregionen in Deutschland. Zu schaffen macht dem Konzern der Berliner Mietendeckel, der das vergleichbare Mietwachstum auf 1,7 % abgebremst hat. Ohne den Deckel hätte der Anstieg 2,8 % betragen, geht aus dem Zwischenbericht hervor. Die Anhebung der Bestandsmieten wird auf lediglich 0,4 % veranschlagt. In Berlin erreichte das Like-for-like-Mietwachstum noch 1,5 %. Der Mietendeckel trifft Deutsche Wohnen stärker als viele Konkurrenten, da sich gut 70 % der Wohnungen im Großraum Berlin befinden. Umbau des PortfoliosDie Mieteinnahmen in der ersten Jahreshälfte erreichten 421,8 Mill. Euro, ein Anstieg um 2,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn (Funds from Operations) gab dagegen um 1,8 % auf 282,9 Mill. Euro nach. Das Ergebnis nach Steuern sackte sogar um 64 % auf 216,7 Mill. Euro ab, da keine Aufwertung des Immobilienbestands vorgenommen wurde und das Finanzergebnis kräftig abrutschte. Die Durchschnittsmiete der Wohnungen lag Ende Juni bei 6,93 Euro je Quadratmeter nach 6,75 Euro ein Jahr zuvor.Wie CEO Michael Zahn in der Telefonkonferenz ankündigte, steht der Konzern vor deutlichen Veränderungen im Portfolio. Denn rund 20 000 Wohnungen seien als nichtstrategisch eingestuft worden, weil sie nicht den Qualitätsstandards entsprächen oder sich nicht in den Kernregionen befänden. Davon lägen 13 000 Einheiten in Berlin, überwiegend Bestände aus den siebziger Jahren, die 2013 mit der GSW-Übernahme zu Deutsche Wohnen kamen. Diese Verkaufskandidaten kommen zu den 6 400 Wohnungen und Gewerbeeinheiten hinzu, die für 658 Mill. Euro an LEG Immobilien veräußert wurden. Im Gegenzug hat Deutsche Wohnen im ersten Halbjahr 2 300 Wohn- und Gewerbeeinheiten für 460 Mill. Euro erworben, überwiegend Alt- und Nachkriegsbauten in zentralen Lagen. Die Transaktionen hätten die Portfolioqualität gesteigert, versichert Zahn.Die Folgen der Coronakrise seien geringer als erwartet, konstatiert der Konzern. Die Pandemie habe bisher keine wesentlichen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung hervorgerufen. Nur rund 1 % der Mieterhaushalte habe konkreten Hilfsbedarf angefragt.Das Management bestätigt die Jahresprognose, wonach die Funds from Operations, der für Immobilienunternehmen maßgebliche Indikator für den operativen Ertrag, auf dem Vorjahresniveau von 538 Mill. Euro verharren sollen. Für die US-Banken Goldman Sachs und J.P. Morgan hat das erste Halbjahr weitgehend den Erwartungen entsprochen. Der Nettovermögenswert (NAV) je Aktie wird mit 47,40 Euro angegeben, ein Anstieg um 0,38 Euro seit Ende 2019. Den Abschlag zum NAV hat die Deutsche-Wohnen-Aktie, die seit Juni dem Dax angehört, mit dem jüngsten Kursanstieg auf 8 % verringert.