Deutsche Wohnen wird Verkäufer
Deutsche Wohnen profitiert weiter von steigenden Mieten. Im ersten Halbjahr legten die Mieterlöse um 6 % auf 411 Mill. Euro zu. Der Immobilienkonzern, der vom geplanten Mietendeckel in Berlin stark betroffen wäre, bestätigt die Prognose für 2019 und kündigt an, netto Wohnungen zu verkaufen.hek Frankfurt – Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat das operative Ergebnis (Funds from Operations) in den ersten sechs Monaten 2019 ungeachtet der Diskussion um mehr Mieterschutz um 13,5 % auf 283 Mill. Euro ausgebaut. Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt. Unter dem Strich sank der Gewinn allerdings um 7,6 % auf 603 Mill. Euro, weil die Aufwertung des Immobilienportfolios geringer ausfiel als in der Vorjahreszeit. An der Prognose für das Gesamtjahr hält das Management fest. Demnach sollen die Funds from Operations um 12 % auf 535 Mill. Euro steigen.Deutsche Wohnen verfügt über 165 500 Wohnungen, davon 115 800 im Großraum Berlin, im Wert von 23 Mrd. Euro. Vorstandschef Michael Zahn hielt sich in der Telefonkonferenz mit Analysten bedeckt zu möglichen Auswirkungen des geplanten Mietendeckels in Berlin. Der Konzern werde aber schnell reagieren, falls das Gesetz komme. Angesichts der Wohnungsnot will der rot-rot-grüne Senat die Mieten in der Hauptstadt für fünf Jahre einfrieren. Derzeit arbeitet er an dem entsprechenden Gesetz. Das geplante Mietenmoratorium hat dazu geführt, dass die Deutsche-Wohnen-Aktie rund ein Viertel ihres Wertes verloren hat. Überdies sammelt die Bürgerinitiative “Deutsche Wohnen und Co enteignen” Unterschriften für ein Volksbegehren zur Verstaatlichung von Großvermietern mit mehr als 3 000 Wohnungen in Berlin.Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen nimmt der Konzern verstärkt Pflegeimmobilien in den Blick. Für das dritte Quartal kündigte Zahn ein Konzept für das weitere Wachstum des Segments an. Zudem will der Konzern laut Zahn mehr und mehr zum Nettoverkäufer von Wohnungen werden. Während im laufenden Jahr rund 10 000 Wohnungen veräußert werden sollen, würden zugleich etwa 4 000 Einheiten erworben: “Das ist etwas, was auch in den nächsten Jahren zu erwarten ist.” 6 500 Wohnungen stünden in Norddeutschland zur Disposition, weitere 3 000 in Berlin. “Es ist total klar, dass es mehr und mehr Sinn macht, die Rolle des Verkäufers zu übernehmen”, meinte der Vorstandschef mit Blick auf weiter steigende Wohnungspreise, hohe Nachfrage und langfristig niedrige Zinsen. Die Verkäufe hätten nichts mit dem geplanten Berliner Mietendeckel zu tun, versicherte Zahn.Das Investitionsbudget sei ungeachtet der Diskussion um den Mietendeckel nicht angepasst worden. Auch wird die Prognose für das vergleichbare Mietwachstum von 3 % im laufenden Jahr (i.V. 3,4 %) bestätigt. “Die Kernbotschaft ist: Es gibt keine fundamentale Änderung der Strategie”, sagte Zahn. Deutsche Wohnen bleibe auf Berlin und andere Großstadtregionen fokussiert. Das Mietenmoratorium lehnt Deutsche Wohnen als Politik mit der Gießkanne ab und hat im Gegenzug in einem “Versprechen an unsere Mieter” eine Selbstverpflichtung abgegeben. Demnach werden Mieterhöhungen so begrenzt, dass ein Haushalt maximal 30 % seines Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufwenden muss (vgl. BZ vom 25. Juni).An der Börse konnte Deutsche Wohnen keine Punkte sammeln. Die MDax-Aktie gab am Dienstag 3,5 % ab. Verschiedene Analysten verwiesen auf die regulatorischen Unsicherheiten in Berlin. Die Mieter von Deutsche Wohnen zahlen im Schnitt derzeit 6,73 Euro je Quadratmeter gegenüber 6,52 Euro vor einem Jahr. Die Anhebung von Bestandsmieten habe 1,4 Prozentpunkte zum Mietwachstum auf vergleichbarer Fläche von 3,3 % beigetragen. Im Großraum Berlin liegt die Kaltmiete mit 6,82 Euro – ein Anstieg binnen Jahresfrist um 3,6 % – etwas über dem Konzerndurchschnitt. Im Rhein-Main-Gebiet wurden die Mieten um 3,8 % auf 8,15 Euro je Quadratmeter angehoben.Die Investitionen in den Bestand seien im ersten Halbjahr um 21 % auf 174 Mill. Euro hochgezogen worden, so der Immobilienkonzern. Dabei liege der Fokus auf Energieeinsparung. Bei 30 % der Sanierungskosten handele es sich um Modernisierungsaufwand, der auf die Miete umgelegt werden kann.