Deutz rutscht tief in die roten Zahlen

Motorenbauer will jede fünfte Stelle streichen - Kosten sollen um 100 Mill. Euro sinken - KfW-Kreditlinie

Deutz rutscht tief in die roten Zahlen

Die Nachfrage nach Deutz-Motoren ist im zweiten Quartal eingebrochen. Der defizitär arbeitende SDax-Konzern plant den Abbau von 1 000 Stellen. Das in einem Joint Venture betriebene China-Geschäft läuft dagegen gut. Ausreichend Liquidität hat sich das Unternehmen mit einer KfW-Kreditlinie gesichert.ak Köln – Der Motorenbauer Deutz ist durch die Corona-Pandemie tief in die Verlustzone geraten und steuert mit einem Sparprogramm gegen. Die Kosten sollen von 2022 an jährlich um 100 Mill. Euro sinken, kündigte Konzernchef Frank Hiller am Dienstag bei der Vorlage des Halbjahresberichts an. Dafür baut das SDax-Unternehmen, das Motoren vor allem für Baumaschinen und Landtechnik produziert, 1 000 Arbeitsplätze ab. Damit ist etwa jede fünfte Stelle betroffen. Hiller erläuterte, dass bereits im ersten Halbjahr 380 Stellen durch den Abbau von Leiharbeitsverhältnissen und Fluktuation weggefallen seien. Die Konzernspitze stehe derzeit in Verhandlungen mit dem Betriebsrat über ein Freiwilligenprogramm zu 350 Stellen. Den Rest der Personalkürzung will Deutz über das Auslaufen befristeter Verträge und natürliche Fluktuation erreichen.Nachdem sich die Auswirkungen der Pandemie bereits im ersten Quartal angedeutet hatten, brach das Geschäft im zweiten Quartal mit voller Wucht ein. Der Auftragseingang sank um 39 %, das Ebit vor Sondereffekten drehte zwischen April und Juni von einem Gewinn von 22 Mill. Euro im Vorjahr auf einen Verlust von 38 Mill. Euro. Deutz begründete den Einbruch mit dem rückläufigen Umsatzvolumen sowie negativen Skaleneffekten. Außerdem hätten Zahlungen im Rahmen von Fortführungsvereinbarungen an insolvente Zulieferer in Höhe von 10 Mill. Euro sowie nachfragebedingte Wertkorrekturen auf aktivierte Entwicklungsprojekte über 5 Mill. Euro das operative Ergebnis zusätzlich belastet, erläuterte der Vorstand im Zwischenbericht.Nur teilweise abgefedert werden die Corona-Effekte durch den Einsatz von Kurzarbeit, der nach Angaben von Hiller bis Ende des Jahres genehmigt ist. Derzeit befinden sich rund 500 Vollzeitkräfte in Kurzarbeit. Außerdem wollen Vorstand und Führungskräfte auf einen Teil ihrer variablen Vergütung für 2020 verzichten. Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr scheut Deutz nach wie vor. Der Aktienkurs sackte Dienstag zunächst deutlich ab, erholte sich aber im Tagesverlauf. Am Ende betrug das Minus 0,6 %.Die Deutz-Führung sieht auf etwas längere Sicht jedoch auch Lichtblicke. “Die Mittelfristziele bestätigen wir trotz des Ausbruchs der Corona-Pandemie”, sagte Hiller. Der Kölner Konzern peilt für 2022 einen Umsatz von mehr als 2 Mrd. Euro und eine Ebit-Rendite vor Sondereffekten von bis 7 bis 8 % an. Erfolgreich laufe auch die China-Strategie, verkündet Hiller. Das Joint Venture mit Sany soll in zwei Jahren jetzt 800 Mill. Euro Umsatz erreichen. Bisher waren 500 Mill. Euro geplant. Die Erlöse werden im Konzernabschluss nicht berücksichtigt. Das Gemeinschaftsunternehmen wird nach der At-Equity-Methode bilanziert.Im kommenden Jahr winkt Deutz erneut ein positiver Sondereffekt. Es handelt sich um die finale Kaufpreiskomponente aus der Veräußerung des einstigen Hauptquartiers im gleichnamigen Kölner Stadtteil. Die Größenordnung bezifferte der Vorstand auf etwa 60 Mill. Euro.Den einzigen Anstieg der Nachfrage verzeichnete die Tochter Torqeedo, die elektrische Bootsmotoren baut. Der Absatz hat sich mehr als verdoppelt, Torqeedo verkaufte im ersten Halbjahr gut 16 000 Motoren. Das Unternehmen schreibt jedoch noch Verluste und hängt im Plan etwas hinterher. 2021 soll der Break-even geschafft werden.Für die Liquiditätssicherung hat Deutz im Mai eine weitere Betriebsmittelkreditlinie über 150 Mill. Euro vereinbart, die mit staatlicher Unterstützung über die KfW gewährt wurde. Damit stehen dem Konzern insgesamt 310 Mill. Euro von Banken zur Verfügung. Ende Juni waren davon 49 Mill. Euro in Anspruch genommen.