Empörung nach Entscheidung des DFB gegen Adidas
Reuters Berlin/München
Politiker mehrerer Parteien haben empört auf die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) reagiert, die Nationalelf nach über 70 Jahren statt mit Adidas-Trikots mit denen des US-Konkurrenten Nike auflaufen zu lassen. „Diese Entscheidung ist unverständlich und ich muss ehrlich sagen, sie ist auch unpatriotisch“, sagte CDU-Chef Friedrich Merz. „Diese Reduzierung ausschließlich auf Geld und Dollarzeichen geht mir echt auf die Nerven“, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) den Sendern RTL/ntv. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf der Plattform X: „Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet.“
„Die drei Streifen gehören natürlich zu den vier Sternen, die wir auf der Brust tragen“, sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) in Anspielung auf die vier Weltmeistertitel der Fußballnationalmannschaft der Männer. „Der Weltmeister trägt Adidas und nicht irgendeine amerikanische Fantasiemarke.“ Der DFB habe sich ein starkes Stück geleistet. Der CDU-Politiker deutete zugleich an, dass die Entscheidung nicht endgültig sein könne. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass der DFB das am Ende durchhalten kann“, betonte Rhein. „Das ist eine autonome Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes“, sagte dagegen ein Regierungssprecher in Berlin. Dem schloss sich auch der Sprecher des für Sport zuständigen Bundesinnenministeriums an.
Doppelt so viel wie Adidas
Der finanziell klamme DFB hatte am Donnerstag gesagt, dass finanzielle Gründe für den Abschied von Adidas ausschlaggebend gewesen seien, der 2027 vollzogen wird. Nike habe das mit Abstand beste Angebot abgegeben. Der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach hatte sich von der Entscheidung überrascht gezeigt.
Laut „Süddeutscher Zeitung“ zahlt Nike für den Acht-Jahres-Vertrag 100 Mill. Euro pro Jahr, doppelt so viel wie Adidas bisher. Für Adidas-Vorstandschef Bjørn Gulden, der seit seinem Anritt vor gut einem Jahr für bessere Stimmung in der Belegschaft und unter den Aktionären sorgt, ist es der erste herbe Rückschlag.
Erster Erfolg vor 70 Jahren
Als Nike 2006 den bis dato letzten Versuch unternommen hatte, auf den DFB-Trikots zu landen, hatte Adidas sein Recht wahrgenommen, mit seinem Angebot gleichzuziehen und Nike damit zu verdrängen. Erst vor einer Woche hatten Adidas und der DFB die Trikots für die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland vorgestellt, während der das Nationalteam auf dem Adidas-Campus auch Quartier beziehen wird. Vor allem die pink-lilafarbenen Auswärtstrikots sorgen für Diskussionsstoff.
„Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen Partner Adidas engagieren, dem der deutsche Fußball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Das damals junge Unternehmen hatte während der Weltmeisterschaft 1954 erstmals mit seinen Schraubstollen auf sich aufmerksam gemacht, die für den überraschenden Titelgewinn der deutschen Mannschaft mitverantwortlich gemacht wurden. In einer Online-Umfrage der Sportzeitschrift „Kicker“ bezeichneten 89% der Teilnehmer den Abschied von den drei Streifen auf den Trikots der Nationalelf als Fehler.
Gewinn von Nike sinkt
Nike steigerte im Ende Februar beendeten dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 den Umsatz währungsbereinigt leicht auf 12,43 Mrd. Dollar und übertraf die Erwartungen der Analysten damit. Auf dem nordamerikanischen Heimatmarkt ging es mit dem Umsatz um 3% nach oben, in China um 5%. Mit neuen Schuhmodellen bot Nike Newcomer-Marken wie „On“ und „Hoka“ zudem besser Paroli.
Das Unternehmen musste im Weihnachtsgeschäft aber Rabatte gewähren, um die Lager zu räumen. Viele Einzelhändler in den USA hatten ihre Bestellungen zurückgefahren. Der Lagerbestand sank bis Ende Februar um 13% auf 7,7 Mrd. Dollar. Der Nettogewinn fiel um 5% auf 1,17 Mrd. Dollar. Auch das war mehr, als die Experten Nike zugetraut hatten. Die Aktie gab am Freitag an der Nasdaq dennoch um mehr als 7% auf gut 93 Dollar nach.
Die laufende Restrukturierung kostete Nike mehr als 300 Mill. Dollar. Das Unternehmen hatte kürzlich rund 1.600 Stellen gestrichen, das sind 2% der Belegschaft. Auch Adidas steckt unter dem neuen Chef Gulden im Umbau, hat auf große Sparmaßnahmen aber bisher verzichtet. „Wir machen die notwendigen Anpassungen, um das nächste Wachstumskapital aufzuschlagen“, sagte Nike-Chef John Donahoe. „Wir handeln, um ein schnelleres, effizienteres Nike zu bauen“, ergänzte Finanzchef Matt Friend.