Post-Dienstleistungen

DHL nimmt Postbank-Schließungen locker

Die Deutsche Bank will das Filialnetz der Tochter Postbank von etwa 550 bis Mitte 2026 auf rund 300 Standorte ausdünnen. Derzeit werden noch in fast allen Postbank-Filialen Dienstleistungen des Vorbesitzers Deutsche Post (jetzt: DHL) angeboten. Das wird sich mit der avisierten Reduzierung der Standorte ändern.

DHL nimmt Postbank-Schließungen locker

DHL nimmt Postbank-Schließungen locker

Pläne der Deutschen Bank betreffen rund 350 Standorte mit Post-Dienstleistungen

md Frankfurt

Der Logistikkonzern DHL, ehemals Deutsche Post, begegnet der Ankündigung der Deutschen Bank, ihr Netz aus etwa 550 Postbank-Filialen bis Mitte 2026 auf rund 300 auszudünnen, mit großer Gelassenheit. DHL ist indirekt von der Maßnahme betroffen, da derzeit noch in nahezu allen Filialen der Postbank Post-Dienstleistungen wie Paketannahme und Briefmarkenverkauf angeboten werden. Das hat historische Gründe: Die Postbank gehörte einst der Deutschen Post und war von 2009 an nach und nach an die Deutsche Bank verkauft worden. Parallel zum Kaufvertrag war ein Kooperationsvertrag geschlossen worden, in dem festgehalten wurde, in wie vielen Postbank-Filialen Post-Dienstleistungen mindestens angeboten werden müssen; dieser Vertrag wurde seither alle fünf Jahre mit angepasstem Inhalt verlängert.

Nachfrage hat sich gewandelt

Viele Zweigstellen seien seit Langem unprofitabel, hätten aber wegen des langfristigen Vertrags mit der Deutschen Post nicht aufgegeben werden können, sagte der Privatkunden-Chef der Deutschen Bank, Claudio de Sanctis, jüngst in einem Interview der „Financial Times“.

Bei DHL betont man den Wandel, der sich in der Nachfrage nach Post-Dienstleistungen über die Jahre vollzogen habe. Post-Filialen hätten eine symbolische Bedeutung für die Kunden, weil sie ein Zeichen für Versorgungssicherheit seien, räumte DHL-Vorstandschef Tobias Meyer in einem Pressegespräch ein. Doch „personenbetriebene Formate werden nicht mehr so präferiert wie in den 1990er Jahren“. Meyer unterstrich: „Wir haben heute mehr Zugangspunkte als je zuvor.“

Auf der DHL-Website ist von 36.300 stationären Annahme- und Verkaufsstellen (inklusive Packstationen) der Post die Rede. Daher lege sich die initiale Aufregung nach Ankündigung der Schließung einer Post-Filiale oder Postbank-Filiale, die Post-Dienstleistungen anbiete, in der Regel schnell, so Meyer.

Lieber mit Handel kooperieren

Die Kooperationsverträge mit der Deutschen Bank habe man einst auch mit dem Hintergedanken geschlossen, dass der eine Partner von der Laufkundschaft des anderen profitieren könnte. Das heißt, wer z.B. Geld abhebt, kann gleichzeitig Briefmarken kaufen. Zur Verdeutlichung, dass solche Synergien zwischen Bankgeschäften und Post-Dienstleistungen inzwischen nur noch gering sind, verwies der DHL-Chef auf die Öffnungszeiten von Banken – diese öffnen in der Regel nicht vor 9 Uhr und schließen oftmals schon um 16 oder 17 Uhr. Für Kunden der Post, die einer regelmäßigen Arbeit nachgehen, erfolge die Öffnung zu spät und die Schließung zu früh.

Problem Öffnungszeiten

Viel besser als eine Bank passe die Kooperation mit Einzelhändlern, etwa der Supermarktkette Rewe, zu den Wünschen der Post-Kunden, sagte Meyer, der von 2019 bis Juni 2022 Chef des Bereichs Post & Paket Deutschland und damit auch für das nun von den Postbank-Schließungen betroffene Post-Geschäft zuständig war. Gemäß der DHL-Website betrug die durchschnittliche Wochenöffnungszeit der rund 25.000 personenbetriebenen Verkaufsstellen von Post & Paket Deutschland 2022 wie im Vorjahr 55 Stunden - auf fünf Werktage umgerechnet also deutlich mehr als Banken offen haben.

Nach Angaben von Postbank und DHL werden nach den Filialschließungen von Mitte 2026 an noch rund 200 der dann etwa 300 Postbank-Filialen Post-Dienste anbieten; im Vergleich zu heute also circa 350 Filialen weniger. Auf lange Sicht werde die Kooperation wohl noch weiter zurückgefahren, so Meyer. Das hänge auch von der Kostendeckung ab, ergänzte DHL-Finanzchefin Melanie Kreis.

Wertberichtigt Seite 2
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