DHL profitabler bei weniger Umsatz
Die Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump für den Welthandel bremsen den Logistikriesen DHL. „Im zweiten Quartal haben Handelskonflikte und geopolitische Auseinandersetzungen zugenommen und die weltwirtschaftliche Dynamik beeinträchtigt“, sagte DHL-Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag. Der Umsatz brach um 3,9% auf 19,8 Mrd. Euro und damit stärker als von Analysten erwartet ein. Zugleich machte sich für DHL der Sparkurs bezahlt: Der operative Gewinn (Ebit) legte dank niedrigerer Kosten um 5,7% auf 1,4 Mrd. Euro zu und stieg damit stärker als vom Markt erwartet. Unter dem Strich verdiente DHL nach Minderheiten 815 (Vorjahr: 744) Mill. Euro. Analysten hatten beim Umsatz im Mittel rund 21 Mrd. Euro prognostiziert, den operativen Gewinn sahen sie bei etwa 1,3 Mrd. Euro.
Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Bonner Konzern und erwartet weiter einen operativen Gewinn (Ebit) von mindestens 6 Mrd. Euro. Mögliche Eskalationen der Zoll- oder Handelspolitik seien aber dabei nicht berücksichtigt. „Solche Veränderungen könnten erhebliche Auswirkungen auf die DHL Group haben“, warnte der Konzern nun eindrücklich.
Einbruch beim Frachtgeschäft
Federn lassen musste im zweiten Quartal vor allem das eng mit dem internationalen Handel verknüpfte Frachtgeschäft. Der Umsatz sank hier um 5,3%, der operative Gewinn brach gleich um 29,7% ein. Auch im Geschäft mit dem Online-Handel außerhalb Deutschlands lief es nicht rund: Bei einem leicht gesunkenen Umsatz gab das Ebit in der Sparte um 16% nach. Deutlich mehr verdiente dagegen – auch dank der Porto-Erhöhung zum Jahreswechsel – das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland.
Durchgreifende Besserung erwartet Finanzchefin Kreis auch in der zweiten Jahreshälfte nicht. Die Unsicherheit bleibe. „Wir sehen derzeit viele, harte Verhandlungen über neue Handelsabkommen“, fügte Kreis hinzu: „Es zeichnet sich ab, dass das Zollniveau im internationalen Handel mit den USA über das Niveau steigt, das wir aus der jüngeren Vergangenheit kennen.“
8000 Stellen sollen wegfallen
Auch DHL-Konkurrenten haben mit den wirtschaftlichen Folgen der Politik Trumps zu kämpfen. Beim US-Paketriesen UPS war der Umsatz im zweiten Quartal um knapp 3% auf 21,2 Mrd. Dollar gesunken, der bereinigte Gewinn je Aktie brach um 13% auf 1,55 Dollar ein. Eine Aktualisierung seines Ausblicks wagte UPS nicht und verwies auf wirtschaftliche Unsicherheiten. Konkurrent FedEx profitierte dagegen von seinem Sparprogramm und verdiente im Quartal mehr, der Umsatz legte leicht zu. Mit seinem Ausblick war FedEx jedoch hinter den Erwartungen des Marktes zurückgeblieben.
Auch DHL-Chef Tobias Meyer hat den Rotstift angesetzt. In der kriselnden Brief- und Paketsparte in Deutschland fallen 8000 oder rund vier Prozent der gut 190.000 Stellen weg. Insgesamt will Meyer die Kosten konzernweit bis 2027 um mehr als eine Milliarde Euro drücken.