DHL schlägt sich viel besser als erwartet
DHL schlägt sich viel besser als erwartet
DHL schlägt sich viel besser als erwartet
Operatives Ergebnis und freier Cashflow weit oberhalb der Schätzungen – Logistikkonzern kommt mit Kostensenkungen voran
md Frankfurt
Der Logistikkonzern DHL (vormals: Deutsche Post) kommt mit den internationalen Handels- und Zollkonflikten offenbar gut zurecht. Die Zahlen des dritten Quartals übertrafen die Konsensschätzungen der Analysten. Vor allem das operative Ergebnis und der freie Cashflow des Unternehmens fielen weitaus besser aus als im Markt erwartet worden war. Der Kurs des Dax-Wertes zog im Handelsverlauf um rund 9% an.

Foto: DHL Group
Im Schnitt hatten Analysten mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,28 Mrd. Euro gerechnet, was einem Minus im Vergleich zur Vorjahreszeit von 6,6% entsprochen hätte. Am Donnerstag berichtete der Vorstand von einem Anstieg um 7,6% auf 1,5 Mrd. Euro. Dies sei das Resultat aktiven Kapazitätsmanagements sowie struktureller Kostenverbesserungen, sagte CEO Tobias Meyer. Zudem hatte der Konzern Preise erhöht.
Auch ein Einmaleffekt hat dem Konzernergebnis auf die Sprünge geholfen: In der Division E-Commerce stieg das Ebit im Jahresvergleich von 51 Mill. auf 176 Mill. Euro. Darin enthalten ist den Angaben zufolge ein positiver Netto-Einmaleffekt von 123 Mill. Euro aufgrund von Entkonsolidierungseffekten aus dem Zusammenschluss der britischen Tochter mit der Firma Evri in Großbritannien. Durch die Fusion soll der führende Paket- und Briefdienstleister auf der Insel entstehen.
Einmaleffekt von 123 Mill. Euro
Die Diskrepanz zwischen der Ebit-Konsensschätzung und dem tatsächlichen Ergebnis lässt sich aber nicht einfach durch diesen Einmaleffekt erklären, denn die 123 Mill. Euro decken nur einen Teil der rund 220 Mill. Euro ab, mit denen die Analysten im Schnitt vom wirklichen Ebit entfernt lagen. In der Mitteilung zu dem M&A-Deal von Anfang September war ein positiver Effekt auf das Ebit nicht einmal angedeutet worden. Ebenso wenig waren die negativen Einmaleffekte in den Divisionen Express und Global Forwarding, Freight sowie Supply Chain von zusammen 75 Mill. Euro kommuniziert worden. Der Konzernumsatz sank im dritten Quartal um 2,3% auf 20,13 Mrd. Euro, was DHL auf Währungseffekte und Volumenrückgänge zurückführte. Durch die leicht rückläufigen Erlöse bei gleichzeitig erhöhtem operativen Ergebnis stieg die Ebit-Marge auf 7,3 (i.V. 6,7)%.
Der freie Cashflow (ohne M&A-Transaktionen) sprang im Jahresvergleich um 81% auf 1,23 Mrd. Euro. Auch hier lagen die Analystenschätzungen deutlich niedriger. Nach neun Monaten addiert sich der Free Cashflow auf 2,23 Mrd. Euro und sei „auf Kurs“ zum Jahresziel von rund 3 Mrd. Euro, sagte CFO Melanie Kreis. „Wir haben unsere Ebit-Marge weiter verbessert und einen starken Free Cashflow erzielt“, betonte die Finanzchefin. „Das unterstreicht die Effektivität unserer Maßnahmen zur Verbesserung von Ertragskraft und Kapitaleffizienz in einem herausfordernden Umfeld.“
Auf den Starkverkehr zur Weihnachtszeit vorbereitet
Im Zuge des Jahresendgeschäftes – dem Starkverkehr in der Weihnachtszeit – rechne die Gruppe mit einem typischen saisonalen Anstieg der E-Commerce-Lieferungen an Konsumenten (B2C). Die Divisionen hätten Vorbereitungen getroffen, um mit den steigenden Sendungsmengen fertig zu werden. Express plane zum Beispiel zeitweise zehn zusätzliche Boeing-777-Frachtflugzeuge auf stark frequentierten Routen zu nutzen. Supply Chain verstärke das Team für die Peak Season um rund 8.000 temporäre Vollzeitstellen, und der Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland erhalte Unterstützung von rund 10.000 Aushilfskräften.
Jahresziele bestätigt
Einige Analysten hatten mit einer Senkung der Jahresziele gerechnet, doch der Konzern bekräftigte die Prognose für 2025. Demnach rechnet das Management mit einem operativen Ergebnis von mindestens 6 Mrd. Euro – nach neun Monaten liegt das Ebit bei 4,28 Mrd. Euro (+6%) – und einem Free Cashflow (ohne M&A) von etwa 3 Mrd. Euro. Die Prognose wird auch unter dem Eindruck bestätigt, dass die seit August geltenden neuen Einfuhrregelungen für Sendungen mit geringem Warenwert (De Minimis) in die USA bisher nur einen begrenzten Einfluss auf das Ergebnis haben, wie Kreis sagte. Kurz nach Einführung der neuen De-Minimis-Regelungen hatte Kreis in einem Pressegespräch noch gewarnt, dass diese Maßnahme das DHL-Ergebnis 2025 um bis zu 200 Mill. Euro belasten könnte.
Der obligatorische Disclaimer
Wie bei vielen Unternehmen inzwischen üblich, gibt es wegen der erratischen US-Politik in Bezug auf die Prognose eine Warnung: „Dieser Ausblick berücksichtigt keine möglichen weiteren Eskalationen der Zoll- oder Handelspolitik; solche Veränderungen könnten erhebliche Auswirkungen auf die DHL Group haben.“
DHL hat mit dem operativen Ergebnis und dem freien Cashflow im dritten Quartal die Konsensschätzungen klar übertroffen. Die Jahresprognose, von der einige Analysten vermutet hatten, sie würde gesenkt, wurde bestätigt. Der Kurs des im Dax enthaltenen Logistikkonzerns – noch als Deutsche Post gelistet – zog um rund 9% an.
