Dicke Luft zwischen Osram und der Allianz
Von Joachim Herr, MünchenOsram und der Großaktionär: Das ist mehr Konflikt als Harmonie. Auf der Hauptversammlung vor drei Jahren lehnte es Siemens ab, Osram-Chef Olaf Berlien zu entlasten. Grund war ein Streit über die Strategie, den Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser und Berlien öffentlich mit Vergleichen aus der Tierwelt (“Hasenknochen”) und einem Bibelzitat (“Herr behüte meinen Mund”) austrugen.Zur Erinnerung: Im Herbst 2017 stieg Siemens als Aktionär aus – für einen Preis von 65,05 Euro je Aktie. Nun bieten die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle 35 Euro. Das ist AGI, der Fondsgesellschaft der Allianz und mit knapp 10 % derzeit der größte Aktionär von Osram, viel zu wenig (vgl. BZ vom 8. und 9. August). Am Freitag meldete sich auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger zu Wort. Sie empfiehlt den Aktionären, “an ihrem Engagement festzuhalten”. Der Angebotspreis sei nicht angemessen.AGI garnierte ihre Stellungnahme zur Übernahmeofferte mit Kritik an der Kommunikation mit Osram. Der Münchner Lichttechnikkonzern wehrte sich einen Tag später gegen den Eindruck, Vorstand und Aufsichtsrat verweigerten sich einem Dialog mit Investoren: “Dieser Vorwurf ist vollkommen abwegig.” Anfragen würden umgehend und im Detail beantwortet.AGI erhielt zwar auf ein langes Schreiben eine lange Antwort, wie zu hören ist. Doch auf die Fragen der Fondsgesellschaft sei Osram gar nicht richtig eingegangen. Zufriedenstellend seien die Antworten jedenfalls nicht gewesen, heißt es auch aus einer anderen Quelle. Es ist nicht die erste Rüge von AGI: Auf der Hauptversammlung im Februar dieses Jahres verweigerte sie Osram-Chef Berlien die Entlastung – wie drei Jahre zuvor Siemens. Gut 26 % des anwesenden Grundkapitals stimmten dieses Mal mit Nein.Als Kritiker, unter anderem an der Kommunikation des Vorstands, trat dort die DWS auf, die Fondstochter der Deutschen Bank. Die sehr zurückhaltende AGI veröffentlichte erst zwei Tage später im Internet, wie sie abgestimmt hatte und was sie an Berlien auszusetzen hat. Übrigens beschäftigte sich auch die Finanzaufsicht BaFin mit einem Zeitungsinterview Berliens, in dem er im Januar vor einer schlechten Geschäftsentwicklung warnte. Die BaFin prüfte, hatte aber nichts zu beanstanden.——Erst Siemens, jetzt AGI: Das Verhältnis zum größten Aktionär ist mal wieder angespannt. ——