Die Rolle des Königsmachers

Für Telekom-Tochter EE zeichnet sich Bietgefecht ab - Hutchison steigt in den Ring

Die Rolle des Königsmachers

Von Heidi Rohde, FrankfurtFür Telekom-Lenker Timotheus Höttges ist es die Traumrolle – die Rolle des Königsmachers, die der Manager gern für die US-Tochter des Konzerns reklamiert, ist dem gemeinsam mit Orange betriebenen Joint-Venture in Großbritannien nun ganz leicht zugefallen. Endlich gibt es echtes Kaufinteresse für EE (Everything Everywhere). Durch das von BT Group angekündigte Comeback im Mobilfunk werden die Karten in dem hart umkämpften britischen Markt neu gemischt. Denn der ehemalige Staatskonzern, dem sowohl die Telefónica-Tochter O2 als auch EE angedient worden sind, hat Konkurrenz bekommen. Hutchison Whampoa, die in Großbritannien den viertgrößten Mobilfunkanbieter “3” betreibt, will offenbar ihrerseits Gebote für die zum Verkauf gestellten Konkurrenten vorlegen. Die Beteiligungsgesellschaften KKR und Apax erwägten zudem, frühere Pläne für eine Übernahme von EE wieder aufzunehmen, berichtet Reuters.Während Analysten Marktführer EE bisher auf rund 12,6 Mrd. Euro taxieren und den Wert von O2 etwas darunter mit 11,4 Mrd. Euro ansetzen, schwebt zumindest Telefónica offenbar eine höhere Bewertung ihres Assets vor. Die Spanier haben einen Aktientausch mit Barkomponente ausgeheckt, – 6 Mrd. Euro in bar und eine 20-Prozent-Beteiligung an BT Group -, die O2 UK mit insgesamt rund 14 Mrd. Euro bewerten würde. Dies entspräche in etwa dem operativen Multiple, das Telefónica Deutschland für E-Plus bezahlt hat, und reflektiert zugleich das Risiko der Aktienkomponente. Demgegenüber bevorzugen die EE-Mütter Telekom und Orange dem Vernehmen nach eine komplette Barzahlung für ihre EE-Anteile.EE empfiehlt sich als passgerecht sowohl für BT Group als auch für Hutchison. Beide unterhalten bereits Netzkooperationen mit EE. Hutchison hat eine beachtliche M & A-Erfolgsbilanz in Europa vorzuweisen. Die Chinesen haben sich in zähen Verhandlungen sowohl in der Konsolidierung des österreichischen als auch des irischen Mobilfunkmarktes durchgesetzt. In Irland haben sie bereits die Telefónica-Tochter O2 geschluckt. Gleichwohl wird kolportiert, dass auch Hutchison dazu neigt, EE den Vorzug zu geben. Zuvor hatte die Telekom, die Ende 2012 begonnen hatte, für EE Optionen zu prüfen, nur Gebote von Private-Equity-Firmen erhalten, die alle nicht zufriedenstellend waren. IPO-Pläne wurden ebenfalls begraben.Telefónica, die augenscheinlich auf dem weniger begehrten Asset sitzt und sich zugleich vor ihren Aktionären rechtfertigen müsste, wenn sie O2 billiger verkauft, als sie selbst E-Plus eingekauft hat, bemüht sich unterdessen, BT Group für einen großen Wurf zu gewinnen. TelefónicaChef César Alierta strebt einem Sprecher zufolge eine “globale Allianz” mit BT an, die auch in der gesellschaftlichen Verflechtung Ausdruck finden soll. Alierta sagte “Expansión” zufolge vor der Spanischen Handelskammer in London, mit BT gebe es “Überschneidungen” in Großbritannien, aber in der restlichen Welt seien die Geschäfte vielfach “komplementär”. Er verwies unter anderem darauf, dass BT mit ihrer wichtigsten Sparte Global Services verstärkt auf Geschäftskunden ausgerichtet sei, in Ländern und Regionen, wo Telefónica ebenfalls eine starke Präsenz habe, aber im Privatkundenmarkt.Zuvor hatten spanische Medien bereits berichtet, dass Telefónica BT zum Schulterschluss dränge, um gemeinsam in Europa eine stärkere Bastion gegen expansionshungrige Telekom-Giganten wie América Móvil oder AT & T zu bilden. Erstere hat in Europa schon Brückenköpfe in Holland und Österreich gebildet, wo die vom mexikanischen Milliardär Carlos Slim kontrollierte Gesellschaft große Pakete an KPN und Telekom Austria erworben hat.