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"Die Stimmung ist schlecht"

Die Unternehmensberatung Bain & Company fordert von Berlin eine stringentere Industriepolitik. Bain-Deutschlandchef Walter Sinn nennt dazu Details.

"Die Stimmung ist schlecht"

"Die Stimmung ist schlecht"

Unternehmensberatung Bain fordert nachhaltige Industriepolitik in Deutschland

sck München

Die Unternehmensberatung Bain & Company plädiert für eine langfristig orientierte Industriepolitik in Deutschland, die die wesentlichen Eckpunkte für die Wirtschaft setzen soll. In Deutschland sei man zu detailverliebt, man verheddere sich in Detailfragen, sagte Walter Sinn, Deutschlandchef von Bain, in einem Pressegespräch in München. Er forderte eine wohldurchdachte nachhaltige Industriepolitik, die dynamisch vorangehen soll. „Die Deutschland-Geschwindigkeit darf kein Schneckentempo sein“, so Sinn. „Die Stimmung ist schlecht“, stellte er in Bezug auf die gegenwärtige Lage in der deutschen Wirtschaft fest. Er selbst bezeichnete sich nicht als Freund von staatlichen Subventionen.  Der Staat sollte aber mehr darauf achten, welche Branchen förderungswürdig sind, um den Standort Deutschland im internationalen Vergleich zu verbessern. „Deutschland muss beim Setzen der großen Linie schneller sein.“

Zur Erinnerung: Die Ampel-Koalition in Berlin sorgte mit milliardenschweren Hilfszusagen für neue Chipstandorte von Intel in Magdeburg und TSCM in Dresden für Aufsehen. Diese Initiativen auf Kosten der Steuerzahler sind umstritten. Auch der lang koalitionsinterne Streit über das Heizungsgesetz sorgte in der Öffentlichkeit für Verstimmung.

Gute Geschäftslage

Sinn lehnte aber eine generelle Schwarzmalerei ab. „Die Standortvorteile Deutschlands sind immer noch da, diese müssten aber aufpoliert werden.“ Sollte Letzteres gelingen, sei die größte EU-Volkswirtschaft für ein neues Zeitalter gut gerüstet. Als Beispiel für eine gewaltige Kraftanstrengung nannte er die Rückstände bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.

In dieser Gemengelage spüre die Unternehmensberatungsbranche „Rücken- und Gegenwind“. Die Themen Lieferketten und Digitalisierung sorgten für Impulse im Geschäft, aufgrund der Rezessionsängste herrsche allerdings Budgetdruck in den Unternehmen. Für die Bain-Aktivitäten im deutschsprachigen Raum stellte er eine zweistellige Wachstumsrate beim Umsatz in Aussicht. Die Dynamik des Vorjahres setze sich fort.  „Es geht uns sehr gut.“ Sinn bezifferte den Anteil von Bain in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf 10% des gesamten weltweiten Umsatzes der Beratungsgesellschaft.

Private Equity auf Erholungskurs

Kernthemen des Beratungsgeschäfts seien derzeit transformative Veränderungen und Strategien (Beispiel Autoindustrie und Energiesektor), der digitale Umbau und Nachhaltigkeit, wobei auf dem letzteren Feld der Klimawandel dominiere. Das sorge in den Unternehmen für einen dynamischen Wandel. Besonders stark tätig ist Bain laut Sinn in den Bereichen Industriegüter und Private Equity (PE). PE befinde sich in einer Erholungsphase. Die Zurückhaltung bei Transaktionen löse sich. PE mache bis zu 30% des Geschäfts von Bain aus. Der PE-Branche stünden weltweit Mittel für Engagements von 3,7 Bill. Dollar zur Verfügung.

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