Im GesprächDeutsches Aktieninstitut

„Die Zahl der Aktionäre wird weiter steigen“

Das Deutsche Aktieninstitut wird 70 Jahre alt. Das Institut habe viel für die Aktienkultur erreicht, betont die geschäftsführende Vorständin Christine Bortenlänger. Es gebe heute mehr Aktionäre als zur Jahrtausendwende. Und sie seien nach den Kurseinbußen zu Beginn der Pandemie nicht aus Aktien geflohen.

„Die Zahl der Aktionäre wird weiter steigen“

Im Gespräch: Christine Bortenlänger und Franz-Josef Leven

„Die Zahl der Aktionäre wird weiter steigen“

Die Geschäftsführung des Deutschen Aktieninstituts über Altersvorsorge und Kapitalmarkt

fed Frankfurt
Von Detlef Fechtner, Frankfurt

Das Deutsche Aktieninstitut wird 70 Jahre alt. Das Institut habe viel für die Aktienkultur erreicht, betont die geschäftsführende Vorständin Christine Bortenlänger. Es gebe heute mehr Aktionäre als zur Jahrtausendwende. Und sie seien nach den Kurseinbußen zu Beginn der Pandemie nicht aus Aktien geflohen.

Die Geschäftsführung des Deutschen Aktieninstituts ist optimistisch, dass sich in Zukunft mehr Menschen in Deutschland für eine Anlage in Aktien entscheiden. „Ich bin überzeugt: Die Zahl der Aktionäre wird weiter steigen“, sagt Christine Bortenlänger, die geschäftsführende Vorständin des Aktieninstituts, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Gerade die jüngere Generation sei sich bewusst, dass die staatliche Rente, so wie sie heute aufgesetzt sei, nicht reichen werde.

„Wir haben jetzt eine junge Generation von Aktionären“, ergänzt der stellvertretende Geschäftsführer, Franz-Josef Leven. Für die Jungen habe „natürlich auch die Technik eine Rolle gespielt“, etwa die Möglichkeit, das Depot über das Handy zu steuern. Leven findet es bemerkenswert, dass „wir nach dem Kurseinbruch zu Beginn der Pandemie keine Flucht aus Aktien erlebt haben wie seinerzeit beim Neuen Markt.“

Fast jeder Fünfte am Aktienmarkt

Aktuell engagiert sich fast jeder fünfte Deutsche am Kapitalmarkt. Es gibt mehr Aktionäre als zur Jahrtausendwende. „Das heißt, es hat sich etwas getan“, unterstreicht Bortenlänger und sieht darin auch einen Beitrag ihres Hauses: „Das Aktieninstitut hat viel für die Aktienkultur erreicht.“ Leven ergänzt: „Als ich vor dreieinhalb Jahrzehnten im Aktieninstitut angefangen habe, gab es 3,8 Millionen Aktionäre in Deutschland. Seitdem hat sich deutlich was getan.“

Damit sich der Trend zur Aktie fortsetze, sei es entscheidend, „dass die Politik etwas hinbekommt beim Thema Aktie in der Altersvorsorge“. Das sei „der entscheidende Hebel“. Das Aktieninstitut habe dazu beigetragen, dass heute in Berlin diskutiert werde, wie man den Kapitalmarkt für die Altersvorsorge nutzen könne, und zwar in allen drei Säulen. „Ich hoffe sehr, dass wir nicht nur einmalig 10 Mrd. Euro aufsetzen, um unsere Rente zu stärken“, meint Bortenlänger. Denn das reiche nicht. Sie sei zuversichtlich, dass sich jetzt wichtige Stellhebel bewegen – „vielleicht langsamer, als wir wollen, aber immerhin.“

Geringe Zahl an Börsengängen

Was ihr indes Sorgen mache, sei die geringe Zahl der Börsengänge. Denn Aktienkultur habe „ja zwei Seiten: Ich brauche nicht nur Investoren, ich brauche auch Unternehmen, in die ich investieren kann.“ Dass es in Deutschland wenig IPOs gebe, hat nach Meinung von Bortenlänger „natürlich mit Regulierung zu tun“. Deshalb müsse die Kapitalmarktunion dringend Fortschritte machen.

Der Arbeitskreis zur Förderung der Aktie, aus dem später das Deutsche Aktieninstitut entstand, wurde 1953 vom Bankier Kurt Forberg ins Leben gerufen. „Eines galt schon vor 70 Jahren, und es gilt auch heute noch: Im Deutschen Aktieninstitut finden Unternehmen zusammen, um Lösungen zu finden, damit die Unternehmen den Kapitalmarkt effektiv nutzen können“, erklärt Leven.

Die Mitglieder seien diejenigen, „die auf dem Fundament der Sozialen Marktwirtschaft Aktien als ein Instrument zur Lösung der großen Herausforderungen verstehen, vor denen wir stehen: Transformation, Innovation, Nachhaltigkeit“, sagt Bortenlänger. Das Institut vertrete „das Ökosystem Kapitalmarkt“ – und repräsentiere alle Stakeholder, die man brauche, um einen leistungsfähigen Kapitalmarkt zu haben. Aktieninstitut bedeute dabei übrigens nicht, dass es nur um Aktien gehe, sondern auch um andere Wertpapiere wie Green Bonds oder Derivate. „Wir sind nicht der Interessensverband der Emittenten“, stellt das ehemalige Vorstandsmitglied der Bayerischen Börse klar. Das Aktieninstitut sei viel breiter aufgestellt: Emittenten, Banken, Investoren, aber auch Börsen, Ratingagenturen, Wirtschaftsprüfer und Kanzleien. Das zwinge dazu, die Position anderer Seiten zu berücksichtigen. „Und deshalb präsentieren wir ausgewogene Lösungen.“

Modernisierung der HV

Ein Beispiel, bei dem es wichtig gewesen sei, dass das Institut mit einer schnellen Positionierung die Diskussion vorangetrieben habe, sei die Debatte gewesen, wie in Pandemiezeiten Hauptversammlungen abgehalten werden. Denn es gab ja ein Versammlungsverbot. Das Deutsche Aktieninstitut habe in kürzester Zeit moderiert – etwa zwischen den Rechtsabteilungen von Unternehmen, den Investoren und der Politik. „Wir haben dazu beigetragen, dass sehr schnell rechtliche Vorgaben verabschiedet werden konnten, die die Grundlage dafür waren, dass Hauptversammlungen in der Pandemie abgehalten, Beschlüsse gefasst und Dividenden ausgeschüttet werden konnten“, unterstreicht Bortenlänger. Die Diskussion über die Hauptversammlung und wie virtuell sie sein kann, sei im Übrigen noch nicht abgeschlossen. „Unser Ziel ist es, dass die HV modernisiert wird.“

Das von Christine Bortenlänger und Franz-Josef Leven geführte Deutsche Aktieninstitut feiert seinen 70. Geburtstag.

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