Dieselbetrugsaffäre weitet sich aus

Razzien bei BMW und VW - Verdacht der Marktmanipulation und des Betrugs mit Abschalteinrichtung

Dieselbetrugsaffäre weitet sich aus

Die Dieselmanipulationsaffäre bekommt eine neue Dimension. Von illegalen Software-Abschaltvorrichtungen sind möglicherweise alle großen deutschen Autobauer mit Ausnahme von Opel betroffen. BMW sorgte mit einer Razzia in der Konzernzentrale am Vortag ihrer Bilanzvorlage für Schlagzeilen.sck/ste München/Hamburg – BMW steht nach Volkswagen und Daimler im Zusammenhang mit dem Dieselbetrug im Visier der Ermittler. Wegen Betrugsverdachts bei dem Autobauer leitete die Staatsanwaltschaft München nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt ein. Es bestehe ein Anfangsverdacht, dass BMW eine prüfstandsbezogene Abschaltvorrichtung verwendet habe. Dies ist illegal. Büros der BMW-Zentrale und an einem österreichischen Konzernstandort seien durchsucht worden, teilten die Ermittler mit.Im konkreten Fall geht es um 11 700 Fahrzeuge der Modelle BMW 750d und BMW M550d der Baujahre 2012 bis 2017. Ende Februar räumte der Dax-Konzern ein, bei Modellversionen eine Abgasreinigungssoftware irrtümlich falsch aufgespielt zu haben (vgl. BZ vom 27. Februar). BMW informierte darüber das Kraftfahrt-Bundesamt. Der Konzern kündigte seinerzeit an, die betroffenen Pkw zurückzurufen. Auch BMW-Anleger ließen die Nachrichten kalt. Die Stammaktie beendete den Handel bei 85,99 Euro (+1 %).Unterdessen kommt Volkswagen im Zusammenhang mit dem Dieselabgasbetrug nicht zur Ruhe: Wie jetzt bekannt wurde, eröffnete die Staatsanwaltschaft Braunschweig ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts der Marktmanipulation.Anfang März seien Papiere und mehrere Terabyte an Daten in der Wolfsburger VW-Zentrale sichergestellt worden, hieß es bei der Behörde. Zuerst hatte die “Wirtschaftswoche” über die Untersuchungen berichtet. Die Ermittler prüfen, ob VW Anleger und Öffentlichkeit mit Angaben über Verbrauchswerte und den Ausstoß von CO2 bei Diesel- und Benzinfahrzeugen getäuscht hat. Untersucht wird, ob eine im Dezember 2015 veröffentlichte Ad-hoc-Mitteilung “objektiv inhaltlich falsch” war. Volkswagen bestätigte die Durchsuchungen, nahm aber wegen der laufenden Ermittlungen nicht weiter Stellung.Anfang November 2015, wenige Wochen nach Bekanntwerden des Dieselabgasbetrugs, hatte Volkswagen mitgeteilt, bei der Bestimmung des CO2-Wertes für die Typ-Zulassung von Fahrzeugen sei es zu “nicht erklärbaren Werten” gekommen. Davon könnten 800 000 Autos betroffen sein. Ein wirtschaftlicher Schaden von rund 2 Mrd. Euro stand im Raum. Am 9. Dezember 2015 widerrief VW die Angaben und teilte ad hoc mit, dass nur insgesamt rund 36 000 Autos betroffen seien. Die Staatsanwaltschaft hat nun Zweifel an der zweiten Mitteilung. Reuters zufolge hält es Manfred Döss, Rechtsvorstand der VW-Mutter Porsche SE, indes für unwahrscheinlich, dass Anklage erhoben wird.