Dieselskandal wird für Audi teurer
Die Aufarbeitung des umfangreichen Dieselabgasbetrugs wird für Audi noch teurer. Die Staatsanwaltschaft München hat das Verfahren gegen die Ingolstädter Volkswagen-Tochter gegen Zahlung einer Strafe von 800 Mill. Euro eingestellt. Audi akzeptierte das Bußgeld. Die Summe dämpft das Konzernergebnis zusätzlich.sck/ste München/Hamburg – Nach der Muttergesellschaft Volkswagen wird nun auch für die Konzerntochter Audi eine Geldbuße wegen der umfangreichen illegalen Dieselabgasmanipulationen fällig. Die Staatsanwaltschaft München, VW und Audi teilten getrennt voneinander mit, dass der Ingolstädter Autobauer ein Bußgeld von 800 Mill. Euro zahlt. Die Strafermittler begründeten dieses Maß mit einer verletzten Aufsichtspflicht im Unternehmen.Die Summe setzt sich zusammen aus abgeschöpften wirtschaftlichen Vorteilen von 795 Mill. Euro und einer Ahndung von 5 Mill. Euro für fahrlässiges Verhalten. Bei Letzterem nutzten die Strafermittler das gesetzliche Höchstmaß für diesen Tatbestand aus. “Aufgrund der festgestellten Aufsichtspflichtverletzung wurde die Begehung vorsätzlicher Straftaten aus dem Unternehmen heraus ermöglicht”, schreibt die Staatsanwaltschaft München.Die Behörde stellte das Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Audi ein. Das Unternehmen akzeptierte die Strafe und verzichtete auf weitere Rechtsmittel. Damit ist die Geldbuße rechtskräftig. Die Strafe gegen Audi folgt vier Monate nach der Geldbuße gegen VW in gleicher Angelegenheit. Im Juni erließ die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den Wolfsburger Konzern ein Bußgeldbescheid von 1 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 14. Juni). Offen ist nach Angaben eines VW-Sprechers nun noch der Ausgang eines Ordnungswidrigkeitverfahrens gegen die Sportwagentochter Porsche AG, in dem die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt. Auf den Bußgeldbescheid gegen Audi reagierten Anleger erleichtert. Die VW-Vorzugsaktie legte gestern um 2,1% auf 147,42 Euro zu.Die Staatsanwaltschaft München bezog sich in ihrer Entscheidung auf Vorgänge in den Jahren 2004 bis 2018, die vor allem den europäischen und den US-Markt betrafen. In diesem Zeitraum manipulierte Audi den Angaben zufolge fünf Millionen Fahrzeuge, die mit verschiedenen Dieselmotorentypen ausgestattet waren. Betroffen waren auch Modelle der Marken VW und Porsche.Die Geldstrafe dämpft zusätzlich das Ergebnis von Audi und damit automatisch das Jahresresultat der Muttergesellschaft. Auch die Familienholding Porsche SE weist auf einen ergebnismindernden Effekt hin. Sie hält 30,8 % am Grundkapital von Volkswagen. Nach Steuern werde das Konzernergebnis 2018 nur noch zwischen 2,5 und 3,5 Mrd Euro liegen, teilte die Porsche SE. Zuvor hatte die Dachgesellschaft den Korridor um 900 Mill. Euro höher angegeben.Die Aufarbeitung der im September 2015 aufgeflogenen Dieselmanipulationen kostete Volkswagen nach weiteren Belastungen von 1,6 Mrd. Euro, die im zweiten Quartal verbucht wurden, bislang insgesamt 27,4 Mrd. Euro. Davon entfielen 2 Mrd. Euro auf Audi. Die jüngste Geldbuße für Audi, die nach Angaben eines VW-Sprechers in der Konzernerfolgsrechnung des dritten Quartals verbucht wird, die am 30. Oktober vorgestellt wird, ist in den Rückstellungen noch nicht berücksichtigt. Analysten rechnen damit, dass auf VW weitere Mehrkosten wegen der Dieselmanipulationsaffäre zukommen. Frank Schwope von der Nord/LB verweist auf das im September gestartete Kapitalanleger-Musterverfahren am Oberlandesgericht Braunschweig. Hinzu kommen angekündigte Klagen des ADAC und des Verbraucherzentrale Bundesverbands auf Schadenersatz. Die sich daraus ergebenden zusätzlichen finanziellen Risiken für VW schätzt Schwope auf bis zu 20 Mrd. Euro.Wegen des Dieselbetrugs sitzt seit vier Monaten der ehemalige Audi-Vorstandschef Rupert Stadler in Untersuchungshaft. Er ist der bislang ranghöchste frühere Konzernmanager, den die Strafermittler wegen der rechtswidrigen Machenschaften als Tatverdächtigen führen. Dem Vernehmen nach bestreitet Stadler die Vorwürfe weiterhin vehement. Die Staatsanwaltschaft München wirft ihm unter anderem vor, nach den publik gewordenen Betrügereien im September 2015 nichts Entscheidendes gegen die Manipulationen unternommen zu haben und diese sogar weiterhin gebilligt zu haben.