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Digitalbranche kämpft mit Fachkräftemangel

Der Mangel an IT-Experten verschärft sich nach Einschätzung der deutschen Digitalwirtschaft massiv und droht das Wachstum der Branche auszubremsen.

Digitalbranche kämpft mit Fachkräftemangel

Reuters Berlin

Der Mangel an IT-Experten verschärft sich nach Einschätzung der deutschen Digitalwirtschaft massiv und droht das Wachstum der Branche auszubremsen. Derzeit seien 96000 Stellen für IT-Fachkräfte unbesetzt, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz. Die Zahl werde 2022 auf deutlich über 100000 steigen. Bis zu 130000 offene Stellen seien derzeit denkbar, genaue Zahlen aber noch nicht bekannt. Der deutsche Markt für IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik wird laut Bitkom dieses Jahr um 3,6% auf 184,9 Mrd. Euro zulegen. Ohne Fachkräftemangel wäre möglicherweise 1% mehr drin, so Berg.

„Wir haben ein riesiges Problem“, betonte der Verbandspräsident. Gerade in schnell wachsenden Software-Unternehmen, aber auch in der Breite fehlten Fachkräfte. Die Firmen fänden einfach nicht genügend Mitarbeiter und würden schon Abstriche bei den Anforderungen an die Bewerber machen. Diese wiederum können ihre Ansprüche hochschrauben: „Die Gehälter schießen durch alle Decken durch“, sagte Berg. Laut Bitkom sind in der Branche aktuell 1,25 Millionen Menschen beschäftigt. Bis Jahresende würden voraussichtlich 39000 zusätzliche Jobs geschaffen. „Die Unternehmen könnten noch weitaus mehr Personal einstellen, aber es fehlt an Spezialistinnen und Spezialisten“, so Berg. „Das bedeutet weniger Wachstum, weniger Wertschöpfung und weniger Innovation – und bremst uns bei der Digitalisierung aus und vergrößert den Abstand zu den Vorreitern wie den USA.“

Auch Lieferengpässe belasten die Branche, wobei vor allem Halbleiter für einfache Anwendungen fehlen, wie Berg erklärte. So gebe es Anekdoten, nach denen eine Firma bereits zu Hunderten Kühlschränke aufgekauft und die darin enthaltenen Chips ausgebaut und in höherwertige Produkte eingebaut habe. „Das zeigt, was das für Blüten treibt.“ Corona betrachtet Bitkom dagegen als Herausforderung und Chance zugleich. „Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung Schwung gegeben, und das belebt den Markt“, sagte Berg. So wuchs das Umsatzvolumen 2021 um 3,9 % auf 178,4 Mrd. Euro, was der Bitkom vor allem auf das gute Geschäft mit IT-Hardware und Software zurückführte.

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