Diskret und verlässlich
bl – Von den großen Schwellenländern ist nur China als Wachstumsmotor übrig geblieben. Dort ist Dürr-Chef Ralf Dieter denn auch sehr oft. Das Unternehmen erweitert derzeit seine Kapazitäten im Reich der Mitte stark. Von Indien ist der mit einer Halbinderin verheiratete Manager, der in Baden-Baden geboren und in Offenburg aufgewachsen, aber längst im Württembergischen heimisch ist, dagegen enttäuscht. Allenfalls langfristig sei dort mit einer besseren Marktentwicklung zu rechnen.Nach Stationen in Ratingen, Stuttgart, Paris, Aalen und Darmstadt kam Dieter zu dem MDax-Konzern in Bietigheim-Bissingen. 2005 in den Vorstand berufen, wurde er am 1. Januar 2006 Vorstandsvorsitzender. Obwohl er immer wieder auch für Spitzenpositionen verschiedener Dax-Konzerne gehandelt wird, fühlt er sich bei dem zu knapp 28,5 % von der Familie bzw. der Stiftung der Familie Dürr kontrollierten Unternehmen sichtlich wohl.Dieter, Jahrgang 1961, hat den Lackieranlagenspezialisten auf Vordermann gebracht. Nach seinem Amtsantritt fokussierte er das damals diversifizierte Unternehmen auf den Autosektor und trieb die Internationalisierung, insbesondere nach China, konsequent voran. Aus dem Auto-Know-how heraus erschließt sich Dürr inzwischen auch neue Geschäftsfelder. Mit dem Kauf des Holzmaschinenspezialisten Homag ging das Unternehmen jetzt neue Wege. Doch Dieter, der seine Karriere nach einem Volkswirtschaftsstudium – ein Bauingenieurstudium hatte er zuvor abgebrochen – bei der DAT AG in Ratingen begonnen hatte, wird nicht übermütig. Bei seinen Prognosen bleibt er schwäbisch vorsichtig, zumindest so lange, bis Klarheit herrscht. Seine Verlässlichkeit hat ihm an den Finanzmärkten viel Kredit verschafft.Dieter, der nur selten Interviews gibt, wirkt offen und nimmt sich Zeit für seinen Gesprächspartner. Er vertritt klare Positionen etwa in der Europapolitik, wo er mehr Gemeinsamkeit anmahnt, und verfolgt auch unternehmenspolitisch einen festen Kurs. Innerhalb der Dürr-Gruppe war die Sanierung der Tochtergesellschaft Schenck sein Gesellenstück. Privat liebt Dieter, der dem Großaktionär Heinz Dürr nahesteht, schnelle Autos, hält sich in seiner knapp bemessenen Freizeit aber auch gern in der Natur auf und spielt ab und zu Golf.