Dreier-Autoallianz sucht Konsens

Neues Führungsgremium soll Ghosn-Regime ersetzen - In der Beteiligungsstruktur bleibt alles beim Alten

Dreier-Autoallianz sucht Konsens

Renault, Nissan und Mitsubishi wollen mit dem Neustart ihre Allianz retten. Das Misstrauen der Partner ist seit der Inhaftierung des einstigen Konzernchefs Carlos Ghosn gewachsen. Eine neue Struktur soll den Konsens wiederherstellen. Renault verzichtet auf den Nissan-Verwaltungsratsvorsitz. mf Yokohama – Nissan, Renault und Mitsubishi Motors ziehen mit einer neuen Führungsstruktur einen Schlussstrich unter die Ära von Carlos Ghosn. Das neue Entscheidungsgremium für die europäisch-asiatische Allianz der drei Autobauer soll eine Struktur ersetzen, die Ghosn eine fast unkontrollierte Macht gab. Bisher wurde der Dreierbund über zwei Gemeinschaftsunternehmen in den Niederlanden gesteuert. Deren Chef Ghosn war gleichzeitig Chairman von Nissan sowie Chairman und CEO von Renault. Er soll dabei mehrere Straftaten begangen haben, wegen denen ihm in Japan der Prozess gemacht wird.Das neue Spitzengremium soll die gesamte Kooperation der drei Autokonzerne steuern, erklärte Renault-Chairman Jean-Dominique Senard nach einer Sitzung des Verwaltungsrats von Nissan in Yokohama. Senard wird neuer Vorsitzender dieser Alliance Operating Board genannten Führungsgruppe. Die anderen Mitglieder werden Renault-Chef Thierry Bolloré, Nissan-CEO Hiroto Saikawa und der Chairman und CEO von Mitsubishi Motors, Osamu Masuko, sein. “Großer Schritt”Die vier Top-Manager sprachen bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt von einem “neuen Start” und strichen heraus, dass die bisherige Dominanz durch Ghosn durch eine gemeinschaftliche Führung ersetzt wird. “Ich finde dieses konsensorientierte System, das viel effizienter und ausgewogener ist, sehr positiv”, sagte Renault-Chef Senard. Nissan-CEO Saikawa sprach von einem “großen Schritt” und betonte, dass die neue Allianzführung “eine wirklich gleichberechtigte Partnerschaft darstellt”.Mit dieser Abmachung und der damit verbundenen Kommunikation nach außen reagiert Renault versöhnlich auf die Klagen von Nissan über eine einseitige Partnerschaft. Die Japaner fühlen sich von den Franzosen als Cash Cow gemolken, obwohl sie mehr Absatz, mehr Gewinn und mehr Innovationen beisteuern. Daher wehrt sich die Nissan-Führung um CEO Saikawa auch dagegen, dass der Renault-Chairman die Nachfolge von Ghosn als Nissan-Chairman antritt.Auch hier kam Renault Nissan entgegen. Senard erklärte in Yokohama, er wolle nicht neuer Chairman von Nissan werden. Als weiteres Symbol für mehr Gleichheit in der Allianz sollen die monatlichen Treffen des Alliance Operating Board abwechselnd in Paris und Yokohama stattfinden.An den Kreuzbeteiligungen ändert sich jedoch nichts. Renault hält 43,4 % der Anteile von Nissan mit 15 % Beteiligung (ohne Stimmrechte) an Renault und 34 % an Mitsubishi Motors. Auch die Vereinbarung von 2015, dass Renault ohne Genehmigung von Nissan keine weiteren Aktien erwerben darf, bleibt in Kraft.