M&A

Druck zu Deals auf Private Equity wächst

Goldman Sachs hofft auf eine Erholung des M&A-Marktes. "Es gibt für Private Equity sowohl Verkaufsdruck als auch Kaufdruck. Das stimmt uns sehr optimistisch, dass mittelfristig etwas passieren muss", konstatiert Christopher Droege. Er leitet gemeinsam mit Tibor Kossa als Co-Head das M&A-Geschäft der US-Investmentbank in Deutschland.

Druck zu Deals auf Private Equity wächst

Druck auf Private Equity zu Deals wächst

Goldman Sachs: Institutionelle Investoren wollen mehr Rückzahlungen sehen

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Goldman Sachs erwartet, dass sich der M&A-Markt bald erholt. Zu den Treibern des erhofften Aufschwungs im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen werden nach Einschätzung der US-Investmentbank auch Finanzinvestoren gehören. Denn deren Geldgeber – institutionelle Großanleger wie Pensionsfonds, Versicherer und Stiftungen – wollen einen Teil ihres Geldes zurückbezahlt bekommen, bevor sie frisches in Investments abseits der Börsen stecken. “Es gibt für Private Equity sowohl Verkaufsdruck als auch Kaufdruck. Das stimmt uns sehr optimistisch, dass mittelfristig etwas passieren muss”, konstatiert Christopher Droege. Er leitet gemeinsam mit Tibor Kossa als Co-Head das M&A-Geschäft von Goldman Sachs in Deutschland.

Weniger Return als üblich

Tatsächlich haben Finanzinvestoren in diesem Jahr bislang deutlich weniger Unternehmensbeteiligungen verkauft als sonst üblich, weil sie sich noch nicht mit den neuen, bei knapperem und teurerem Fremdkapital gesunkenen Bewertungen anfreunden konnten. Eine Analyse des Datenanbieters Preqin zeigt: Von 1 Euro, der in einen 2018 gestarteten Private-Equity-Fonds investiert wurde, wurden drei Jahre danach im Durchschnitt erst 30 Cent zurückgezahlt und damit deutlich weniger als bei 2016 oder 2014 gestarteten Fonds nach drei Jahren Laufzeit.

Jetzt wächst der Druck, Exits durchzuführen, weil die Investoren danach rufen: “Bevor Du neues Geld abrufst, gib mir erstmal welches zurück”, gibt Droege die Ansage an die Private-Equity-Häuser wieder. Das ist auch deswegen notwendig, weil institutionelle Investoren in den vergangenen Jahren schon so viel in die renditeträchtige Assetklasse gesteckt haben, dass sie an die selbst gesetzten oder vom Gesetzgeber vorgegebenen Obergrenzen für den Private-Equity-Anteil stoßen.

Fundraising besser als vermutet

Dennoch läuft das Fundraising der Finanzinvestoren besser, als man erwarten könnte. Laut Datenanbieter Pitchbook haben Finanzinvestoren in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 rund 115 Mrd. Dollar eingesammelt. Sollte sich das Tempo so fortsetzen, wären das im Gesamtjahr 460 Mrd. Dollar und damit genauso viel wie 2022. “Der Anlagedruck wächst also, weil das “Dry Powder” nicht auf Dauer unverwendet bleiben kann. Private Equity hatte einen Anteil von 30% am M&A, der jetzt stark abgerutscht ist. Man kann davon ausgehen, dass der Anteil wieder auf dieses Niveau zurückkehrt”, sagt Goldman-Sachs-Banker Kossa voraus. “Was dabei überrascht, ist, dass Private Equity die Übernahmen börsennotierter Unternehmen immer häufiger gegen den Willen des Managements versucht. Die Bieterkämpfe bei Public-to-Private-Transaktionen zeigen den Anlagedruck der Finanzinvestoren”, sagt Kossa. Ein Beispiel dafür war das Ringen von Bain Capital mit Silver Lake um die Software AG aus Darmstadt.

M&A-Volumen eingebrochen

So weit, dass Private Equity den M&A-Markt wieder nach oben treiben würde, ist es allerdings noch nicht. Insgesamt ist das M&A-Volumen im Vergleich zum Rekordjahr 2021 eingebrochen und auch 2023 noch gegenüber der ersten Hälfte des Vorjahres abgerutscht. Global verringerte sich das M&A-Volumen im ersten Halbjahr um 42% auf 1,3 Bill. Dollar. In Europa ging es um 43% abwärts auf 400 Mrd. Dollar – wenngleich die vergangenen drei Monate erste Anzeichen einer Belebung zeigten. Im Vergleich zu Europa hat sich Deutschland bei M&A gut gehalten: Hierzulande schrumpfte das Volumen nur um 9% auf 70 Mrd. Dollar. Ein Löwenanteil davon entfiel allerdings auf die zwei größten Deals – den Verkauf der dominierenden Viessmann-Heizsparte an den US-Konkurrenten Carrier Global für 13 Mrd. Dollar sowie die Übernahme der SAP-Tochter Qualtrics durch den Finanzinvestor Silver Lake für 12 Mrd. Dollar.

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