Einbruch im Kerngeschäft prägt Südzucker-Ausblick

Sinkende Herstellungskosten und steigende Zuckerverkäufe gleichen Preisverfall nicht aus

Einbruch im Kerngeschäft prägt Südzucker-Ausblick

md Mannheim – Südzucker rechnet im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende Februar) mit einem Konzernumsatz von 6,8 bis 7,1 Mrd. Euro nach 6,98 Mrd. Euro (+ 7,8 %) im vorigen Turnus. Der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit, bereinigt um Einmaleffekte) soll zwischen 100 und 200 Mill. Euro landen nach 445 Mill. Euro (+ 4,2 %) 2017/18. Diese Prognosen für den Konzern sind geprägt vom erwarteten Einbruch im Kerngeschäft des weltgrößten Zuckerproduzenten. In diesem Segment wird mit einem deutlichen Umsatzrückgang gerechnet, nachdem in der abgelaufenen Berichtsperiode die Erlöse noch um 8,6 % auf 3,02 Mrd. Euro anzogen. Das operative Ergebnis, das 2017/18 um fast 90 % auf 139 Mill. Euro in die Höhe schnellte, wird nach Einschätzung des Vorstands mit 100 bis 200 Mill. Euro in negatives Terrain rutschen. Von einer “schwierigen Übergangsphase von mindestens zwei Jahren Dauer” sprach Finanzchef Thomas Kölbl bei der Bilanzvorlage mit Blick auf das Zuckergeschäft – nicht zum ersten Mal. Denn Ende September 2017 war die Regulierung des EU-Zuckermarktes mit Rübenmindestpreisen und Produktionsquoten ausgelaufen, “so dass der europäische Zuckermarkt heute der unregulierteste Zuckermarkt weltweit sein dürfte”, wie Vorstandschef Wolfgang Heer sagte. In der Folge kam es laut Heer in der EU, aber auch weltweit zu einem Anstieg der Zuckerproduktion, der zu deutlich niedrigeren Preisen führte. Diese spiegeln sich in den Jahreszahlen für 2017/18 nur teilweise wider, da diese Entwicklung erst mit Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres im Oktober 2017 einsetzte. Seither würden die Ergebnisse im Zuckersegment durch rückläufige Erlöse belastet. Schon das Schlussquartal habe einen operativen Verlust gebracht. “Größte Stellschraube” Wie aus der Präsentation Kölbls hervorgeht, haben sich 2017/18 die Effekte der im Vorjahresvergleich gestiegenen Absatzmenge und der gesunkenen Preise etwa ausgeglichen. Der Ergebnisanstieg ist offenbar den Einsparungen bei den Herstellungskosten zu verdanken. Tatsächlich bezeichnete der Finanzchef die Kampagnendauer, während der die von den Landwirten gelieferten Zuckerrüben zu dem Süßstoff verarbeitet werden, als “größte Stellschraube” bei den Kosten. Mit 133 Tagen übertraf die Länge der Kampagne nicht nur den Vorjahreswert von 107 Tagen deutlich, sondern auch das gesetzte Ziel von 120 Tagen. Zudem haben die Ausdehnung der mit den Bauern vereinbarten Rübenanbaufläche und die überdurchschnittlichen Rübenerträge zu einem Anstieg der Verarbeitungsmenge um 26 % geführt, sagte Heer. “Dies hat uns zu signifikanten Kostendegressionseffekten verholfen.”Allerdings könne der drastische Rückgang der Zuckerpreise auf ein historisch niedriges Niveau 2018/19 bei weitem nicht durch sinkende Herstellkosten und höhere Verkaufsvolumina ausgeglichen werden. Das Management geht dabei von einem Anstieg der Exportmenge aus; die Ausfuhren in den Nicht-EU-Raum sollen in diesem Geschäftsjahr rund 20 % der Zuckererlöse ausmachen. Mit dem wachsenden Export steigt freilich auch die Abhängigkeit vom Euro-Dollar-Kurs; so habe sich die Euro-Aufwertung im abgelaufenen Turnus negativ ausgewirkt. Wie hoch die Ergebnisbelastung war, wollte Kölbl nicht sagen. Doch ist die jüngste Wechselkursentwicklung einer der wenigen Lichtblicke im Zuckergeschäft, denn seit Ende Februar, als der Euro noch 1,22 Dollar kostete, ist der Preis der Gemeinschaftswährung auf 1,18 gefallen. Laut dem CFO kalkuliert Südzucker für 2018/19 mit einem Durchschnitt von 1,20.Heer und Kölbl betonten, dass die Prognose für das Zuckersegment in einem sich stark verändernden Marktumfeld von hoher Unsicherheit geprägt ist. Die nächsten Jahre könnten auch eine Konsolidierung in der Branche bringen – “vielleicht 5 bis 10 % der Unternehmen kommen (mit dem gegenwärtigen Zuckerpreis; die Red.) zurecht”, sagte Heer. An der Börse hielt sich die Wirkung von Zahlen und Ausblick in Grenzen. Die Südzucker-Aktie schloss 0,5 % fester mit 14,57 Euro. Kölbl bekräftigte, dass trotz des Indexabstiegs bislang kein Rückgang des Anlegerinteresses zu erkennen sei; er verwies auf die hohen Umsätze in der Aktie an der Börse, die für Investoren wichtig sind. Südzucker, die seit der Auflegung des MDax über 22 Jahre ohne Unterbrechung der “2. Liga” der börsennotierten Firmen in Deutschland angehört hatte, war Mitte März in den SDax verbannt worden. Grund für den Rauswurf aus dem MDax sei der geringe Streubesitzanteil (33 %) gewesen, sagte Kölbl. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Als die Deutsche Börse am 5. März die Zusammensetzung ihrer Indizes überprüfte, war der Südzucker-Kurs im Jahresvergleich von rund 24 auf unter 15 Euro gefallen. Dadurch genügte die Free-Float-Kapitalisierung nicht mehr den MDax-Anforderungen. In den drei “Diversifikationsbereichen” des Konzerns sind die Aussichten im Vergleich zum Zuckersegment positiv: Für Spezialitäten (u. a. Tiefkühlpizzas) und Frucht werde mit deutlichen Ergebnisverbesserungen gerechnet (siehe Grafik), und im Segment Cropenergies, das der börsennotierte Bioethanolhersteller darstellt (vgl. BZ vom 17. Mai), wird eine operative Ergebnisspanne von 30 bis 70 Mill. Euro avisiert. Den Anstieg der Nettofinanzschulden um 430 auf 843 Mill. Euro, der auch einige Finanzkennziffern wie das Gearing deutlich verschlechterte, erklärte Kölbl mit den Akquisitionen der Pizzahersteller Richelieu in den USA und Hasa aus Sachsen-Anhalt.