Einstieg mit Knochen
Von Walther Becker, FrankfurtSieben Wochen hat es gebraucht, bis der neue Eigner des Biomaterialien-Geschäfts von AAP Implantate sich outet: Tecres, ein Medizintechnikunternehmen für Knochenzement und -ersatzmaterialien hat mit dem Finanzinvestor Keensight Capital für 36 Mill. Euro zugeschlagen. Die von Altium beratene AAP hat den Verkauf längst mitgeteilt – ohne aber den Erwerber zu nennen.Für Keensight, die sich im September 2013 von der Investmentbank Rothschild separiert hatte, ist dies der erste Deal in Deutschland. Ihm sollen weitere folgen, hofft Jaana Grüter von der Beteiligungsgesellschaft in Paris, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der vierte Fonds habe eine Kapazität von 500 Mill. Euro Eigenkapital und Keensight nehme jeweils 10 Mill. bis 60 Mill. Euro pro Engagement in die Hand. “Wir investieren Wachstumskapital in profitablen Unternehmen und sind spezialisiert auf Gesundheitswesen sowie Technologie, also Software und Internet.” Keensight suche Mehr- und Minderheiten und investiere auch mit Partnern – dann bis 100 Mill. Euro. AAP ist der sechste Deal in dem aktuellen Kapitaltopf. Der Investmenthorizont liege bei üblichen drei bis fünf Jahren. Das Team habe binnen 20 Jahren 43 Unternehmen erworben, und 31 Exits mit einem IRR von etwa 40 % geschafft.Im Falle der APP-Division wird mit dem italienischen Familienunternehmen Tecris vorgegangen. Die beiden gründen eine Holding namens Demetra. “Ziel ist es, einen unabhängigen Weltmarktführer im Bereich Knochenzement und Biomaterialien zu schaffen”, sagt Grüter. Unter Demetra werden Tecres und die in Dieburg ansässige AAP GmbH zusammengeführt. Beide haben sich den Angaben zufolge mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Vertriebsstrategien als Marktführer in ihren Gebieten positioniert, heißt es. Während sich AAP auf Auftragsfertigung fokussiere und orthopädische Markenhersteller beliefere, habe Tecres eine eigene Markenproduktlinie entwickelt mit Konzepten für die Heilung von chronischen periprothetischen Infektionen durch ein Platzhalterimplantat oder doppelt antibiotisch wirkenden Zement. Beide Unternehmen sollen auch nach Abschluss der Transaktion unabhängig agieren und ihre Geschäftsstrategien weiterentwickeln. Doch sollen Synergien in Produktion und Forschung und Entwicklung gehoben werden. Produktportfolios über gezielte Zukäufe im Bereich Biomaterialien.Tecres-Gesellschafter halten die Mehrheit an der neuen Holding; Tecres sei in den vergangenen drei Jahren um über 30 % per annum gewachsen. Über die Exitoptionen habe Keensight noch nicht entscheiden. AAP Implantate wird einen positiven einmaligen Entkonsolidierungseffekt buchen. Ein Teil der Erlöse diene der Finanzierung des Wachstums, ein anderer solle an die Aktionäre ausgekehrt werden.