Elliott fordert Zerschlagung von Scout24
Elliott setzt Scout24 unter Druck: Der US-Aktionärsaktivist fordert die Zerlegung des Konzerns mit dem Verkauf von Autoscout24 sowie schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe in Milliardenvolumen – und das “unverzüglich”. Der Vorstand werde seinen Aufgaben nicht gerecht, greift der Fonds von Paul Singer an. wb Frankfurt – Der amerikanische Aktivistenfonds Elliott fordert die Aufspaltung des Online-Kleinanzeigenportals Scout24. In einem offenen Brief an Vorstandschef Tobias Hartmann verlangt der hinter Elliott stehende US-Milliardär Paul Singer den Verkauf des Gebrauchtwagenportals Autoscout24 und ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm. Elliott schätzt, damit könne der Kurs auf mehr als 65 Euro gehievt werden. Derzeit notierte die Aktie bei gut 50 Euro. Unter anderem wird dem Vorstand Unfähigkeit bescheinigt, unverhohlen gedroht, und es werden ihm Versäumnisse in der Governance vorgeworfen. Elliott gilt als größter und rabiatester aktivistischer Investor der Welt.Die aktuelle Marktkapitalisierung des MDax-Unternehmens liegt bei 5,4 Mrd. Euro. Immobilienscout24 sei allein mehr als 5 Mrd. Euro wert, meint Elliott. Autoscout24, die für gut ein Drittel des Gruppenumsatzes steht, solle verkauft werden. Axel Springer, der Gebrauchtwagenhändler Auto1, bei dem sich Softbank eingekauft hatte, sowie andere Adressen hätten Interesse. Elliott soll von einem Preisschild für Autoscout24 von 2,5 Mrd. Euro ausgehen.Der Aktivist, von dem nicht klar ist, ob er bei Beteiligungen unter meldepflichtigen Schwellen tatsächlich noch investiert ist (siehe Grafik), hält 7,5 % an Scout24, was derzeit 400 Mill. Euro bedeutet. “Offener Dialog mit allen”Scout24 nimmt das Schreiben von Elliott “zur Kenntnis”. Der Vorstand begrüße und pflege einen offenen Dialog mit allen seinen Aktionären, heißt es aus München. “Wir haben umfassende Schritte angekündigt, die auf die Stärkung der beiden Kern-Geschäftsfelder, fortgesetztes Umsatzwachstum bei gleichzeitiger Steigerung der operativen Effizienz und eine Optimierung der Kapitalstruktur setzen”, wird Elliott implizit widersprochen.Blackstone und Hellman & Friedman hatten mit Unterstützung des Managements im Frühjahr versucht, die von ihnen 2015 an die Börse gebrachte Scout24 ein zweites Mal zu übernehmen. Doch sie scheiterten an der Mindestannahmeschwelle von 50 % plus 1 Aktie. Im Zuge des Angebots hatte sich Elliott eingekauft. Offeriert worden waren 46 Euro je Aktie. Seitdem ist die Aktie nicht gefallen, sondern auf das Hoch von 50,75 Euro gestiegen.Dem Scout24-Vorstand um Tobias Hartmann wirft Elliott fehlenden Ehrgeiz vor. Vertreter des Fonds hatten sich nach eigenen Angaben mehrfach mit der Führung getroffen und ihre Forderungen vorgebracht. Kurz nach dem bisher letzten Treffen verkündete Scout24 ein 300 Mill. Euro schweres, schuldenfinanziertes Aktienrückkaufprogramm (vgl. BZ vom 20. Juli). Doch das reicht Elliott nicht. Ein “ambitionierteres Aktienrückkaufprogramm mit einem Verschuldungsgrad, der sich näher an dem vor wenigen Monaten von der Verwaltung selbst empfohlenen Level bewegt, sowie eine umfassende strategische Überprüfung mit Fokus auf eine vollständige Abspaltung der Autoscout24-Geschäftsaktivitäten würde signifikante Werte für alle Stakeholder freisetzen”. Das Interesse an Teilen von Scout24 – “nachgesagtes oder bestätigtes” von “zwei Strategen und mehreren Finanzinvestoren” – sei ein Beweis für den fundamentalen Wert, der freigesetzt werden könne. Die aktuelle Marktbewertung spiegele nicht Qualität und Wert der Vermögenswerte wider. BewertungslückeSo handele Scout24 deutlich unter dem Vielfachen von 20 bezogen auf Enterprise Value zu operativem Ergebnis (Ebitda), während drei Rivalen weit über diesem Niveau lägen, obwohl deren Aussichten weniger vielversprechend seien als die von Scout. Die aktuelle Struktur, so meint Elliott, sei ein wesentlicher Grund für die Bewertungslücke: “Zwei unterschiedliche Geschäftsfelder unter einem Dach, die keine wesentlichen Synergien aufweisen.”Eine Erhöhung der Nettoschulden von 300 Mill. Euro würde zu einem Leverage von dreimal Ebitda führen. Für ein Team, das im Zuge des Übernahmeversuchs vor wenigen Monaten empfohlen habe, dass Scout24 den Verschuldungsgrad auf ungefähr achtmal erhöhen sollte, sei die Ankündigung eines so dimensionierten Aktienrückkaufprogramms “äußerst unzufriedenstellend”.Die Aktivisten lassen sich von einem namentlich nicht genannten, “führenden globalen Strategieberatungsunternehmen” begleiten. Investmentbanken und das Gros der Wirtschaftskanzleien arbeiten nach eigenen Aussagen nicht mit Elliott in solchen Attacken zusammen.