EnBW peilt CO2-Neutralität bis 2035 an

Beschleunigter Ausbau von erneuerbaren Energien - Umrüstung von Kohlekraftwerken wird geprüft

EnBW peilt CO2-Neutralität bis 2035 an

scd Frankfurt – Der Energiekonzern EnBW drückt beim Absenken der CO2-Emissionen aufs Tempo. Die neuen Ziele einer Halbierung beim CO2-Ausstoß bis 2030 und der CO2-Neutralität im Gesamtkonzern bis spätestens 2035 gehen über die bereits kommunizierte Strategie “EnBW 2025” hinaus. Diese sieht bis Mitte des Jahrzehnts Investitionen von 12 Mrd. Euro vor – 80 % in Wachstumsprojekte, die Hälfte davon wiederum in erneuerbare Energien. Die Entwicklung des Unternehmens werde konsequent an den Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichtet, teilte das Unternehmen mit. “Wir werden jede Entscheidung und jede Investition daran messen und dadurch unser zukünftiges Wachstum fest mit Nachhaltigkeit verbinden”, betonte EnBW-Chef Frank Mastiaux.In Teilbereichen soll die CO2-Neutralität deutlich vor 2035 erreicht werden. Bereits Anfang 2021 soll etwa Netze BW einer der ersten klimaneutralen Verteilnetzbetreiber in Deutschland sein. Mastiaux betonte am Dienstag, EnBW habe bereits 2013 begonnen, sich basierend auf den Vorgaben und Zielwerten des Pariser Klimaabkommens neu auszurichten. “Das zeigen unsere erheblichen Investitionen zum Beispiel in erneuerbare Energien, Stromnetze und Elektromobilität.” Green Finance im FokusDas Unternehmen, das bereits 2 Mrd. Euro über grüne Anleihen eingeworben hat, setzt für seine Klimaziele weiter auf Green Finance. “Wir werden künftig sämtliche Investitionen an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten, was sich auch auf unsere Arbeitsplätze positiv auswirken wird”, zeigt sich CFO Thomas Kusterer überzeugt. “Schwerpunkte bleiben der fortgesetzte Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Strom- und Gasnetze. Diese werden zunehmend ergänzt durch weitere Aspekte nachhaltiger Infrastruktur und nachhaltigen Wirtschaftens, wie etwa der Elektromobilität als wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz, oder auch der Telekommunikation als Rückgrat einer modernen und digitalen Gesellschaft.” Für den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung, der in Deutschland bis 2038 angepeilt wird, prüft EnBW die Möglichkeiten eines Fuel Switch. Damit ist die Umstellung der Kraftwerke von Kohle auf zunächst klimafreundlichere Gase und im zweiten Schritt dann auf CO2-freie grüne Gase bzw. Wasserstoff gemeint.In der Industrie ist dies teilweise schon vorgenommen worden. So stellt etwa Volkswagen das Kraftwerk am Stammsitz in Wolfsburg bis 2022 von Kohle auf Gas um und reduziert den CO2-Ausstoß so um 60 %. Derzeit beträgt die kohlebasierte Erzeugungskapazität der EnBW noch 4,6 GW. “Wir haben uns bereits vor dem Kohleausstieggesetz freiwillig von 40 % besonders CO2-intensiver Erzeugung getrennt, aus ökologischen wie wirtschaftlichen Gründen”, erklärt Technikvorstand Hans-Josef Zimmer. Bis 2030 sollen weitere 2,5 GW aus dem Betrieb gehen. “Abhängig von Marktgegebenheiten und politischen Rahmenbedingungen leisten wir mit einem Fuel Switch einen unmittelbar wirksamen Beitrag zur CO2-Reduktion, sichern die Energieversorgung und erhalten Betriebsstandorte und Arbeitsplätze”, stellt Zimmer die Alternative zur Abschaltung bis 2035 vor.Der Rückzug aus der Kohleverstromung werde zwar mit dem Abbau von Arbeitsplätzen vor allem an den jeweiligen Standorten verbunden sein. Das Unternehmen plane jedoch, die Auswirkungen durch neue Arbeitsplätze in Wachstumsbereichen und eine weit vorausschauende Personalplanung abzufedern. “Hierzu wird es auch Gespräche mit der Arbeitnehmerseite geben.” EnBW hat bereits umfangreiche Umschulungen und Weiterqualifizierungen von Mitarbeitern in der konventionellen Energieerzeugung gesetzt und will dies ausbauen. Auf der Ergebnisseite erwartet der Konzern positive Auswirkungen des Wandels. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, der Stromnetze, von Elektromobilität und Telekommunikation sowie dem Aufbau neuer Geschäfte sei ein Ergebnisplus von über 30 % bis 2025 verbunden.