Endgültige Absage an Huawei
Die britische Regierung wird heimischen Mobilfunkanbietern ab Ende dieses Jahres gesetzlich verbieten, Komponenten für den 5G-Netzaufbau beim chinesischen Telekomausrüster Huawei zu ordern. Bereits verbaute Produkte müssen bis spätestens Ende 2027 wieder entfernt werden. hip London – Huawei wird vom Aufbau des britischen 5G-Netzes ausgeschlossen. Wie der auch für Digitales zuständige Kulturminister Oliver Dowden nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats ankündigte, dürfen Mobilfunkanbieter nur noch bis Ende des Jahres bei dem chinesischen Telekomausrüster Komponenten ordern. Bis Ende 2027 müssten verbaute Teile wieder entfernt werden. Dowden bezifferte die dadurch entstehenden Kosten auf 2 Mrd. Pfund. Der 5G-Ausbau könne sich um bis zu drei Jahre verzögern. Oxford Economics bezifferte die Kosten in einer von Huawei beauftragten Studie für das kommende Jahrzehnt auf 400 Mill. Dollar jährlich (siehe Grafik). “Digitale Kriechspur”Das Vereinigte Königreich werde durch die Entscheidung auf die “digitale Kriechspur” zurückgeworfen, sagte ein Huawei-Sprecher. “Bedauerlicherweise wurde unsere Zukunft in Großbritannien politisiert. Hier geht es nicht um Sicherheit, sondern um US-Handelspolitik.” Alle britischen Mobilfunkbetreiber greifen auf Huawei-Technologie zurück. Im Board sitzen der ehemalige BT-Chairman Mike Rake und der Ex-BP-Chef John Browne. Die britische Belegschaft des Unternehmens vervierfachte sich seit 2009 annähernd.Anfang des Jahres hatte sich der britische Premierminister Boris Johnson noch für einen Kompromiss zwischen dem Drängen der USA, Huawei komplett auszuschließen, und dem Wunsch der Netzbetreiber nach einem kostengünstigen Hardware-Anbieter entschieden. Die Komponenten des chinesischen Konzerns sollten zwar nicht im “Kernnetz”, sondern in der sogenannten Peripherie zum Einsatz kommen, hieß es kurz vor dem formalen Vollzug des britischen EU-Austritts. Bei 35 % wurde die Obergrenze dafür gesetzt. Doch wuchs die Opposition in der Regierungspartei. Die Gegner der Entscheidung schlossen sich in der “China Research Group” zusammen und forderten den Ausschluss von Huawei. Ihr Vorsitzender Tom Tugendhat sprach von einem “wichtigen Sieg für das Parlament”.Die anfängliche Vertuschung der Coronavirus-Pandemie und der Bruch der gemeinsamen Erklärung zur Zukunft Hongkongs durch Peking führten dazu, dass die Huawei-Gegner nicht mehr zu ignorieren waren. Er wünsche sich, dass die Regierung öfter auf ihre Hinterbänkler hören würde, sagte der Labour-Abgeordnete Chris Bryant. “In dieser Frage besteht Einigkeit im Unterhaus und das schon seit geraumer Zeit.”Zudem hatten US-Sanktionen gegen Huawei Zweifel an der Sicherheit und Verlässlichkeit der Komponenten geweckt, die künftig ohne Halbleiter aus den USA produziert werden müssen. Die “Irreversibilität” der Entscheidung werde im Telekommunikationssicherheitsgesetz festgeschrieben, das nach der Sommerpause vorgelegt werden soll, kündigte Dowden an, um keine Hoffnungen auf eine erneute Kehrtwende zu wecken. Netzausfälle seien deshalb nicht zu befürchten. Allerdings ließen sich Cyberangriffe durch die Entfernung von Huawei-Komponenten nicht verhindern. Es gebe Schwachpunkte im Netz.