England-Geschäft lastet auf Innogy

Abschreibung von 480 Mill. Euro auf britische Vertriebstochter - Npower wird künftig nur noch als Finanzbeteiligung geführt

England-Geschäft lastet auf Innogy

cru Frankfurt – Eine Abschreibung von 480 Mill. Euro auf den Buchwert der britischen Vertriebstochter Npower hat die Neunmonatsbilanz der RWE-Tochter Innogy belastet. Das Nettoergebnis sank dadurch um gut 60 % von 1 Mrd. Euro auf 390 Mill. Euro. Innogy verwies bei der Wertberichtigung auf die schlechteren Aussichten in Großbritannien. Bereinigt um die Abschreibung konnte Innogy den Nettogewinn jedoch deutlich um 27 % verbessern.Innogy ist gerade dabei, sich von ihrem britischen Vertriebsgeschäft zu trennen. Npower kämpft seit Jahren mit Kundenschwund, Abrechnungsproblemen und Verlusten. Die Tochter hat in den ersten neun Monaten einen operativen Verlust von 102 Mill. Euro verbucht. Npower wird nun bis Ende 2018 mit der Vertriebssparte des schottischen Konkurrenten SSE zusammengelegt. Aus der Fusion entsteht der zweitgrößte Stromvertrieb Großbritanniens. Bisher stand Npower mit einem Wert von 2,1 Mrd. Pfund in den Büchern von Innogy.”Unsere neujustierte Unternehmensstrategie sagt ganz klar: Mittelmaß reicht nicht für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit. Innogys Anspruch ist es, auf allen operativen Ebenen Klassenbeste zu sein”, sagte Finanzchef Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz zur Neunmonatsbilanz. Um die Wettbewerbsposition zu halten, sei Innogy bereit, bis 2019 bis zu 1,2 Mrd. Euro in Wachstumsfelder zu investieren. Deutschland müsse jetzt endlich den Durchbruch bei der Elektromobilität schaffen, drängte Günther. Neuer Windpark in BetriebDen Ausblick auf das Gesamtjahr bestätigt Innogy. Demzufolge erwartet der Konzern unverändert ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 4,4 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 2,9 Mrd. Euro. Das für die Dividende relevante bereinigte Nettoergebnis werde aus heutiger Sicht bei mehr 1,2 Mrd. Euro liegen. Die Ausschüttungsquote soll bei 70 % bis 80 % liegen.Wachstum sucht Innogy in der Ökostromerzeugung, die rund 15 % zum operativen Gewinn beiträgt: “Bei den erneuerbaren Energien wollen wir bis zum Jahresende weitere Kapazitäten in Betrieb nehmen – etwa das Offshore-Projekt Nordsee One und weitere Turbinen beim britischen Windpark Galloper”, kündigte Finanzchef Günther an. Im Netzgeschäft werde sich die schlanke Kostenstruktur, sowohl bei Investitionen als auch beim Betreiben der Netze, positiv auf die Ertragslage auswirken. Allerdings blieben Unsicherheiten insbesondere im Zusammenhang mit dem britischen Vertriebsgeschäft. Das angespannte Marktumfeld und der politische Druck – Premierministerin Theresa May hatte im Oktober einen Preisdeckel für Strom angekündigt – hätten sich im Jahresverlauf weiter verschärft. Maßnahmen zur Kostensenkung im Rahmen des Restrukturierungsprogramms würden helfen, negative Markteffekte teilweise zu kompensieren. Trotzdem fällt im operativen Geschäft mit dem Stromvertrieb in Großbritannien ein Verlust an.An dem geplanten Joint Venture mit SSE wird Innogy nur noch 34 % halten. Dabei handele es sich um eine reine Finanzbeteiligung ohne strategische Bedeutung, betont Innogy-Vorstandschef Peter Terium. Der britische Markt ist hart umkämpft. Neben Innogy und SSE ist auch Eon im Strom- und Gasvertrieb vertreten. Zu den Wettbewerbern zählen die Centrica-Tochter British Gas, Iberdrolas Scottish Power und der französische Versorger EDF. Das Gemeinschaftsunternehmen von Innogy und SSE wäre mit 11,5 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 23 % in Großbritannien die Nummer 2 hinter British Gas. Aktienkurs knickt einDer Kurs der im MDax notierten Innogy-Aktie reagierte am Montag mit einem Minus von zeitweise 0,9 % auf 40,91 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich aber auch so noch seit der Erstnotiz im Oktober 2016 um 14 % auf 22,7 Mrd. Euro erhöht. Der Kurs des Mutterkonzerns RWE, der noch 77 % der Anteile an Innogy hält, büßte am Montag 0,8 % auf 22,30 Euro ein.