Eon erbt England-Desaster

Innogy senkt Ausblick - Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre geplant - Schuldenberg verdoppelt

Eon erbt England-Desaster

Mit der Übernahme von Innogy häuft Eon einen Schuldenberg von rund 40 Mrd. Euro an. Darüber hinaus erbt der fusionierte Konzern auch das teure Desaster mit der britischen Innogy-Stromvertriebstochter Npower. Das verlustreiche Großbritannien-Geschäft steht auf dem Prüfstand. cru Frankfurt – Nach der Übernahme durch Eon hat die frühere RWE-Stromverteilnetz-Tochter Innogy unter dem neuen Vorstandschef Leonhard Birnbaum, dem Eon-Kronprinzen, operativ weniger verdient und die Investoren mit einem gesenkten Ausblick leicht enttäuscht. Das lag zum einen an einem höheren Personalaufwand in der Kernsparte Netz und Infrastruktur und zum anderen an andauernden Schwierigkeiten im britischen Vertriebsgeschäft, wie das Unternehmen am Donnerstag anlässlich der Neunmonatsbilanz in Essen mitteilte. Die britische Innogy-Stromvertriebstochter Npower, die seit Jahren Verluste macht, setzt auch den neuen Mutterkonzern Eon unter Druck, weil dessen England-Geschäft ebenfalls keinen Gewinn abwirft und deshalb auf dem Prüfstand steht.Wie die ersten neun Monate ausgefallen sind, will Eon an diesem Freitag (29. November) mitteilen. Die Innogy-Großbritannien-Sparte mit der Tochter Npower hat in den ersten neun Monaten einen operativen Verlust (bereinigtes Ebit) von 167 Mill. Euro eingefahren. Die Zahl der Kunden auf der Insel sei um 447 000 auf rund 3,6 Millionen gefallen. Npower laufen Kunden davonNpower laufen schon seit Jahren die Kunden davon, weil das Unternehmen Schwierigkeiten mit einer fehlerhaften Abrechnungssoftware hatte. Die geplante Fusion mit dem Stromvertriebsgeschäft des schottischen Konkurrenten SSE scheiterte, und den Wert von Npower hat Innogy in den eigenen Büchern um mehrere Milliarden Euro auf nahezu null abgeschrieben. Investiert wird dort nicht mehr. Zudem hat die britische Regierung die Strompreise gedeckelt, was zusätzlich auf die Einnahmen drückt.Der deutlich eingetrübte Ausblick von Innogy resultiert dagegen aus der Übernahme durch Eon. “Strukturelle Effekte in den ersten neun Monaten 2019 beeinflussen den Ausblick für das Gesamtjahr”, heißt es im kurzen Zwischenbericht, der noch vom alten Innogy-Finanzchef Bernhard Günther verantwortet wird. Im neuen Segment Divestment Business würden verschiedene Geschäftsaktivitäten, die im Zusammenhang mit der Übernahme von Innogy durch Eon an RWE übergehen – die Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien, das Gasspeichergeschäft und die Beteiligung am österreichischen Energieversorger Kelag -, sowie das verbleibende Geschäft in Tschechien als Ergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten ausgewiesen.Diese strukturellen Effekte hätten zur Folge, dass die genannten Geschäftsaktivitäten unter anderem nicht mehr in die Konzernzahlen für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und das bereinigte Nettoergebnis einbezogen werden. Angepasst um diese Effekte erwartet Innogy für das laufende Geschäftsjahr ein bereinigtes Ebit für den Konzern von rund 1,6 Mrd. nach bislang etwa 2,2 Mrd. Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis von circa 400 Mill. nach bislang rund 800 Mill. Euro.Der Kurs der Innogy-Aktie, der seit zwei Monaten seitwärts tendiert, gab um 0,2 % auf 44,49 Euro nach, was einem Börsenwert von 24,7 Mrd. Euro entspricht. Der neue Innogy-Mehrheitseigner Eon hält 90 % der Anteile und plant eine Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre. Weniger operativer GewinnInsgesamt sank das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahr von 1,46 Mrd. auf 1,06 Mrd. Euro. Für den neuen Eigentümer Eon könnten daraus noch Probleme erwachsen: Durch die Übernahme von Innogy verdoppelt sich der Schuldenberg des fusionierten Konzerns auf rund 40 Mrd. Euro. Zwar sind die Einnahmen aus den Stromnetzen recht verlässlich im Voraus berechenbar. Doch könnte sich Eon angesichts der Schwierigkeiten in der zweiten Sparte für den Stromvertrieb eines Tages als finanziell überlastet erweisen.