Eon kappt die Jahresprognose

Belastungen aus Covid-19-Pandemie sollen zum Teil in Folgejahren aufgeholt werden - Im britischen Geschäft gelingt Trendwende

Eon kappt die Jahresprognose

ab Düsseldorf – Im Gefolge der Covid-19-Pandemie kommt Eon um die Anpassung der Jahresprognose nicht herum. In Summe belastet der durch die Pandemie und den Lockdown verringerte Stromverbrauch das operative Jahresergebnis um 300 Mill. Euro, teilte der Dax-Konzern mit der Vorlage des Zwischenberichts mit. Insgesamt hielten sich die Krisenbelastungen aber in engen Grenzen, zeigte sich Eon-Chef Johannes Teyssen in einer Telefonkonferenz zufrieden. Da ein Teil der Ertragsausfälle – jene, die das regulierte Netzgeschäft betreffen – rein technischer Natur sei und in den Jahren 2022 bis 2024 zum Großteil wieder aufgeholt werde, bestätigte Eon die Mittelfristplanung samt Dividendenpolitik. Demnach hat die Ankündigung, die Dividende bis 2022 jährlich um bis zu 5 % zu steigern, Bestand.Der überwiegende Teil der Covid-19-Folgen sei im zweiten Quartal bilanziell verarbeitet worden, sagte Teyssen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet Eon nun in einer Spanne zwischen 3,6 und 3,8 (zuvor: 3,9 bis 4,1) Mrd. Euro. Das um nichtoperative Effekte bereinigte Konzernergebnis wird bei 1,5 bis 1,7 (1,7 bis 1,9) Mrd. Euro gesehen. Unterstellt wird dabei, dass es zu keinem zweiten flächendeckenden Lockdown kommt.Die Investoren zeigten sich in einer ersten Reaktion dennoch enttäuscht. Der Dax-Wert gab in der Spitze um 2,2 % nach, zum Handelsende drehte die Aktie in positives Terrain und schloss mit 9,96 Euro (+ 0,3 %).Die Prognoseanpassung kam derweil nicht völlig überraschend, hatte Eon doch schon im Mai vor negativen Folgen der Coronakrise gewarnt. Nun herrsche die erforderliche Klarheit, sagte Teyssen. Die Belastungen von 300 Mill. Euro teilen sich nach den Angaben je hälftig auf die beiden Segmente Netze und Kundenlösungen auf. Die Belastungen im Kundengeschäft gingen in erster Linie auf den vorsorglichen Rückkauf zuvor verkaufter Strommengen zurück. Dadurch sei eine frühzeitige Risikominimierung erreicht worden. Nur zu einem kleinen Teil stehe dahinter Vorsorge für erhöhte Ausfallrisiken. Die nicht aufholbaren Belastungen aus der Pandemie beliefen sich auf lediglich 2 % des bereinigten Ebitda, hob Teyssen hervor. Diese Kennziffer wird 2020 zwischen 6,8 und 7 Mrd. Euro erwartet.Erleichtert zeigte sich Teyssen über Signale für die wirtschaftliche Erholung. Nachdem der Stromverbrauch im zweiten Quartal um 10 % eingebrochen sei – “eine Zahl wie diese haben wir noch nie gesehen” -, belaufe sich das Minus aktuell nur noch auf 5 %. Das gelte für das gesamte Absatzgebiet von Eon gleichermaßen. Im April/Mai war es dagegen zu gravierenden Unterschieden in einzelnen Regionen gekommen. Die größten Einbrüche verzeichneten Italien und Spanien. Auch für den Rest des Jahres wird ein Minus von 5 % unterstellt. Mit Integration auf Kurs Auf Kurs sieht sich Eon bei der Integration von Innogy, insbesondere was die Realisierung der Synergien anbelangt. Bis 2022 sollen 740 Mill. Euro realisiert werden. Von den bis zu 5 000 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz im Zuge der Fusion verlieren, seien mittlerweile 1 000 freiwillig ausgeschieden. Für Restrukturierung wendete Eon im ersten Halbjahr 305 (i. V. 90) Mill. Euro auf.In dem geplanten Stellenabbau ist das britische Geschäft noch nicht enthalten. Auch dort sollen weitere 5 000 Stellen gestrichen werden. Das liegt daran, dass Eon bei der komplexen Transaktion mit RWE zunächst davon ausgegangen war, dass die Innogy-Tochter Npower mit dem britischen Energieversorger Scottish & Southern Energy fusioniert. Inzwischen wurde das britische Innogy-Geschäft mit dem von Eon zusammengeführt und in die Segmente B2C und B2B aufgeteilt.Im Privatkundengeschäft schreite die Migration auf die digitale Plattform voran. Im britischen Industriekundengeschäft steht die Integration noch aus. Was nach deren Abschluss mit dem Geschäft passiere – Eon hatte einst mit einem Verkauf geliebäugelt -, bleibe abzuwarten, sagte Teyssen. Momentan sei dafür vielleicht auch nicht die beste Zeit. Auch wirtschaftlich ist Eon die Trendwende im britischen Geschäft gelungen, vornehmlich aufgrund von Einsparungen im bisherigen Eon-Geschäft. Beim geplanten Stellenabbau steht Eon allerdings noch am Anfang.Die Nettoverschuldung, die sich in den vergangenen sechs Monaten auf 43,1 Mrd. Euro spürbar erhöht hat, soll bis zum Jahresende auf gut 40 Mrd. Euro zurückgeführt werden.