Eon plant schnelle Milliarden-Kapitalerhöhung
Eon beschafft sich durch die Emission neuer Aktien 2 Mrd. Euro zur Finanzierung der Atomlasten. Nach dem Rekordverlust von 16 Mrd. Euro und der bilanziellen Neuordnung scheint der Weg in die Zukunft offen. Aber das Unternehmen ist zum Übernahmekandidaten geworden.cru Düsseldorf – Eon plant eine milliardenschwere Kapitalerhöhung, um damit die Entsorgung des Atommülls zu finanzieren. Mit einem Umfang von bis zu 10 % neuen Aktien ohne Bezugsrecht solle ein Erlös von rund 2 Mrd. Euro erzielt werden, kündigte Konzernchef Johannes Teyssen anlässlich der Bilanzvorlage am Mittwoch in Essen an. Geplant ist die Platzierung im beschleunigten Verfahren (Accelerated Bookbuilding). Zum Zeitpunkt hieß es, dass die Kapitalerhöhung “eher früher als später” erfolgen solle. Wann dies ist, hängt nicht von einem äußeren Auslöser ab – etwa der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer -, sondern einzig vom Marktumfeld. Ist dieses gut, wird mit der Transaktion begonnen. Eon benötigt das Geld, um damit den von der Bundesregierung verlangten Risikoaufschlag auf die Rückstellungen für die Endlagerung des Atommülls zu finanzieren. Bis 1. Juli muss der Konzern rund 10 Mrd. Euro an den staatlichen Atommüll-Fonds überweisen.Der Energiekonzern hat für 2016 mit einem Fehlbetrag von 16 Mrd. Euro den dritten Rekordverlust hintereinander vorgelegt. Durch die Abspaltung wurde der seit September börsennotierte Kraftwerksbetreiber Uniper, an dem Eon noch 47 % der Anteile hält, mit einem Marktwert zum Stichtag 30. September bewertet. “Die daraus folgende Abschreibung von Uniper-Buchwerten lag bei einer Größenordnung von insgesamt rund 11 Mrd. Euro”, erklärte der bald ausscheidende und zu Siemens wechselnde Eon-Finanzchef Michael Sen am Mittwoch anlässlich der Bilanzvorlage in Essen. Uniper-Verkauf ab 2018Die seit dem Listing “sehr erfreuliche” Wertentwicklung von Uniper, deren Kurs seit der Erstnotiz um gut 40 % gestiegen ist, könne sich beim Verkauf der Uniper-Anteile über entsprechende Veräußerungserlöse positiv auswirken. Der Verkauf der Anteile ist nach Angaben von Konzernchef Johannes Teyssen ab 2018 geplant. In welcher Form dies geschehen soll – ob als Paketverkauf oder breit gestreut -, wollte er jedoch nicht sagen. Auch zu Spekulationen über eine mögliche Fusion von Eon mit der RWE-Tochter Innogy wollte sich Teyssen nicht äußern.Angesichts der Verschuldung von Eon mit 26 Mrd. Euro hat die Ratingagentur S & P die Bonitätsnote um eine Stufe auf “BBB” abgesenkt. Mit dem Milliardenverlust des Konzerns geht zugleich ein äußerst schwieriges Jahr für die Energiebranche zu Ende. Die Verluste, die Eon, RWE und die Eon-Beteiligung Uniper in der zurückliegenden Woche vorgelegt haben, summieren sich auf 25 Mrd. Euro – im wesentlichen Abschreibungen auf die Kraftwerke.Der staatlich finanzierte Ökostromboom im Zuge der Energiewende hat die alten Anlagen zum Teil entwertet, weil sie aus dem Markt gedrängt werden. Ein weiterer Teil der Belastungen resultiert aus dem Kompromiss mit der Bundesregierung über die Finanzierung der Entsorgung des Atommülls. “Diese Einigung hat ihren Preis und ist schmerzhaft, aber aufgrund der gesellschaftlich einvernehmlichen Lösung vertretbar”, sagte Finanzchef Sen. Hier habe Eon “immer gesagt, dass wir es für angemessen halten, unsere Eigentümer daran durch Kapitalmaßnahmen zu beteiligen”. Denn im Gegenzug komme ihnen der Wegfall des unbegrenzten Risikos hinsichtlich der Kosten der Endlagerung zugute. “Weg frei in neue Welt”Von nun an, so verspricht Konzernchef Teyssen, soll es aber aufwärtsgehen. “Die Bilanz des Übergangsjahres 2016 ist eine Zäsur, die den Weg von Eon in die neue Energiewelt frei macht”, erklärte er. Für 2016 soll es 21 Cent Dividende geben, für 2017 30 Cent – gut die Hälfte vom Gewinn. Investoren haben die Wahl zwischen der Dividende oder einer Auszahlung in Aktien. Dafür stehen 2,4 % eigene Aktien zur Verfügung.Nach drei Rekordverlusten rechnet Eon 2017 mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Doch fiel der Ausblick für den operativen Gewinn, der auf der Stelle treten wird, zurückhaltend aus. Der Konzern erwartet negative Ergebniseffekte aus den Kosten für die Stilllegung von Anlagen sowie aus Konkurrenzdruck im Stromvertrieb. Bei Investoren am Aktienmarkt wurde das Gesamtbild eher negativ aufgenommen. Der Kurs rutschte um 3,5 % auf 6,78 Euro an das Dax-Ende und den tiefsten Stand seit Januar ab.Der Börsenwert des Konzerns hat sich seit Mai 2015 halbiert auf 13,6 Mrd. Euro. Da Eon sich zu 88 % in Streubesitz befindet und nur den weltweit größten Vermögensverwalter BlackRock mit 6,4 % als größten einzelnen Aktionär hat, ist das Unternehmen durch den Wertverfall zu einem potenziellen Übernahmekandidaten geworden – zumal die Unsicherheit über die Atomlasten durch den Deal mit der Bundesregierung als abschreckende “Giftpille” gegen unerbetene Übernahmeinteressenten weggefallen ist. “Eon hat niemals einen Ankeraktionär gehabt und hat ihn auch niemals gesucht. Wir haben aber auch keinerlei Pläne, uns unattraktiv zu machen”, sagte Konzernchef Teyssen. Noch am Vortag hatte es Spekulationen über einen Einstieg der französischen Engie bei Innogy gegeben.