Eon schiebt Milliardenschulden zu RWE

Beim Innogy-Deal wechseln Atomrückstellungen, Steuerverpflichtungen und Pensionslasten zum Rivalen

Eon schiebt Milliardenschulden zu RWE

cru Düsseldorf – Für RWE bringt der Innogy-Deal mit Eon auch eine milliardenschwere zusätzliche Schuldenlast mit sich. Eon überträgt im Zuge der Übernahme des Konkurrenten Innogy und des Tauschs von Unternehmensteilen mit dem Innogy-Mutterkonzern RWE auch 2,8 Mrd. Euro an Schulden auf RWE. Das geht aus einer Präsentation für die Investoren von Eon hervor.Zu diesen Schulden, die bis Ende 2019 an RWE übertragen werden, gehören 900 Mill. Euro an Rückstellungen für den Abriss von Atomkraftwerken, weil Eon die beiden Minderheitsanteile an den Kernkraftwerken Grundremmingen (25 %) und Emsland (12,5 %) an RWE reicht. Hinzu kommen 900 Mill. Euro an Rückbauverpflichtungen (Asset Retirement Obligations) aus den Ökostromsparten von Eon und Innogy, die RWE übernimmt, sowie Steuerverbindlichkeiten von 600 Mill. Euro und Pensionslasten von 400 Mill. Euro.Für RWE kommen die zusätzlichen Schulden zur Unzeit. Der Konzern will nach der Transaktion ein Investment-Grade-Rating halten und strebt ein Verhältnis von Nettoschulden zu operativem Gewinn (Ebitda) von 2,5 bis 3 an. Kohleausstieg macht DruckDoch RWE steht ohnehin schon stark unter Druck durch den von der Politik beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung und rechnet wegen des reduzierten Braunkohleabbaus am Hambacher Tagebau in den Jahren bis 2021 mit einem jährlichen Gewinnrückgang um jeweils rund 100 Mill. bis 200 Mill. Euro. Bei einem ab 2020 geplanten Betriebsgewinn von mehr als 3 Mrd. Euro hält der Konzern das zwar für “überschaubar”, wie Vorstandschef Rolf Martin Schmitz sagte. Nach dem Rodungsstopp im Hambacher Forst droht bei RWE aber ein Arbeitsplatzabbau. Der Rückgang der Braunkohleförderung werde nicht ohne Auswirkung auf die Beschäftigung bleiben, sagte Schmitz. “Am Tagebau Hambach hängen 4 600 Arbeitsplätze, davon 1 300 allein im Tagebau und 1 500 in der Veredlung der Braunkohle.” Es sei noch offen, wie viele Arbeitsplätze am Ende tatsächlich gestrichen werden müssten. Anmeldung in Brüssel steht anTrotz der Übertragung der Schulden an RWE wächst auch der Schuldenberg bei Eon durch den Innogy-Deal – von derzeit 19 Mrd. Euro auf 35 Mrd. Euro. Grund dafür sind neben den von Innogy übernommenen Milliardenschulden auch der Kaufpreis für die 23 % Streubesitz an Innogy (rund 5 Mrd. Euro) und die 1,5 Mrd. Euro Bargeld, die Eon an RWE überträgt. Eon hat die Übernahme von Innogy noch nicht zur Kon-trolle durch die Kartellwächter in Brüssel angemeldet. Dies soll aber nach Angaben eines Sprechers wohl noch im laufenden Jahr geschehen. Auch RWE will den Deal in diesem Zeitraum in Brüssel anmelden. Aktienkurse sinkenZum Spaziergang dürfte das Fusionskontrollverfahren nicht werden. Offen ist beispielsweise noch, ob auch das Bundeskartellamt mitmischt, obwohl von der Höhe der Umsätze allein Brüssel zuständig ist. Wenn die deutschen Kartellwächter mitprüfen sollten, dann geht es um die geplante Minderheitsbeteiligung von RWE an Eon mit 17 %.Der Kurs der Eon-Aktie notierte am Montag nahezu unverändert bei 8,30 Euro. Seit November 2012 hat sich der Börsenwert des Konzerns jedoch halbiert auf 18 Mrd. Euro. Auch der Börsenwert von RWE hat sich in demselben Zeitraum halbiert auf 10 Mrd. Euro – und sank am Montag um 0,8 % auf 17,39 Euro.