Eon und Innogy laufen britische Kunden davon
cru Düsseldorf – Eon und der künftigen Tochter Innogy laufen auf dem hart umkämpften britischen Markt die Kunden davon. Das Stromvertriebsgeschäft auf der Insel sei wegen dort eingeführter Preisobergrenzen erheblich unter Druck, teilte der Essener Energiekonzern am Montag anlässlich der Quartalsbilanz mit. “Im ersten Quartal haben wir in Großbritannien etwas über 200 000 Kunden verloren”, sagte Finanzchef Marc Spieker in einer Telefonkonferenz. “Die Situation ist dort nicht zufriedenstellend.”Eon werde versuchen, auf der Insel gegenzusteuern. Im ersten Quartal war dort der operative Gewinn um rund 90 Mill. auf 59 Mill. Euro gefallen. Auf diesem Niveau werde das Ergebnis auch in etwa im Gesamtjahr bleiben, sagte Spieker. Es werde zumindest nicht wesentlich schlechter ausfallen.”Abgesehen vom Sonderfall Großbritannien haben wir im Kerngeschäft eine solide Entwicklung gezeigt”, betonte Finanzchef Marc Spieker. In Deutschland habe Eon seit Jahresbeginn mehr als 100 000 Kunden hinzugewonnen. Es bleibe daher auch bei den Prognosen für 2019, wonach etwa das bereinigte Ebit 2,9 Mrd. bis 3,1 Mrd. Euro betragen soll und die Dividende von 43 Cent (Ausschüttungssumme: 932 Mill. Euro) auf 46 Cent pro Aktie steigen soll.Eon erwartet auch weiterhin im zweiten Halbjahr die Freigabe des Innogy-Deals, durch den die beiden Konzerne nach der Fusion zu Europas größtem Netzbetreiber aufsteigen. Die Nettoschulden von Eon werden durch die geplante rund 22 Mrd. Euro schwere Übernahme der Netze und des Vertriebs der RWE-Tochter bis zum Jahresende voraussichtlich von derzeit 18,9 Mrd. auf rund 35 Mrd. Euro steigen. Wo der Wert genau liegen wird, hängt laut Finanzvorstand Spieker auch vom Effekt der neuen Leasing-Bilanzierungsregel IFRS 16 ab, die die Verbindlichkeiten tendenziell erhöht. Durch die Übernahme von Innogy erhält Eon auch deren notleidende britische Vertriebstochter Npower, die Verlust macht und deren Wert auf nahezu null abgeschrieben wurde. Eine Fusion von Npower mit dem Vertriebsgeschäft des schottischen Konkurrenten SSE war geplatzt. Überschuss halbiertAuch im verlässlichen Kerngeschäft von Eon mit den Netzen läuft es nicht eben rosig: Das bereinigte Ebit der Sparte sank im ersten Quartal von 642 Mill. auf 623 Mill. Euro. Der gesamte Konzern erzielte ein bereinigtes operatives Ergebnis von 1,2 Mrd. Euro und damit 8 % weniger als ein Jahr zuvor. Der Konzernüberschuss wurde mit 393 Mill. Euro halbiert. Dabei wirkten sich eine höhere Steuerquote und die Kosten der Umstrukturierung im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Innogy negativ aus. Der Kurs der Eon-Aktie notierte vor diesem Hintergrund am Montag zeitweise nahezu unverändert bei 9,59 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit Beginn der Energiewende im Jahr 2011 halbiert, auf 21 Mrd. Euro. Größter Einzelaktionär ist der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock mit 6,5 % der Anteile.