Epic Games greift App-Store-Monopole an
scd Frankfurt – Der Computerkonzern Apple steht derzeit nicht nur wegen womöglich enttäuschender iPhone-Nachfrage unter Druck. Geklärt wird in naher Zukunft auch, ob das Unternehmen seine monopolistische Position als einziger Applikationsladen-Betreiber für iPhone und iPad missbraucht. Apple verlangt von Entwicklern, die ihre Applikationen über den App Store vertreiben, 30 % vom Erlös. In einer Klage, über deren Zulassung der Supreme Court in diesen Tagen entscheidet, wird Apple vorgeworfen, dass den Anwendern günstigere Bezugsmöglichkeiten verwehrt würden. Milliardenmarkt im BlickEpic Games, der Entwickler des Spielehits “Fortnite: Battle Royal” – ein comichaft gezeichnetes Online-Spiel, bei dem die Teilnehmer sich bunte Welten erschaffen und in unblutigen Kämpfen mit schweren Waffen bekriegen -, plant ausgerechnet zu dieser Zeit einen eigenen App Store an den Start zu bringen. Wesentliches Merkmal des Epic-Store soll der niedrige Preis für Drittanbieter sein. In erster Linie zielt Epic dabei nicht auf Apples App Store oder Googles Play Store, sondern auf Online-Spiele-Läden wie “Steam” von Valve. Dabei handelt es sich um den führenden Online-Vertrieb für PC-Spiele, der 2017 rund 4,3 Mrd. Dollar erlöst hat. Unmut über PreisstrukturValve hat mit der Vertriebsplattform Steam wie Apple beim App Store bislang 30 % vom Umsatz genommen, vor wenigen Tagen aber eine neue, umsatzabhängige Preisstruktur eingeführt. Wer künftig unter 10 Mill. Dollar erlöst, soll weiter 30 % abgeben, wer 10 Mill. bis 50 Mill. Dollar erlöst, zahlt 25 %, und wer mehr als 50 Mill. Dollar erlöst, muss nur 20 % vom Umsatz weiterreichen.Was als Entgegenkommen für umsatzstarke Entwicklungsstudios gemeint war, sorgte vor allem bei kleineren, unabhängigen Entwicklern für Unmut. Epic zählt dabei sicher zu den Profiteuren des neuen Preisschemas. Allein Fortnite dürfte dieses Jahr Branchenanalysten von Superdata Research zufolge plattformübergreifend rund 2 Mrd. Dollar Umsatz generieren. Bis zu zwei Drittel günstigerDoch statt die Preissenkung einfach mitzunehmen, will Epic kleineren und größeren Entwicklern sowie natürlich sich selbst einen günstigeren Vertriebskanal eröffnen. Der Epic Store, der Anfang 2019 starten soll, soll nur 12 % der Erlöse einbehalten und 88 % an die Entwickler auskehren – das mit Abstand beste Angebot derzeit. Besonders attraktiv ist der Epic Store künftig für Unternehmen, deren Spiele auf der Grafikplattform “Unreal Engine” aufbauen, die von Epic entwickelt wurde. Diese zahlten dafür bislang 5 % vom Umsatz an Epic, zusätzlich zu den Gebühren des Online-Ladens, über den die Spiele vertrieben wurden – in der Spitze zahlten diese also bis zu 35 %. Wenn sie künftig über Epics Laden verkaufen, ist auch die Unreal-Lizenzgebühr mit den 12 % abgegolten – bei gleichem Umsatz werden im besten Fall fast zwei Drittel der Kosten gespart.Wird zu Beginn nur eine überschaubare Auswahl an Mac- und PC-Spielen im Epic-Laden verfügbar sein, soll diese in den darauf folgenden Monaten schnell wachsen und auch andere Plattformen wie Googles Android oder Apples iOS einbeziehen, die beide 30 % der Erlöse einbehalten. Gerade ein eigener Laden für iOS-Spiele wäre vor wenigen Monaten noch als unmögliches Unterfangen erschienen, da Apple volle Kontrolle darüber hat, wie Software auf einem iOS-Gerät installiert werden kann.Angesichts der rechtlichen Situation könnte sich der iPhone-Anbieter indes gezwungen sehen, dem Entwicklungsstudio, das ihm in den vergangenen Jahren viel Umsatz eingebracht hat, entgegenzukommen. Erste Branchenkenner rechnen bereits damit, dass die Tage, in denen die App-Store-Betreiber üppige Margen einstreichen können, so langsam gezählt sind.