Atomkraft

EPR-Reaktor in Frankreich verzögert sich erneut

Während die EU-Kommission mit ihren Plänen, Atomkraft als nachhaltig einzustufen, für Kritik sorgt, verzögert sich der erste französische EPR-Reaktor erneut. Die Kosten haben sich bereits mehr als verdreifacht.

EPR-Reaktor in Frankreich verzögert sich erneut

wü Paris

Bei Frankreichs neuem EPR-Druckwasserreaktor im normannischen Flamanville kommt es zu neuen Verzögerungen, wodurch sich das Projekt weiter verteuert. Die Nachricht kommt für Kraftwerksbetreiber Électricité de France (EDF) zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da die Pläne der EU-Kommission, Atomkraft in bestimmten Fällen als nachhaltig einzustufen, für Kritik sorgt. Zuvor hatte Präsident Emmanuel Macron im November angekündigt, dass Frankreich wieder neue Atomkraftwerke bauen werde.

Der EPR in Flamanville hat sich bereits um mehr als zehn Jahre verzögert. Statt wie zuletzt geplant Ende 2022 soll er nun im zweiten Quartal 2023 mit Brennelementen beladen werden, da die Überarbeitung der Schweißnähte länger dauert als gedacht. Dadurch erhöhen sich die Kosten von zuletzt 12,4 Mrd. Euro auf 12,7 Mrd. Euro. Ursprünglich waren die Kosten des EPR, der eigentlich 2012 in Betrieb hätte gehen sollen, mit 3,4 Mrd. Euro veranschlagt worden. Der Rechnungshof schätzte 2020, dass sich das Projekt am Ende auf 19,1 Mrd. Euro verteuern könnte.

Der erste europäische EPR-Druckwasserreaktor ist Ende Dezember im finnischen Olkiluoto mit zwölf Jahren Verspätung in Betrieb gegangen. Die Kosten haben sich dadurch verdreifacht. Einer der beiden Reaktoren des weltweit ersten EPR-Projekts im chinesischen Taishan ist seit einem Zwischenfall im Sommer abgeschaltet. Gebaut wurde er von Framatome zusammen mit einem chinesischen Partner. Der Kraftwerksbauer, der auch Flamanville und Olkiluoto gebaut hat, gehört seit der Zerschlagung von Areva zu EDF.