Erbenfamilie baut Einfluss bei L'Oréal aus

Bettencourt Meyers erhalten Sperrminorität - Französischer Kosmetikkonzern kann Beteiligung an Sanofi behalten

Erbenfamilie baut Einfluss bei L'Oréal aus

wü Paris – Die Erben von Konzerngründer Eugène Schueller, die Familie Bettencourt Meyers, stärkt ihren Einfluss bei L’Oréal. Die Transaktion, auf die sich die weltweite Nummer 1 der Kosmetikbranche mit Nestlé aus der Schweiz geeinigt hat, ermöglicht es der Erbenfamilie, ihre Beteiligung von derzeit 30,6 % auf 33,31 % zu erhöhen und damit die Sperrminorität zu erreichen, ohne selbst in die Tasche greifen zu müssen. Keine öffentliche OfferteFür die Familie, aber auch den Kosmetikkonzern bietet die mit Nestlé, dem weltgrößten Lebensmittelkonzern, getroffene Vereinbarung zudem den Vorteil, dass die Bettencourts kein öffentliches Übernahmeangebot für L’Oréal abgeben müssen. Nach französischem Börsenrecht muss dies erfolgen, sobald die Beteiligung eines Aktionärs die Schwelle von 33,33 % erreicht. Die Transaktion, bei der L’Oréal von Lazard und BNP Paribas beraten wurde, ermöglicht es dem Kosmetikriesen darüber hinaus, seine Kriegskasse unangetastet zu lassen. Denn zur Finanzierung “wird kein Verkauf von Sanofi-Aktien, die von L’Oréal gehalten werden, notwendig sein”, betonen die Franzosen.L’Oréal ist mit 8,91 % des Kapitals größter Einzelaktionär des Pharmariesen. Im Zuge der Spekulationen um einen möglichen Ausstieg Nestlés bei L’Oréal hatten die Märkte gemutmaßt, der Konzern könne sich von der Beteiligung trennen, um den Kauf der Nestlé-Anteile zu finanzieren. Die Sanofi-Beteiligung, die rund 8,5 Mrd. Euro wert ist, hat L’Oréal 2013 Dividenden in Höhe von 327 Mill. Euro gebracht. Man sei sehr zufrieden mit der Situation, erklärte Konzernchef Jean-Paul Agon. Die Tatsache, dass er die Anteile nun nicht verkaufen musste, sichert ihm eine finanzielle Flexibilität, sollte er in Zukunft eine große Akquisition ins Auge fassen.Dabei will sich L’Oréal nach dem Ausstieg bei Galderma (siehe Kasten auf dieser Seite) ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Das auf die Behandlung von Hautkrebs und Akne spezialisierte Unternehmen, an dem die Franzosen zu gleichen Teilen wie Nestlé beteiligt waren, sei weit von dem Universum L’Oréals entfernt, sagte Agon. Die Labore seines Konzerns würden nur zu gesunder Haut forschen.Die Bettencourt Meyers und Nestlé versicherten, auch in Zukunft in Absprache miteinander handeln zu wollen. Die inzwischen entmündigte Konzernerbin Liliane Bettencourt (91) hatte Nestlé 1974 die Beteiligung an L’Oréal verkauft und im Gegenzug 4 % an Nestlé übernommen – aus Angst, die Sozialisten könnten in Frankreich an die Macht kommen und L’Oréal verstaatlichen. Verpflichtung besteht weiterSeit dem öffentlich ausgefochtenen Streit mit Tochter Françoise Meyers haben Gerüchte, Nestlé könne L’Oréal schlucken, französische Politiker regelmäßig nervös gemacht. Beide Konzerne hatten 2004 ihren Aktionärspakt bis Ende April 2014 verlängert. Er sicherte ihnen ein gegenseitiges Vorkaufsrecht zu. Dieses fällt nun weg, doch die von Nestlé eingegangene Verpflichtung, frühestens sechs Monate nach dem Tod Bettencourts aufzustocken oder zu verkaufen, bleibt bestehen.