Erwe Immobilien zieht es in den General Standard

Kapitalerhöhung und mindestens 25 Prozent Streubesitz geplant - Fokus auf Klein- und Mittelstädte - Am Airport Center beteiligt

Erwe Immobilien zieht es in den General Standard

hek Frankfurt – Das Immobilienunternehmen Erwe steht vor einer Kapitalerhöhung. 20 bis 30 Mill. Euro will die auf Gewerbeobjekte spezialisierte Gesellschaft mit dem Verkauf neuer Aktien einnehmen. Damit verbunden sei ein Wechsel in den Regulierten Markt und eine Ausweitung des Streubesitz-Anteils auf mindestens ein Viertel, kündigen die Vorstände Rüdiger Weitzel und Axel Harloff im Gespräch mit der Börsen-Zeitung an. Derzeit wird die Aktie im Freiverkehr gehandelt.Im Fokus von Erwe stehen “Gewerbeimmobilien mit Potenzial”. Damit sind vernachlässigte Objekte mit häufig hohem Leerstand gemeint, die revitalisiert und entwickelt werden, etwa durch Modernisierung, Nutzungsänderungen und Umbauten. Das ermögliche einen Bestandsaufbau mit niedrigen Einstandskosten, sagt Harloff, der von 2003 bis 2016 Vorstand der börsennotierten Adler Real Estate war. Erwe Immobilien konzentriert sich auf Klein- und Mittelstädte, wo die Immobilien günstiger sind als in Ballungszentren. Die Objekte befinden sich in Innenstadtlagen, vorzugsweise im Mix von Büro, Hotel und Einzelhandel.Die Freigabe des Emissionsprospekts erwartet der Vorstand für Dezember. Angestrebt wird eine Notierung im Börsensegment General Standard. Das setzt einen Free Float von mindestens 25 % voraus. Die neuen Aktien sollen bei institutionellen Investoren und dem Unternehmen nahestehenden Personen platziert werden. Die beiden Hauptaktionäre Weitzel und Harloff wollen sich nach eigenen Angaben mit je 3 Mill. Euro an der Kapitalerhöhung beteiligen. Derzeit halten sie über Zwischengesellschaften jeweils 44,6 % des Grundkapitals. 6,6 % liegen bei der Elbstein AG, die zu 75 % der Familie Ehlerding gehört, lediglich 4,2% befinden sich im Streubesitz.Weitzel, der früher als Geschäftsführer oder Vorstand für DeTe Immobilien, Adler Real Estate oder DIC Asset arbeitete, hat die Vorgängergesellschaft Erwe Real Estate 2007 gegründet. An die Börse kam das in Frankfurt ansässige Unternehmen über die Deutsche Technologie Beteiligungen (DeTeBe), einen Börsenmantel, in den das eigene Geschäft eingebracht wurde. Rechtswirksam wurde diese Transaktion am 2. Mai 2018. Der Erwe-Börsenwert bewegt sich bei 33 Mill. Euro, der Nettovermögenswert je Aktie wird mit 4,74 Euro angegeben. Flexible NutzungDer Zwischenabschluss per 30. September zeigt einen Buchwert der Immobilien von 101 Mill. Euro. Den Verschuldungsgrad (Loan to Value) gibt Harloff mit 52 % an. Angestrebt würden bis zu 60 %, was über dem Niveau vieler anderer Immobiliengesellschaften liegt. Für Bankfinanzierungen zahle Erwe im Schnitt 3,5 %.Das Portfolio umfasst die Immobilien Postgalerie Speyer, Königpassage Lübeck, Kaufhaus Krefeld, Business Park Friedrichsdorf und Frankfurt Airport Center. “Die Immobilien müssen vielfältig nutzbar sein”, umreißt Weitzel die Anforderungen. So werde ein Vier-Sterne-Hotel in die Postgalerie Speyer eingebracht und der Gastronomie-Anteil erhöht. Die Königpassage Lübeck soll zu einem innerstädtischen Dienstleistungszentrum werden mit Behörden, Hotel und Ärztehaus, und im Kaufhaus Krefeld entstünden moderne Büroflächen.Ein Langfristinvestment ist der im Frankfurter Umland gelegene Business Park Friedrichsdorf, der schnittweise analog zur Nutzernachfrage errichtet werden soll und dessen Projektvolumen auf 150 Mill. Euro veranschlagt wird.Als “Sonderfall” gilt das Frankfurt Airport Center, an dem sich Erwe neben dem laufenden Auftrag zur Projektentwicklung und -steuerung jetzt mit 10,1 % beteiligt. Durch die Entwicklung sei der Vermietungsstand von 60 % auf derzeit 80 % erhöht worden, sagt Weitzel. Neuer Haupteigentümer der Büroimmobilie ist die börsennotierte Godewind mit 89,9 %. Der Preis für das per Share Deal von der Investmentgesellschaft Madison International Realty und dem Investment Manager Peakside Capital erworbene Airport Center liegt bei 168 Mill. Euro. Das Closing wird zum Jahresende erwartet.