"Es gibt kein Chaos"
lis Frankfurt – Flugreisende müssen sich auch im laufenden Jahr auf Verspätungen einstellen, die Flugsicherung (DFS) erwartet erneut Engpässe am deutschen Himmel. Trotz einiger von Flugsicherung, Flughäfen und Airlines getroffener Gegenmaßnahmen gibt es nach wie vor zu wenig Lotsen und überlastete Verkehrsräume bei einem gleichzeitig wachsenden Flugverkehr.Erwartet wird, dass die Zahl der zu kontrollierenden Flugbewegungen 2019 um 3,4 % auf mehr als 3,5 Millionen steigt. Bis 2025 wird ein Anschwellen der Flugbewegungen auf mehr als 3,8 Millionen erwartet, erst dann dürfte auch mit der Ausbildung von Fluglotsen die Personallücke bei der Deutschen Flugsicherung geschlossen sein. Derzeit habe man 200 Lotsen zu wenig, sagt DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle bei der Vorlage der Jahresbilanz. Das bundeseigene Unternehmen beschäftigt derzeit 2 200 Fluglotsen. Verspätungen häufigerDie von der Flugsicherung verursachten Verspätungen sind deutlich gestiegen, von 0,5 Minuten 2017 auf 1,23 Minuten pro Flug im vergangenen Jahr. Damit lagen sie 2018 um ein Fünffaches über dem angestrebten Wert von 0,24 Minuten. Insbesondere der obere Luftraum ist über Deutschland so überlastet, dass täglich Hunderte Flüge in den darunter liegenden Luftraum verlagert werden, obwohl die Flugzeuge dort wegen des höheren Luftwiderstands mehr Sprit verbrauchen. 2018 gingen 30 % aller europäischen Flüge über den deutschen Luftraum, der aber nur 3,4 % des europäischen Luftraums ausmacht. Scheurle wehrte sich allerdings gegen den Begriff “Chaos”. “Es gibt kein Chaos. Wir schaffen als Flugsicherung Ordnung am Himmel, was allerdings manchmal Verspätungen generiert.”Obwohl sie deutlich mehr Flüge durch den deutschen Luftraum gelotst hat, hat die Flugsicherung im vergangenen Jahr weniger Umsätze verbucht. Die Erlöse sanken im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 % auf 1,18 Mrd. Euro. Die Zahl der DFS-kontrollierten Flüge war in der gleichen Zeit um 4,2 % gestiegen. Unter dem Strich wurde ein Verlust von 30,1 Mill. Euro erwirtschaftet, nach einem Gewinn von 30,8 Mill. Euro 2017. Als wichtigsten Grund nannte DFS-Chef Scheurle die durch EU-Regulierung abgesenkten Flugsicherheitsgebühren. Diese Entwicklung gehe auch im laufenden Jahr weiter, so dass Scheurle erneut einen Fehlbetrag erwartet. Belastet hat die Ergebnisrechnung 2018 aber auch die betriebliche Altersversorgung, die auf ein Volumen von insgesamt 4,8 Mrd. Euro kommt. Die Entwicklung am Kapitalmarkt hatte bei dem dafür vorgesehenen Fonds für Verluste von 30 Mill. Euro gesorgt, rechnete der DFS-Chef vor, was das Finanzergebnis auf -54 (i.V. -23) Mill. Euro gedrückt hatte. Kostensenkungen drohenScheurle verwies auch auf die Investitionen in Millionenhöhe, die Jahr für Jahr anfallen, um die 110 Mill. Euro waren es 2018. Investiert wird auch in neue Technologien. Trotz der Investitionen und der Kosten für die Ausbildung neuer Lotsen werde in der EU derzeit wieder über Kostensenkungen bei den Flugsicherungen diskutiert. Im Raum stehen Einsparungen von 10 % in den nächsten fünf Jahren. “Eigentlich wäre schon eine Nullrunde ambitioniert”, sagt Scheurle dazu.Positiv habe sich das kommerzielle Drittgeschäft entwickelt, in dem die DFS unter anderem Flughafen-Tower in Großbritannien betreibt. Bei einem Umsatz von 67 Mill. Euro wurde ein operativer Gewinn von 1,5 Mill. Euro erzielt.