Start-ups

Europäische Gründer wagen früh den Schritt in die USA

Europäische Start-ups sehen eine internationale Expansion oft als integralen Bestandteil des Geschäftsmodells. Vor allem die USA werden von vielen immer noch als attraktiver Markt ausgemacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Index Ventures.

Europäische Gründer wagen früh den Schritt in die USA

Viele Start-ups verordnen sich von Anfang an eine Strategie, die über den Heimatmarkt hinausgeht. Internationale Expansion wird nicht länger als späterer Meilenstein betrachtet, sondern ist vielmehr von Anfang an integraler Bestandteil des Geschäftsmodells. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Index Ventures, die als Venture Capital Partner unter anderem beim Zahlungsabwickler Adyen und dem Finanzdienstleister Revolut engagiert sind.

Bei der Entwicklung handele es sich um „einen fundamentalen Wandel in der Art und Weise, wie Technologieunternehmen aufgebaut werden“. Besonders europäische Gründer prägen demnach diesen „Born Global“-Ansatz, der die gesamte Branche verändere. Trotz geopolitischer Unsicherheiten zeige sich: „Der Ehrgeiz europäischer Start-ups ist größer denn je – sie denken global und agieren schneller.“

Silicon Valley und New York

Für die Untersuchung wurden die Expansionsmuster von über 500 europäischen VC-finanzierten Start-ups analysiert. Dazu kam laut Index Ventures eine Umfrage unter mehr als 140 Unternehmen sowie Interviews mit Gründern unter anderem von Supercell, Wiz, Pigment und ElevenLabs.

Immer mehr Start-ups aus Europa expandieren demnach bereits in sehr frühen Phasen in die USA: 64 % im Pre-Seed- oder Seed-Stadium. Zwischen 2015 und 2019 hatte dieser Wert nur bei 33% gelegen. Gründe für diesen Strategiewechsel seien unter anderem die starke Konzentration von Innovation im Silicon Valley im Zuge der KI-Revolution und die große Relevanz von US-Kunden.

„Europa hat – nicht zuletzt durch die TU in München und die ETH in der Schweiz – eine großartige Talentmaschine mit beeindruckender technischer Tiefe. Gleichzeitig skaliert der KI-Bereich in Lichtgeschwindigkeit – das bringt viele hiesige Gründer dazu, früh in die USA zu gehen und sozusagen zweigleisig zu fahren", erläutert Katharina Wilhelm von Index Ventures die Ergebnisse der Untersuchung. „Wer schneller handelt als der Wettbewerb, kann hier entscheidende Marktchancen für sich nutzen.”

Haupttreiber der Expansion in Richtung USA sei das Umsatzpotential des amerikanischen Marktes, sagen 76 % der befragten Gründer. US-Unternehmen seien technologieoffener, investierten schneller und verfügten über höhere Budgets als europäische Kunden. Der Kapitalzugang vor Ort folgt bei den Gründern erst an zweiter Stelle.

Die Untersuchung unter den Gründern wurde im ersten Quartal 2025 abgeschlossen. Seitdem ist die Stimmung in Richtung USA im allgemeinen eher schlechter geworden. „Auch wir haben natürlich von einigen wenigen Gründern gehört, dass sie ihren Frust über die USA äußern – und es gibt natürlich auch Fälle, bei denen sich Startups von der globalen Expansion abwenden“, sagt Wilhelm. Doch bei genauerem Hinsehen zeige sich ein anderes Bild: „Europas ambitionierteste Gründer sind heute entschlossener denn je, international zu wachsen – gerade angesichts der rasanten Entwicklungen im Bereich der KI. Wir sind überzeugt: Jetzt ist ein entscheidender Moment für die europäische Tech-Szene.“ Die Unternehmen, die ihn nutzen und global expandieren, werden laut Wilhelm diejenigen sein, die die größten Chancen von morgen ergreifen. "Der politische Kontext hat den Gründergeist nicht gebremst.“

Starkes Fundament

Start-ups aus Europa punkten bei US-Kunden mit hoher technischer Expertise bei gleichzeitig geringeren Kosten. Bei ihrer Expansion regional im Fokus ist die Gegend um San Francisco und das Silicon Valley sowie die Metropole New York. 46 % der Unternehmen, die zwischen 2020 und 2024 expandierten, entschieden sich für die Bay Area im Westen der USA – verglichen mit nur 28 % zwischen 2015 und 2019. New York ist wegen seiner Kundennähe und der für Europäer günstigeren Zeitzone beliebt.

„Was Europa vor zehn Jahren fehlte, war Erfahrung mit dem Aufbau großer Tech-Unternehmen“, wird Illka Paananen, Mitgründer und CEO des finnischen Spieleentwicklers Supercell, zitiert. „Heute gibt es in Europa Unternehmen mit enormer Skalierungserfahrung – das ist ein starkes Fundament für die nächste Gründergeneration.“

Gründer wagen früh den Sprung über den Atlantik

Internationale Expansion ist oft Teil des Geschäftsmodells

lis Frankfurt
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