Europas Champion im Blickpunkt
Mit dem ersten Pro-forma-Jahresabschluss ist der aus einer Fusion unter Gleichen hervorgegangene EssilorLuxottica-Konzern mit einem blauen Auge davongekommen. Mit der vereinten Preispower auf dem Markt werden für den laufenden Turnus Umsatzwachstum und ein stärkeres Ergebnisplus avisiert. wb Frankfurt – Was Siemens mit Alstom versucht hatte, ist nur wenigen Konzernen bisher gelungen: Europäische Champions gibt es abgesehen von Airbus bei Baustoffen mit der französisch-schweizerischen LafargeHolcim, mit Air France-KLM in der Luft und in der Stahlindustrie mit der 2001 gegründeten Arcelor, die später von Mittal übernommen wurde. Und vor Augen: Im Januar 2017 vereinbarte Luxottica aus Mailand, der weltweit führende Brillenkonzern und Eigentümer etwa von Ray-Ban, Oakley und Sunglass Hut den Zusammenschluss mit Essilor aus Charenton-le-Pont bei Paris, dem global größten Linsenhersteller.Nach einer eingehenden Prüfung genehmigte die EU-Wettbewerbskommission die 46 Mrd. Euro schwere Aktientransaktion (inklusive Schulden) zu EssilorLuxottica nach nur einem Jahr ohne Auflagen. Brüssel kam zu dem Schluss, dass die anfänglichen Bedenken, nämlich dass die Unternehmen gemeinsam die Preise erhöhen oder die Auswahl für Optiker und Kunden einschränken könnten, unbegründet waren.Jetzt legt der seit Oktober vereinte Konzern seine ersten Jahreszahlen vor. Die sehen aus Investorensicht allerdings nicht so gut aus, die Aktie gab in Paris zum Wochenschluss um über 6 % nach. Der Kurs ist seit der Zusammenlegung um ein Sechstel eingeknickt. Jetzt wurde zudem der für das Frühjahr erwartete Kapitalmarkttag auf September verschoben, was Investoren kritisch beäugen. Und die Zahlen der beiden Teile des neuen Ganzen werden erstaunlicherweise noch separat präsentiert. Gewinn geht zurückDer vereinte Brillenhersteller meldet für das Fusionsjahr auf bereinigter Basis einen Gewinnrückgang, hat aber für 2019 in Umsatz und Ergebnis Wachstum vor Augen. Im laufenden Jahr soll der Umsatz wechselkursbereinigt um 3,5 bis 5 % steigen. Der bereinigte Nettogewinn soll stärker zulegen. Dabei setzt das Management auf Kostensynergien aus der Fusion von 420 Mill. bis 600 Mill. Euro pro anno im operativen Ergebnis. Dieses Ziel soll in fünf Jahren erreicht sein. Die Umsatzsynergien sollen 200 Mill. bis 300 Mill. Euro erreichen. Das Nettoergebnis des französisch-italienischen Konzerns stieg 2018 zwar von 1,04 Mrd. auf 1,16 Mrd. Euro. Bereinigt um Sondereffekte fiel der Gewinn aber um 1,7 % auf 1,87 Mrd. Euro. Der bereinigte Pro-forma-Umsatz gab leicht auf 16,2 Mrd. Euro nach. Wechselkursbereinigt seien die Einnahmen aber um 3,2 % gestiegen. Als Dividendenzahlung sind 2,04 Euro je Aktie vorgesehen.Davon profitiert in erster Linie Leonardo Del Vecchio, der als reichster italienischer Unternehmer gilt. Der 83-Jährige hält über sein Vehikel Delfin 38,9 % an dem Konzern (Stimmrechtsbeschränkung von 31 %). Weitere 4,9 % liegen bei der Belegschaft. Der größere Rest ist im Streubesitz. Nach der Einbringung der Beteiligung von 62,4 %, die Delfin an Luxottica hielt, in Essilor wurde Letztere dann zur Mutter.Auf drei Jahre war die Führung festgelegt worden: Del Vecchio, zuvor Executive Chairman von Luxottica, ist dies auch nach der Fusion. Hubert Sagnières, vorher CEO von Essilor, ist Vice-président Directeur général délégué mit gleichen Befugnissen wie der Executive Chairman. Co-CFO sind Hilary Halper von Essilor und Stefano Grassi, sein Kollege aus Italien. Luxottica hatte sich gerade wie berichtet von der Mailänder Börse verabschiedet, wo sie 20 Jahre notiert war.In Deutschland liebäugelt der Konzern mit Brille24, die sich Pionier im E-Commerce für Augenoptik nennt. Geld ist in der Kasse, lag der freie Cash-flow 2018 doch bei 1,8 Mrd. Euro. Das ist etwas weniger als die Nettoschulden zum Bilanzstichtag. Vom Umsatz entfielen 8,4 Mrd. Euro auf Nordamerika, 4,0 Mrd. auf Europa, 7 Mrd. auf Asien und 1,0 Mrd. auf Lateinamerika. Linsen (Essilor) steuerten 6,3 Mrd. Euro zum Umsatz bei, die Retailsparte von Luxottica sorgte für 5,7 Mrd. und deren Großhandel für 3,1 Mrd. Am stärksten unter den größeren Sparten gewachsen sind währungsbereinigt Sunglasses & Readers mit 7,6 %. Regional war das Wachstum währungsbereinigt in Asien und Lateinamerika am stärksten.