Evonik-Aktionäre gegen virtuelle Hauptversammlung
Evonik-Aktionäre zeigen sich unzufrieden
Kritik an virtuellem HV-Format – Aufsichtsratschef Tönjes kassiert schwaches Wahlergebnis
ab Düsseldorf
Es waren nur vier Aktionäre, die sich in der Hauptversammlung (HV) von Evonik zu Wort meldeten. Allen Rednern gemein war jedoch die ablehnende Haltung gegenüber dem virtuellen HV-Format. Vorstandschef Christian Kullmann hatte in seiner Rede zwar darauf abgehoben, dass die Entscheidung für das virtuelle Format in diesem Jahr nicht als Entscheidung gegen eine Präsenzveranstaltung zu verstehen sei. Zugleich machte er sich jedoch für das gewählte Format stark.
Die virtuelle Veranstaltung sei nicht nur günstiger als eine Präsenzveranstaltung, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten attraktiver. Zudem sei schwer nachzuvollziehen, wenn Unternehmen das digitale Zeitalter ausriefen und dann zugleich auf die digitale Hauptversammlung verzichteten. Eine von den Aktionären alternativ ins Spiel gebrachte hybride Hauptversammlung wertete Kullmann als schlechteste aller Optionen. Letztlich versprach die Verwaltung, die Erkenntnisse aus der diesjährigen Veranstaltung auszuwerten und erst im Anschluss eine Entscheidung für das kommende Jahr zu treffen. Dabei würden auch die Anmerkungen der Aktionäre berücksichtigt, sagte Aufsichtsratschef Bernd Tönjes.
In den in diesem Jahr turnusgemäß anstehenden Aufsichtsratswahlen hatte sich auch Tönjes zur Wiederwahl gestellt. Mit einer Zustimmung von 82,44% schnitt der Chef der RAG-Stiftung, die mit 56% größte Einzelaktionärin des Chemiekonzerns ist, vergleichsweise schwach ab. Noch bitterer fiel das Ergebnis für Angela Titzrath aus, die nur mit 66,23% wiedergewählt wurde. Hingegen stieß Christian Kohlpainter, der neu in den Aufsichtsrat einzieht und sich in seiner Rolle als Vorstandschef von Brenntag derzeit ein Scharmützel mit Aktionärsaktivisten liefert, mit 92,69% am besten ab. Wenig erbaulich fiel auch das Abstimmungsergebnis zum Vergütungsbericht aus. Er wurde mit lediglich 73,78% angenommen.
Ulrich Hocker, der für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sprach, monierte zudem die Kursentwicklung der Aktie. Das Dividendenpapier war 2013 zu 33 Euro emittiert worden und hat den Ausgabekurs seither nie erreicht. Kullmann zeigte sich ob der schwachen Kursentwicklung ebenfalls ernüchtert, eine Erklärung hatte der Firmenchef jedoch auch nicht zur Hand.
Dass Evonik für 2022 eine unveränderte Dividende von 1,17 Mill. Euro ausschüttet, kam nicht überall gut an, zumal die Dividende den Jahresüberschuss der AG überstieg. Kullmann rechtfertigte das Vorgehen mit Verweis auf den Free Cashflow, der 2022 deutlich über der Ausschüttungssumme lag. Dass die Dividende den Jahresüberschuss übersteige, liege einzig an den vorgenommenen Impairments. Zudem sei Dividendenkontinuität ein Wert an sich. Damit Unterscheide sich Evonik von Wettbewerbern.