Evonik-Aktionäre beklagen Kursschwäche
ab Essen – Mit der positiven operativen Entwicklung, einer unveränderten Dividende und der Aussicht auf zumindest stabile Ergebnisse im laufenden Turnus – trotz der unübersehbaren konjunkturellen Herausforderungen – war eigentlich der Boden für eine harmonische Hauptversammlung von Evonik bereitet. Einziges Haar in der Suppe: die enttäuschende Kursentwicklung der Aktie.Doch nicht nur die Aktionäre machten ihrem Frust ob der ausgeprägten Underperformance des MDax-Werts in der Hauptversammlung Luft. Gleich zu Beginn seiner Rede stellte Evonik-Chef Christian Kullmann klar, dass auch der Vorstand mit der Kursentwicklung “alles andere als zufrieden” sei. Das ist wenig verwunderlich, hat die Aktie im abgelaufenen Turnus doch nicht nur deutlich schwächer als der MDax abgeschnitten, sondern auch im Branchenvergleich. Wie Kullmann ausführte, verlor der Stoxx-Index der Chemiewerte 2018 rund 16 % an Wert, zeitgleich büßte Evonik 31 % ein. Immerhin: Seit Jahresbeginn habe sich die Entwicklung etwas zugunsten von Evonik verschoben, hob der Manager hervor.Während der Evonik-Chef die Ursachen vorwiegend in dem von politischer Unsicherheit geprägten Umfeld und der aufgekommenen Angst vor einem konjunkturellen Abschwung verortete – Letzteres bekommen die frühzyklischen Chemiewerte besonders zu spüren -, stellten die Aktionäre aber auch auf andere Faktoren ab.Nach Einschätzung von Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) steht die Kursentwicklung in direktem Zusammenhang mit der RAG-Stiftung, die noch immer gut 64 % der Anteile hält. Folgerichtig wollte er von Aufsichtsratschef Bernd Tönjes – im Hauptberuf Vorstandschef der RAG-Stiftung – wissen, wann und in welchem Umfang sich die Stiftung von weiteren Aktien zu trennen gedenke. “Es ist keine unmittelbare Platzierung geplant”, erklärte Tönjes und beteuerte die bekannte Haltung der Stiftung, “langfristig signifikant beteiligt bleiben” zu wollen.Kritik gab es auch an der Ämterhäufung von Aufsichtsratsmitglied Peter Spuhler. Der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Stadler Rail bringe es ohne Doppelzählung der Vorsitze auf 23 Aufsichtsmandate, monierte Hocker und forderte Spuhler auf, die Anzahl seiner Mandate zu reduzieren. Seine Forderung untermauerte der Kleinaktionärsvertreter mit Hinweis darauf, dass Spuhler nur an 60 % der AR-Termine anwesend war. Diesen Vorwurf wollte Tönjes jedoch nicht im Raum stehen lassen. Es gebe keine Zweifel daran, dass Spuhler seine Aufsichtstätigkeit bei Evonik “mit vollem Engagement” wahrnehme. Der Zugbauer Stadler Rail hat im April einen erfolgreichen Börsengang absolviert. Neben Spuhler gehört auch die RAG-Stiftung zu den Großaktionären.