Neue Produktionsanlage

Evonik dringt tiefer in US-Halbleitermarkt vor

Evonik will im US-Bundesstaat Michigan künftig kolloidale Kieselsäure herstellen – der Rohstoff ist für die Produktion von Mikrochips zentral. Wie an anderen Standorten macht sich der Chemiekonzern dabei staatliche Hiffen zunutze.

Evonik dringt tiefer in US-Halbleitermarkt vor

Evonik baut neue US-Anlage

Chemiekonzern will wichtigen Rohstoff für Halbleiter fertigen – Förderung aus Michigan

xaw New York

Der Spezialchemiekonzern Evonik weitet seine Investitionen in Nordamerika aus. Das Unternehmen baut an seinem Standort in Weston im Bundesstaat Michigan eine neue Anlage zur Herstellung von ultrahochreinem kolloidalem Siliziumdioxid – der auch als Kieselsäure bekannte Rohstoff bildet einen wichtigen Bestandteil in der Produktion von Mikrochips. Bisher gibt es nur wenige Anbieter im Markt, die das Material zuverlässig in der erforderlichen Qualität und Reinheit herstellen können.

Gefährliche Abhängigkeiten

Die USA trachten wie die Europäische Union danach, die eigene Halbleiterproduktion durch umfangreiche staatliche Subventionen anzukurbeln und ihre Abhängigkeiten entlang der Lieferkette verringern. Rund 80% der globalen Fertigung finden bisher in Asien statt, insbesondere eine chinesische Invasion Taiwans – der Heimat des weltgrößten Chip-Auftragsfertigers TSMC – gilt in der Branche als Schreckensszenario. Washington will dem mit dem 2022 verabschiedeten, insgesamt 280 Mrd. Dollar schweren Chips and Science Act vorbauen, aus dem rund 53 Mrd. Dollar direkt an Halbleiterhersteller fließen sollen.

Doch auch auf bundesstaatlicher Ebene werden zunehmend Förderungen für die Chipproduktion verfügbar – was sich Evonik nun bei der neuen Kieselsäure-Anlage zunutze macht. Das Michigan Business Development Program schießt für das Projekt 900.000 Dollar zu, die Gesamtinvestitionen sollen sich bis zur Inbetriebnahme im kommenden Jahr auf 7,9 Mill. Dollar belaufen.  „Damit können wir unseren Kunden in Zukunft zusätzliche Lieferoptionen und eine noch bessere Versorgungssicherheit bieten“, sagt Christian Edlinger, Leiter der Region Americas im Geschäftsgebiet Silane. Die demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer zeigte sich erfreut über die "Expansion von Evonik" am Standort in Weston, an dem der Konzern bereits weitere Materialien für die Halbleiterindustrie fertigt.

Andernorts profitiert der Spezialchemiekonzern bereits in deutlich größerem Umfang von US-Subventionen. Im März lud Evonik zum Spatenstich für eine neue Anlage zur Produktion pharmazeutischer Lipide, die in Lafayette im Bundesstaat Indiana entsteht. Das dortige Werk kaufte der Konzern dem US-Pharmariesen Eli Lilly im Jahr 2010 ab. Die Moleküle, die Evonik dort herstellen will, haben aufgrund ihrer Rolle als zentraler Bestandteil mRNA-basierter Impfstoffe seit der Coronakrise stark an Bedeutung gewonnen. Die Nachfrage ist gegenüber der Hochphase der Pandemie zwar abgeflaut. Die Chemie- und Pharmabranche setzt aber auf neue Anwendungsbereiche von mRNA - zum Beispiel in der Krebstherapie.

Hohe Subventionen in Indiana

Insgesamt soll das Evonik-Projekt in Lafayette 220 Mill. Dollar kosten, davon kommen 150 Mill. Dollar aus Hilfen der Bundesbehörde Barda, die für den Kampf gegen große Gesundheitsbedrohungen zuständig ist. Das Vorhaben wird außerdem von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Indiana Economic Development Corporation, der Handelskammer von Greater Lafayette und dem Energieversorger Duke Energy unterstützt.

Evonik-CEO Christian Kullmann prognostizierte zu Baubeginn, der Subventionswettlauf zwischen den USA und Europa werde in den kommenden Jahren noch an Fahrt gewinnen. Die Vereinigten Staaten stoßen dabei neben Gesetzespaketen wie dem Chips Act oder dem in Deutschland kontrovers diskutierten Inflation Reduction Act eben immer wieder auch große Einzelvorhaben an.

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