Evonik in schwerem Fahrwasser
Evonik schraubt an Prognose
Großvolumige Geschäfte unter Druck – Cashflow positiv
ab Düsseldorf
Evonik ist mit einem satten Gewinneinbruch in den neuen Turnus gestartet. „Der Jahresauftakt war sogar noch etwas weniger schön, als ohnehin schon befürchtet“, kommentierte Vorstandchef Christian Kullmann den Zwischenbericht. Die Folge: Die Prognose für das bereinigte operative Ergebnis wird an den unteren Rand des von 2,1 bis 2,4 Mrd. Euro reichenden Zielkorridors gerückt. Im Vorjahr hatte der Chemiekonzern operativ noch 2,5 Mrd. Euro verdient.
Doch auch die neue Vorgabe ist kein Selbstläufer, brach das bereinigte Ebitda im Berichtsquartal doch um 44% auf 409 Mill. Euro ein. Im Laufe des Quartals habe sich jedoch eine Erholung abgezeichnet. Zu schaffen macht Evonik insbesondere der Preisdruck in den großvolumigen Geschäften von Animal Health und Performance Intermediates (C4-Produkte). An Bereinigungen fielen 47 Mill. Euro an, die auf das Konto von Restrukturierungen sowie Wertberichtigungen gingen.
Zwar weist Evonik trotz der schwachen Ergebnisentwicklung für das Berichtsquartal einen positiven freien Cashflow aus, doch lässt Finanzchefin Maike Schuh keine Zweifel an der Dringlichkeit zu sparen: „Wir brauchen viel Disziplin im Umgang mit unserem Umlaufvermögen und bei den Investitionen. Jetzt müssen wir alle an einem Strang ziehen und zeigen, dass wir auch in schwierigem Fahrwasser bestehen können“, mahnt Schuh. Infolgedessen werden die Investitionen in Sachanlagen 2023 auf 900 (zuvor: 975) Mill. Euro gekürzt.
Hat sich Evonik für den laufenden Turnus Einsparungen bei den Berater- und Reisekosten sowie Disziplin bei Neueinstellungen im Volumen von insgesamt 250 Mill. Euro verordnet, werde sich der Großteil erst im weiteren Jahresverlauf realisieren lassen, heißt es.
Festgehalten wird an Zerschlagung und Verkauf der Division Performance Materials. Für das Geschäft mit Superabsorbern, dem Hauptbestandteil von Windeln, ist der Bieterprozess angelaufen. Hier könnte sich auszahlen, dass sich die Verkaufspreise im Berichtsquartal leicht erhöhten. Weniger günstig sieht für die Geschäftseinheit Performance Intermediates aus. Hier standen im Auftaktquartal nach den Angaben nicht
nur die Absatzmengen, sondern auch
die Verkaufspreise unter Druck. In zwei bis drei Monaten, hatte Schuh im April angekündigt, sei das Geschäft verkaufsbereit.
Die Division Performance Intermediates war es auch, die im Berichtsquartal mit einem Umsatzrückgang um 16% und einer Ebitda-Marge von 5,2 (i.V. 9,7)% am schwächsten abschnitt. Die Division Nutrition & Care litt unter dem wegbrechenden Methionin-Geschäft. Der Spartenumsatz gab um 15% nach, die operative Umsatzrendite schmierte auf 8,6 (21,4)% ab. Um dem Problem im Geschäft mit Aminosäuren Herr zu werden, hat Evonik Anfang April den Abbau von 200 Stellen sowie die Optimierung der drei globalen Anlagen angekündigt. Die fallenden Preise illustrierten die Dringlichkeit dieser Maßnahe, heißt es jetzt.
In der Division Specialty Additives gingen die Absatzmengen noch kräftiger zurück als im Vorquartal. Der Umsatz gab um 12% nach, die Marge reduzierte sich auf 18,2 (24)%. Mit einem Umsatzrückgang um 7% und einer auf 13,8 (16,5)% verringerten Marge kam die Sparte Smart Materials am glimpflichsten davon. Hier gelang es, rückläufigen Absatzmengen Verkaufspreissteigerungen entgegenzusetzen.